Alice Madness Returns

Getestetes System: PC
Weitere Systeme: -
Kategorie: 3D Shooter
VÖ: 2011
Entwicklungsstudio: Spicy Horse
Publisher: Electronic Arts
Alterseinstufung: 16+
   
Test von: Hermann
Version: (UK)
Spracheinstellung: Deutsch


Beschreibung

Nach den verstörenden Erlebnissen ihrer Kindheit, einem Hausbrand bei dem ihre Eltern ums Leben gekommen sind, und ihrer Flucht ins Wunderland, versucht Alice ihr Leben mit Hilfe eines Psychiaters wieder in den Griff zu bekommen.

Allerdings wird sie bei einer Sitzung von schrecklichen Bildern geplagt, das Wunderland verändert sich zu einer gewalttätigen und blutigen Schreckensvision. Nach der Sitzung streift sie ziellos durch die Räume des Waisenhauses, in welchem sie nach den Erlebnissen des Vorgängers gelandet ist.


Grafik ( 7 / 10 ):

Auf dem Papier, beziehungsweise der Rückseite der Packung, sehen die Grafiken noch richtig gut aus, im Spiel kommt jedoch schon bald Ernüchterung. Doch der Reihe nach. Zu Beginn im Waisenhaus ist die komplette Grafik in S/W gehalten, zusammen mit dem realistischen aber doch stark überzeichneten Grafikstil ergibt sich ein sehr stimmungsvoller Spieleinstieg. Auch nach dem Wechsel in das Wunderland zeichnet die Grafik ein sehr verstörtes Bild von Alice Traumwelt.

Zumindest dem Schreiber dieser Zeilen ist eine stimmungsvolle Darstellung der Spielwelt wichtiger, als hochauflösende Texturen, genaueste grafische Details und supertolle Effekte. So weit, so gut. Warum aber ein Spiel das eher den Durchschnitt als den neuesten Stand der Technik repräsentiert, so dermaßen ruckelt und zuckelt, ist völlig unverständlich. Selbst auf einem PC der weit über der empfohlenen Konfiguration liegt, ist das Spiel nicht flüssig spielbar. In manchen Szenen lag es sogar weit unter der spielbaren Grenze von 20 bis 25 fps, selbst das Setzen aller Optionen auf ein Minimum half nichts.

Da hilft es dann auch nichts, daß sowohl 3D Vision als auch PhysX in den Optionen aktiviert werden kann. Bei diesem Geruckel möchte das sicherlich kaum jemand nutzen. Glücklicherweise beschränken sich diese Probleme auf einzelne wenige Szenen, im allgemeinen ist das Spiel durchaus spielbar auch wenn es immer mehr oder weniger stark ruckelt.

Ein weiteres Ärgernis ist die schlechte Kamera. Diese ist sowohl in der Schulter-, wie auch in der Egoperspektive, ziemlich zickig. Wirklich Schade das der gelungene Grafikstil so durch handwerkliche Fehler ruiniert wird.


Sound & Musik ( 8 / 10 ):

Die Musik ist dafür sehr gut, schon am Anfang im Waisenhaus erklingen schwere und deprimierende Töne aus den Lautsprechern, langsame Streicher und ein Piano sorgen für gedrückte Stimmung. Auch im weiteren Verlauf glänzt das Spiel durch stimmungsvolle und passende klangliche Untermalung. Allerdings stören auch hier technische Probleme, welche völlig unnötig sind. Teilweise gibt es Aussetzer im Sound, unverständlicherweise passiert das sogar im Einstellungsmenü. Solche Fehler sollten eigentlich bis zum Release eines Spieles ausgemerzt sein, oder zumindest schnell nach Erscheinen gepatcht werden.

Auch die Audioeinstellungen funktionieren nicht richtig oder haben nicht den gewünschten Effekt. Vor allem das Ändern der Sprachlautstärke bringt kaum etwas. Egal wie man es dreht und regelt, die Sprachausgabe ist an manchen Stellen viel zu leise. Stellt man sie jedoch lauter, hat das nur teilweise Auswirkungen, einige Stellen werden dann brüllend laut, andere Stellen bleiben jedoch weiterhin viel zu leise. Wenigstens gibt es Untertitel, so kann man das wenigstens verschmerzen.

Erfreulicherweise sind die deutschen Sprecher sehr gut ausgewählt. Allen gelingt es ihren, teils geistig wohl schwer verstörten Charakteren, Leben einzuhauen und diese glaubwürdig darzustellen. Die deutsche Übersetzung paßt jedoch nicht immer zum Setting, es ist wohl unwahrscheinlich daß im deutschen der Ausdruck ‘gekillt’ in der Epoche verwendet wurde in der das Spiel angesetzt ist.


Singleplayer ( 3 / 10 ):

Und wieder mal versucht ein Hersteller vorbildlich die ehrlichen Käufer zu vertreiben. Die DVD Version braucht einen Origin Account um zu starten. Wer das nicht installieren will hat Pech gehabt. Oder kauft das Spiel besser gleich über Steam falls vorhanden, das erscheint zumindest vertrauenswürdiger als Origin. Das bedeutet leider auch, daß selbst die DVD Version nicht mehr installiert und gespielt werden kann sobald EA die Server abschaltet oder das Spiel einfach nicht mehr supporten will. Da es sich um ein Einzelspieler Spiel handelt, gibt es dafür eigentlich keinen Grund warum der beigelegte Key unbedingt an ein Online Konto gekoppelt werden muß. Aber den Raubkopierern wird das wie immer egal sein.

Nachdem also der erste Eindruck schon mal arg daneben ging, zeigt der Anfang jedoch schon einen besseren Eindruck. Alice wandert ziellos durch das Waisenhaus und in die Stadt. Schnell zeigt sich daß die Welt in der Alice lebt keine schöne ist. Die anderen Kinder halten sie für einen verrückten Elternmörder, der wieder zurück in die Irrenanstalt gehört. Aber auch die ganze Gesellschaft ist kein bißchen besser. Zwielichte Gestallten stehen an den Straßenecken, Frauen bieten persönliche Dienste an und ein Polizist prügelt auf einen hilflos am Boden liegenden Menschen ein.

In all dem Dreck und Abschaum taucht auf einmal eine weiße Katze auf und lockt Alice durch die schmutzigen Gassen. Neugierig wie sie nun mal ist, ignoriert sie völlig daß kleine plüschige Tiere sie immer nur in Probleme reinziehen. Natürlich landet Alice, wie sollte es anders sein, im Wunderland. Dieses ist aber nur noch ein höllisches Abbild seiner selbst.

Das Spielprinzip ähnelt dem Vorgänger oder jedem anderen Shooter, wobei die Anzahl der Gegner meistens recht überschaubar bleibt. Alice läuft durch das Wunderland und erledigt kleine Aufträge, so gilt es zum Beispiel Dinge zu finden und aufzusammeln. Das bedeutet aber nichts anderes, als einen Abschnitt durchzuspielen und am Ende einen Gegenstand einzusammeln. Mehr darf man sich davon nicht erwarten, knackige Rätsel gilt es dabei auch nicht zu lösen.

Unterwegs sind dabei Sprungpassagen zu überwinden und der eine oder andere Gegner auszuschalten. Bewaffnet ist Alice mit einem Küchenmesser, im Laufe der Zeit sammelt sie weitere Waffen ein und kann diese auch verbessern. So gibt es eine Pfeffermühle mit der auch weiter entfernte oder fliegende Feinde angegriffen werden können.

Die Geschichte verläuft dabei weitgehend linear, für etwas Abwechslung sorgen versteckte Gegenstände zum Einsammeln. So finden sich Erinnerungen an Alice Vergangenheit, fliegende Schweineschnauzen und Flaschen mit Medizin. Die Schweineschnauzen verstecken sich dabei an besonders gemeinen Stellen. Da sie auch fliegen können, sind sie fast überall verborgen. Während die Erinnerungen und Flaschen nicht viel bringen, gibt es durch das Finden der Schweineschnauzen kleine Belohnungen wie zum Beispiel extra Zähne. Diese gibt es fast überall in den Spielabschnitten zu finden. Mit diesen lassen sich dann Upgrades für die einzelnen Waffen kaufen.

Eine weitere Fähigkeit von Alice ist, daß sie sich schrumpfen lassen kann. In dieser Form kann sie durch kleine Durchgänge schlüpfen um die dort versteckten Items zu finden. Auch sieht sie die Welt in geschrumpfter Form mit anderen Augen, so erkennt sie geheime Hinweise oder sonst unsichtbare Plattformen.

Trotz all dieser Möglichkeiten, ist das Spiel sehr linear. Den einzelnen Levels bieten selten mehrere Wege um sie zu beenden, im besten Fall darf man mal entscheiden welchen von zwei Gegenständen man zuerst holt. Auch die Geschichte verliert schnell an Fahrt, Alice läuft von einer Absonderlichkeit zu nächsten, ohne daß sich irgendein Fortschritt bemerkbar macht oder ein Spannungsbogen aufbaut.

Eine nette Abwechslung bieten die kleinen Zwischenabschnitte welche an 2D Jump & Run oder Vertikalshooter erinnern. Obwohl beide Spielprinzipien sehr unterschiedlich sind, sind sie gut in die Geschichte vom Wunderland eingebunden und unterstreichen hervorragend wie verrückt diese Welt geworden ist.

Die Steuerung reagiert im gesamten Spiel ziemlich träge, gerade bei den Sprungpassagen stört das ziemlich. Auch bei Kämpfen reagiert das Spiel nur äußerst widerwillig auf die Ausweichtaste. Dadurch wird man viel zu oft getroffen oder Alice weicht im schlimmsten Fall zu spät aus oder springt sogar in einen Abgrund. Zumindest mit Tastatur und Maus wird das Spiel damit ziemlich schwierig und frustrierend, anscheinend wurde das Spiel primär in Hinsicht auf Konsolen, also Gamepad Steuerung, entwickelt. Manchmal kommt die Steuerung sogar ganz durcheinander, da läuft Alice dauerhaft unmotiviert nach links obwohl keine Taste gedrückt wird. Oder plötzlich kann nicht mehr zwischen den Waffen gewechselt werden.

Auch andere Fehler verderben den Spielspaß, teilweise muß als Workaround in den config files des Spieles geändert werden. An einer Stelle funktioniert die Abwehr von Geschossen mit Alice Regenschirm nicht. Ohne diese Fähigkeit kommt man aber im Spiel nicht weiter. Zum Glück gibt es im Internet Anleitungen wie man das Problem in den meisten Fällen lösen kann. Einige Spieler haben aber Pech und sitzen mit einem unlösbaren Fehler fest, das Geld fürs Spiel ist dann natürlich futsch. Wie so oft in solchen Fällen scheint der Hersteller kein Interesse an einem Patch zu haben.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

Alice Madness Returns ist wie sein Vorgänger ein herrlich abgefahrenes und verrücktes Spiel. Im Gegensatz zu diesem wurde die Steuerung aber ziemlich vermurkst. Auch die zahlreichen Fehler der PC Version machen das Spiel eigentlich unspielbar. Hätte EA mehr Aufwand in Fehlerbehebung anstatt in Kundengängelung gesteckt, wäre Alice sicherlich ein tolles Spiel geworden. So kann man eigentlich nur abraten.


Wertungsübersicht:

System: PC
Grafik: ( 7 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 3 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Gameplay Video