Das schwarze Auge - Blackguards

Getestetes System: PC
Weitere Systeme: Mac OS
Kategorie: Rundentaktik
VÖ: 2014
Entwicklungsstudio: Daedalic Entertainment
Publisher: Daedalic Entertainment
Alterseinstufung: 12+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Deutsch


Beschreibung

Nach einigen erfolgreichen Adventures in der Spielwelt des Schwarze Auge Rollenspielsystems, versucht der neueste Streich von Daedalic etwas anderes. Das Abenteuer erfolgt in Reihe vieler Rundentaktikkämpfe, welche fern an das System von X-Com erinnern.

Die Story beginnt etwas banal, der eigene frei erstellbare Charakter wird des Mordes an Prinzessin Elanor beschuldigt und kann gerade noch vor der Hinrichtung fliehen. Zusammen mit mehreren aufgesammelten Mitstreitern gilt es die Wahrheit hinter der Untat herauszufinden und die eigene Schuld zu klären.


Grafik ( 6 / 10 ):

Die Grafik von Blackguards ist zwar insgesamt sehr stimmig und passt zu der Welt des Schwarzen Auges, ist aber kein Grafikblender. Auch wenn es erst wenige Jahre alt ist, war die Zeit nicht gnädig zum Spiel. Die kantige Welt wird von wenig detailliert wirkenden Texturen bevölkert. Die Städte und Dörfer werden wie in einer alten Managersimulation in einer 2D Grafik dargestellt. Verschiedene Händler und Personen stehen herum und können angeklickt werden. Dann erscheint entweder ein Dialogfenster oder ein Auswahlfenster eines Händlers.

Auf der Weltkarte gibt es auch nicht viel zu sehen. Einige gezeichnete Wolken fliegen durchs Bild, mehr gibt es aber nicht an Animationen. Die eigene Gruppe wird nur durch einen blinkenden Punkt dargestellt, der dann über die Karte fährt. Eine animierte Reisegruppe in schöner Landschaft ist hier nur ein Traum. Funktional ist das Stichwort.

Etwas hübscher sind die Kampfgebiete, welche ähnlich einem Diorama dargestellt werden. Mit dem Mausrad lässt sich der Winkel einstellen mit welchem der Blick auf das Geschehen erfolgt. Mit der Tastatur kann in alle Richtungen gescrollt werden. Meisten ist die Ansicht von oben jedoch die beste, diese bietet die größte Übersicht.

Dabei nervt, dass man aus dem Spielfeld nicht herauszoomen kann. Bei breiten Karten können Schüsse von Gegnern deswegen nicht nachverfolgt werden. Das Spiel stellt zwar dar, wie der Gegner schießt, aber der Pfeil fliegt dann aus dem Bildbereich. Wer getroffen wurde oder welche Auswirkungen es gab, wird dann nur aus dem Kampf-Log ersichtlich. Das ist keine Katastrophe, macht das Ganze aber unübersichtlich.

Dafür sind die einzelnen Aktionen nett animiert, die Kämpfer wuseln flink über die Hexfelder und greifen mit schönen Bewegungen an. Auch die Zauber sind durch reichliche Lichteffekte und Animationen hervorgehoben. Die Landschaft sieht dagegen etwas langweilig und wenig detailliert aus.

Der Tiefpunkt sind die Zwischensequenzen. Diese sind nicht besonders hübsch anzusehen. Dafür sorgt vor allem die teilweise fehlende Animation der Lippen bei den Sprechern und die Abwesenheit jeglicher Mimik.

Zur Krönung kommen noch zahlreiche Grafikfehler: Unsichtbare Charaktere und Gegner verwirren, Kisten oder Absperrungen verschwinden im Kampfbildschirm. Und in seltenen Fällen irritieren wild blinkende Figuren. Wegen der Grafik wird sicherlich niemand Blackguards spielen.


Sound & Musik ( 8 / 10 ):

Besser schlägt sich das Spiel bei der Vertonung. Es gibt eine nette und passende Musik, die schön im Hintergrund bleibt. Damit werden die Kampfbildschirme untermalt, aber auch in den Städten trägt sie zur Stimmung bei. Diese könnte auch für eine Pen & Paper Runde verwendet werden. In der Retailpackung liegt sogar eine CD bei.

Die deutschen Sprecher sind gut und passend zu den Personen ausgewählt und machen eine gute Arbeit. Grad für ein deutsches Rollenspielsystem ist es schön, dass sich hier Mühe gegeben wurde. Es gibt nur wenige Ausreißer, wo eine Person besonders gekünstelt klingt. Das sind aber Ausnahmen, die nicht stören.


Singleplayer ( 7 / 10 ):

Wie schon geschrieben handelt es sich bei Blackguards um ein rundenbasiertes Spiel. In einzelnen Arenen werden die Truppen basierend auf ihrer Initiative herumgeschoben und können verschiedene Aktionen ausführen. Darunter sind verschiedene Nah- und Fernkampfangriffe, Spezialattacken und Zaubersprüche.

Alles basiert auf dem Schwarzen Auge und dürfte jedem bekannt vorkommen, der das Rollenspielsystem kennt. Die Regeln folgen zwar dem DSA Regelwerk, werden aber an das Spielsystem angepasst. So gibt es keine Levelaufstiege, sonder Abenteuerpunkte werden zum Kauf neuer Fähigkeiten oder Talente genutzt. Insgesamt ist das System aber sehr gelungen umgesetzt. Nah genug am Original, um zu gefallen, aber nicht zwanghaft genau um zu nerven. Bis auf die Verteilung der Punkte auf die Grundwerte wie Klugheit, Körperkraft usw., bekommt man dann aber relativ wenig davon mit. Am auffälligsten sind die bekannten Namen der Zaubersprüche.

Beim Tutorial kommt es aber schon zu den ersten Ungereimtheiten. Erst im zweiten Kampf werden einige Regeln und Menüpunkte erklärt, welche man schon selbst herausgefunden hatte. Denn an diese Stelle kommt man nur, wenn der erste Kampf überlebt wurde. Auch an anderer Stelle fallen diese Kleinigkeiten auf. Schnell schließt sich ein Zwerg dem Spieler an. In den Tutorialtexten wird dann schon auf seinen Namen verwiesen, obwohl er sich erst in der folgenden Cutszene vorstellt. Das ist zwar nicht schlimm, trotzdem zerstören diese kleinen Schlampereien den guten Eindruck.

Wie der Spieler in diese vertrackte Situation kam, wird in Rückblenden erzählt, manche Teile davon sind auch spielbar. Das zaubert ab und zu auch mal ein Lächeln in Gesicht, wenn dort auch eines der Partymitglieder auftaucht. Also zu einem Zeitpunkt, zu dem es der Spieler noch nicht kannte.

Die Geschichte ist aber sehr linear. Es gibt fünf Hauptkapitel, denen der Spieler folgen muss. In jedem Kapitel gibt es zahlreiche Nebenquests, die auch gemacht werden sollten. Ohne die Abenteuerpunkte wird es später problematisch.

Die Kämpfe sind knackig, schon im normalen Schwierigkeitsgrad. Viele davon wird der Spieler mehrmals zu Gesicht bekommen, der erste Versuch ist meistens nur um die besonderen Mechaniken der Karte zu verstehen. Erklärt wird davon meistens nichts. Also spielt man die erste Runde und probiert herum oder schaut, was der Gegner macht. Gerade bei den Arenakämpfen zwischen denen nicht gespeichert werden kann, kommt es schnell zu Trial & Error.

Das sorgt aber auch für Abwechslung, da viele Karten eine Besonderheit haben. An einer Stelle müssen Alligatoren von einer Futterstelle abgehalten werden, die Fleischstücke dienen als Gegengewichte einer perfiden Falle. Sind alle verputzt, wird eine wichtige Person für die Story in Stücke gerissen. Ansonsten gibt es Schalter, Fallen und viele andere Mechaniken. Diese Abwechslung ist sicherlich ein Highlight des Spiels.

Manche Dinge sind aber sehr schlecht oder überhaupt nicht erklärt. In einigen Karten muss man erst mühsam herausfinden, was das Ziel ist, oder man schaut in einer Komplettlösung nach.

Aber auch die Spielmechaniken sind teilweise problematisch. So gibt es einen Spruch, um Verzauberungen aufzuheben. Um in zu benutzen muss der Spruch im Menü ausgewählt werden, dann der verzauberte Charakter ausgewählt ... oh, kann man nicht anwählen ... vielleicht daneben stehen ... ne, kann man auch nicht auswählen ... ja wie zur Hölle benutzte ich den Spruch jetzt bitte?

Erst später lernt man das richtige Vorgehen. Der Spruch funktioniert nur, wenn der Charakter mindestens die gleiche Stufe wie die Verzauberung hat, die man aufheben will. Es gibt aber kein Feedback, wenn es nicht geht. Es passiert halt einfach nur nichts. Ein klarer Hinweis würde den Spielerfrust deutlich reduzieren.

Das vergleichen von Ausrüstung ist nicht sehr gut gelungen, es werden zwar die Werte angezeigt die sich verbessern oder verschlechtern. Aber man sieht nur die Summe aller Ausrüstungsgegenstände, die der Charakter trägt. Welchen Effekt ein komplettes anderes Set hat, das zusätzlich einen Bonus einbringt, ist erst erkennbar, wenn es gekauft und angelegt ist. Dadurch ist es nicht besonders einfach, die Ausrüstung zu optimieren.

Zusätzlich nerven auch die kleinen Steuerungsprobleme. Sehr oft geht ein Charakter einen falschen Weg, weil man sich verklickt hat. Einen Zug rückgängig zu machen geht leider nicht. Passiert so etwas gegen Ende des Kampfes, bedeutet es den Verlust des Gefechtes. Zumindest kann der Kampf dann problemlos wiederholt werden.

Sind viele Gegner auf dem Spielfeld unterwegs, ist es sehr schwer, den Überblick zu behalten. Vor vielen bunten Feldern ist die gerade aktive Figur kaum erkennbar, viel zu oft lösen sich ungewollte Aktionen mit dem falschen Charakter aus. Auch Heilsprüche gehen gerne mal daneben, anstatt dem schwerverwundeten Kollegen zu helfen wird der Spruch am eigenen gesunden Charakter verschwendet. Durch die wenig intuitive Steuerung passiert das leider viel zu häufig.

Gegen Ende werden die Kämpfe schwer da die Gegner sehr stark werden. Die eigenen Charaktere schlagen trotz maximaler Werte andauernd daneben, gerne mehrer Runden lang. Dagegen treffen die gegnerischen Truppen perfekt und machen schweren Schaden, oft inklusive Gift oder anderen unerwünschten Effekten. Die eigenen Truppen stehen dann gelähmt oder inaktiv herum, während ein Schlag nach dem anderen auf sie einprasselt. Das Balancing hätte ruhig etwas besser ausfallen dürfen. So wiederholt man viele Kämpfe, um seine Aufstellung zu optimieren oder das letzte Quäntchen Glück zu erhaschen.

Zudem ist das Spiel sehr instabil. Auch mit dem letzten Patch stürzt das Spiel gerne mal ab. Da man in den teilweise sehr lange andauernden Kämpfen nicht speichern kann, gingen beim Durchspielen leider öfters zwei oder drei Spielstunden verloren.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden


Fazit:

Blackguards bietet eine schöne Verbindung zwischen Rundentaktik und der Welt des schwarzen Auges. Das System wurde mit dem nötigen Abstand umgesetzt, um sich nicht in für ein Computerspiel unpassenden Regeln zu verstricken oder sich zu weit von der Vorlage zu entfernen. Die wendungsreiche Story ist spannend erzählt, auch wenn sie sehr linear verläuft und die eine oder andere Länge hat. Über die zahlreichen Ecken und Kanten kann man zwar hinwegsehen, Blackguards macht es einem aber unnötig schwer, es zu lieben. Trotzdem ist es einen Blick wert und hat ihn sich durch die vielen guten Ideen auch verdient.


Wertungsübersicht:

System: PC
Grafik: ( 6 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 7 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
System: Mac OS
Grafik: ( 5 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 7 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Angespielt
 

Gameplay Video PC



Gameplay Video Mac OS