Die Homebrew Szene ist so lebendig wie noch nie. Eine wilde Mischung aus Nostalgie und einfacher technischer Zugänglichkeit in Form von Emulatoren und Minicomputern, beflügelt auch die Entwicklung neuer Spiele für alte Systeme. Viele davon haben eine erstaunlich gute Qualität, aber nur wenige erstrahlen so hell wie A Pig Quest.
Als schweinischer Held Frank Further, findet sich der Spieler auf einem langweiligen Campingausflug wieder. Beim Erkunden der Gegend findet sich ein Höhleneingang, der im wahrsten Sinne des Wortes den Eingang zu einem großen Abenteuer markiert.
Für ein C 64 Spiel ist die Grafik sehr detailliert und hebt sich abwechslungsreich von den früher üblichen Kachelgrafiken ab. Dank Modul muss eben nicht am Speicherplatz für Grafik gespart werden. Das Spiel leistet sich den Luxus schon für die Einführung wenige Bildschirme eine Wiesenlandschaft bereitzustellen, obwohl es dann gleich in die unterirdischen Gänge einer Höhle geht. Sehr schön gefällt auch die große Schweinestatue im ersten Abschnitt, die unserem Helden das Spielziel erklärt.
Die fünf Teile der ersten Statue, also des ersten Levels, sind in einem sehr abwechslungsreichen Höhlensystem versteckt. So geht es durch die verschiedenen Höhlenabschnitte bis zu einem großen unterirdischen Baum. Dabei wird nicht gescrollt, sondern bildschirmweise umgeschaltet. Das stört den Spielfluss aber nicht im Geringsten.
Zahlreiche schöne und detaillierte Gegner wollen unserem Helden ans Schweinsleder. Die Abwechslung ist riesig, vor allem in späteren Spielabschnitten. Gelegentlich lockern besondere Gegner das Spiel auf, wie zum Beispiel die Spinne im ersten Level.
An einigen Stellen ist die Grafikpracht dann aber doch zu viel. Es gibt einige Stellen, wo schwer zu erkennen ist, was Plattform und was nur grafische Zugabe ist. So sind gerade neue Spielabschnitte dann auch mal etwas Trial & Error, bis man den richtigen Weg herausgefunden hat. Schon der zweite Spielabschnitt, eine Stadt, treibt das ganze dann auf die Spitze.
Während des Spiels gibt es tolle Musik zu hören, die sich auch dem Spielablauf anpasst. Während auf dem Wiesenstück des ersten Abschnittes nur leichte Umgebungsgeräusche zu hören sind, ertönt ein bedrohliches Rauschen aus den Lautsprechern, sobald Frank die Höhle betritt. Nach einiger Zeit wandelt es sich dann in eine bedrohliche Musik. Somit wird eine düstere und dichte Atmosphäre passend zur schönen Grafik aufgebaut.
Die Soundeffekte sind nicht ganz so toll, Schüsse und andere Aktionen klingen ok und geben gutes Feedback. Mehr aber auch nicht. Die gesamte Soundkullisse klingt aber sehr gut.
Erfreulicherweise wird die Musik beim Pausieren deaktiviert, praktisch wenn z.B. das Telefon klingelt.
Größtes Lob gehört der sehr genauen und verzögerungsfreien Steuerung. Frank läuft und springt immer genau dahin, wo er soll. Fehler bei Sprüngen sind nie der Steuerung anzulasten, sondern dem Unvermögen des Spielers. Das ist eine wahre Freude und etwas, von dem sich viele Spiele eine Scheibe abscheiden könnten.
Aber die gute Spielbarkeit ist auch notwendig, da der Schwierigkeitsgrad sehr hoch ist. Es ist zwar durch die gute Steuerung immer möglich, den feindlichen Treffern auszuweichen, aber die Gegner sind nicht zu unterschätzen. Viele laufen bei Sichtkontakt direkt und schnell auf unser armes Schweinchen zu und zehren an der Lebensenergie. Die unsäglichen Fledermäuse greifen den Helden von oben an, was es ihm unmöglich macht sich zu verteidigen. Schießen kann er nur in der Horizontalen. Da hilft dann nur schnelles Ausweichen und gut platzierte Schüsse von der Seite absetzen. Aber Vorsicht, manche Feinde können auch zurückschießen.
Das klingt erst einmal nicht so wild, auch da das Spiel nie unfaire Gegner platziert. Und die Spielabschnitte sind auch schnell zu erlernen. Allerdings gibt es einige Gemeinheiten, die gerade dem unaufmerksamen Spieler das Leben schwer machen. Zuallererst sind Gegner bei erneutem Betreten eines Raumes wiederauferstanden. Das ist zwar meistens kein großes Problem, sorgt aber, dass sich erlittener Schaden über die Zeit ansammelt. Viele kleine Fehler führen somit zum Heldentod.
Andererseits gibt es auch einige Gegner die nach kurzer Zeit wiederkommen. Am nervigsten sind die Skelette, die nach nur wenigen Sekunden wieder kampfbereit sind. Eigentlich kein riesen Problem, wenn man sein Timing und seine Sprünge im Griff hat. Falls nicht, dann können sie einen schnell in die Enge drängen und die Lebensenergie absaugen.
Gefährlich sind bestimmte Fledermäuse. Diese respawnen in sehr kurzen Zeitabständen und sorgen für stetige Hektik. In Kombination mit stärkeren Gegnern und den Sprungpassagen sorgt das für enormen Stress. Und wer gestresst ist, neigt zu Fehlern. Dabei liegt auch hier die Schuld immer am Spieler, falls es zu Lebensverlust kommt. Und das wird bei ungeübten Spielern zwangsläufig passieren.
Vereinfacht wird das Heldenleben durch Rüstungen und stärkere Waffen, die in Kisten versteckt im Level zu finden sind. Allerdings benötigt Frank dazu Schlüssel, die auch erst einmal gefunden werden wollen. Und das gemeinste ist, diese Updates halten nur für eine gewisse Zeit. Wer trödelt, steht schnell wieder mit der Anfangswaffe da und hat dann gegen stärkere Gegner schlechte Karten. Es ist zwar immer machbar, aber das Risiko Schaden abzubekommen, nimmt dann drastisch zu. Aber auch hier ist das Spiel fair, nur wegen Verlust eines Upgrades braucht man nicht aufzugeben. Einfach Zähne zusammenbeißen und sich zur nächsten Kiste vorkämpfen.
Eine Statusanzeige am unteren Bildschirmrand gibt viele hilfreiche Informationen. So werden die eigene Lebensenergie und die des aktuellen Gegners angezeigt. Zusätzlich gibt es Infos über die aktuelle Waffe und Rüstung, sowie die Anzahl an Schlüsseln und gefundenen Statuenteilen. In einem kleinen Textfeld gibt es Hinweise und gegebenenfalls wird dort die Geschichte weitererzählt.
Zum Glück gibt es drei Schwierigkeitsgrade, die hauptsächlich die Stärke der Gegner und die eigene Widerstandsfähigkeit einstellen. Zum ersten Erkunden eines Spielabschnittes reicht der einfache Schwierigkeitsgrad. Dann hält Frank deutlich mehr Schaden aus und hat auch genug Energiereserve, um mal einen verborgenen Schalter zu suchen.
Diese kleinen Rätsel sind zwar nie schwer, aber beim ersten Durchlauf ist es doch leicht, etwas zu übersehen. Und dann kommt man irgendwann wegen einer verschlossenen Tür nicht weiter. Deswegen macht es Sinn, sich erstmal umzusehen.
Wer sich dann auskennt, kann auf Stufe Normal wechseln, womit das Spiel aber schon sehr knackig wird. Der höchste Schwierigkeitsgrad ist nur Profis zu empfehlen.
A Pig Quest ist ein richtig tolles Spiel geworden. Schöne Grafik und gute Musik erfreut, aber das Schönste ist die sehr gut gelungene Steuerung und der fairer Levelaufbau. So macht es Spaß dran zu bleiben, ohne durch unfairer Stellen frustriert zu werden. Dank dreier Schwierigkeitsgrade lässt es sich an unterschiedliche Spieler anpassen. Eine Herausforderung bleibt es aber immer.
Die schöne Packung mit dem toll gezeichneten Handbuch ist sein Geld wert und ein schönes Sammlerstück. Alternativ gibt es das Spiel auch als reinen Download, allerdings nur als ROM Image. Eine Diskettenversion gibt es nicht.