Conkers Bad Fur Day

Getestetes System: Nintendo 64
Weitere Systeme: -
Kategorie: Action Adventure
VÖ: 2001
Entwicklungsstudio: Rare
Publisher: THQ
Alterseinstufung: 16
   
Test von: Hermann
Version: (PAL)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Jeder hat mal einen schlechten Tag. Oft gibt es auch einen Zusammenhang zu einem Besuch in einer Kneipe. Bei Conker, einem Eichhörnchen, kommt aber alles zusammen.

Neben Ärger mit seiner Freundin Berri wird er noch vom König gejagt, da nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nur ein Eichhörnchen die passende Größe hat um ein kaputtes Tischbein zu reparieren.

Klingt verrückt? Ist es auch. Davon zeugt schon das Intro in dem Conker das Nintendo Logo mit einer Kettensäge zweiteilt.


Grafik ( 8 / 10 ):

Schon zu beginn beeindruckt das Spiel mit zahlreichen und sehr gut gemachten Videosequenzen. Für Spiele auf Modul ist so etwas eher ungewöhnlich. Diese Videos sind komplett in der Spielegrafik gehalten.

Wie fast alle N64 Spiele krankt die Grafik aber an den stark verwaschenen Texturen und der niedrigen Auflösung. Heutzutage fällt das schon sehr unangenehm auf, zum Releasezeitpunkt war dem aber nicht so.

Neben abwechslungsreichen Spielabschnitten bietet das Spiel viele kleine witzige Details zu sehen. Höhepunkt ist sicher der Level voller Exkremente mit dem berühmten Klomonster als Bosskampf.

Aber es gibt auch einen Matrix inspirierten Spielabschnitt und viele weitere Anspielungen auf Filme und andere popkulturelle Ereignisse. Gerade die zahlreichen und langen Videosequenzen in Spielgrafik sind unglaublich gut gestaltet.


Sound & Musik ( 8 / 10 ):

So gibt es einen Bosskampf gegen einen Haufen Stroh. Ist dieser, reitend auf einer Mistgabel, besiegt, spielt die typische Klangkulisse aus Terminator. Während Conker noch lautstark kommentiert daß er diese Musik beunruhigend findet, steigt im Hintergrund ein riesiger Roboter aus den Flammen.

Während ältere Spieler schon nach wenigen Tönen zu schmunzeln anfangen werden, dürften heutige Spieler viele dieser Anspielungen nicht mehr erkennen.

Diese werden sich wohl eher an den quäckigen Stimmen der Charaktere stören, welche aus heutiger Sicht etwas albern wirken. Auch der übertrieben Dialekt des bösen Professors kommt heute nicht mehr so witzig daher. Manche Sprecher sind aber wirklich sehr gut ausgewählt, die besoffene Vogelscheuche zu Beginn ist ein gutes Beispiel dafür.

Musikalisch bietet das Spiel einige nette Musikstücke, gerade die Titelmelodie geht schön ins Ohr und ist auch sofort widererkennbar. Ein Highlight ist natürlich die Arie des Klomonsters, alleine diese rechtfertig eigentlich das Spiel zu kennen. Aber auch andere Ideen sind witzig umgesetzt, in einem Level gibt es eine musikalische Untermalung aus Pupsgeräuschen.


Singleplayer ( 4 / 10 ):

Vor allem durch die witzigen Anspielungen und den derben Humor hat Conker einen gewissen Kultstatus erreicht. Blickt man aber hinter die Kulissen, fallen einige schwerwiegende Probleme auf. Das erste ist die unglaublich miese Steuerung.

Andauernd dreht sich die Kamera ungewollt hin und her, woraufhin Conker die Richtung ändert in die er läuft. Gerade an engen Stellen fällt man so oft unabsichtlich herunter und verliert ein Leben. Das Nachjustieren der Kamera gestaltet sich extrem zickig, teilweise kann man die Perspektive gar nicht ändern. Sicherlich könnte man die Kameraprobleme auf die Frühzeit der 3D Spiele schieben, aber schon Mario 64 zeigte wie man es besser macht.

Auch das Leveldesign trägt seinen Teil zum Frust bei. Wer eine der endlosen und schwierigen Passage nach vielen Versuchen, bei welchen er grundsätzlich immer von vorne anfangen mußte, endlich bezwungen hat, fühlt vielmehr Erleichterung anstatt Freude über den Erfolg. Warum muß man immer komplett von vorne anfangen wenn man irgendwo runterfällt? Warum wird der kleinste Fehler, für den meistens das Spiel verantwortlich ist, mit dem Tod bestraft? Alle diese Fragen hätten sich die Entwickler stellen und eine bessere Lösung finden können. Statt dessen gibt es am Anfang besonders fieser Passagen ein Zusatzleben um die Spielprobleme zu übertünchen. Und das ist wirklich schade, bietet das Spiel doch sonst einiges.

Conker läuft und springt durch eine verrückte 3D Welt in welchen er verschiedene Aufgaben erledigen muß um weiterzukommen. Zu Beginn ist das noch einfach. Conker sammelt diverse Dinge ein, welche im Level versteckt sind und den Bewohnern abhanden gekommen sind. Den wenigen Gegnern kann er entweder ausweichen oder versetzt ihnen einen Schlag mit seiner Pfanne.

Schafft er dies, eröffnen die Bewohner den Zugang zu einem weiteren Spielabschnitt. An bestimmten Punkten kann Conker auch eine besondere Aktion auslösen. Diese wird durch eine kleine Platte im Boden markiert die wie ein B Button aussieht. Betritt Conker diese und drückt den B Knopf, kann er z.B. mit seiner Zwille auf Gegner schießen. An anderer Stelle springt Conker in die Tiefe und verwandelt sich dabei in einen Amboß der den Boden durchschlägt. Was genau passiert hängt ganz von der Kreativität der Leveldesigner ab.

Leider sind gerade die Aufgaben oft sehr in die Länge gestreckt. Wenn Conker einer Maus ein Stück Käse einfängt und dieses durch alle Hindernisse zu ihr bringt, ist das noch witzig. Wenn man den gleichen Weg aber drei Mal laufen muß, ist es nur noch nervig. Leider passiert das an mehreren Stellen im Spiel und nervt gerade bei den schwierigeren Aufgaben.

Um dies alles zu schaffen, besitzt Conker Lebensenergie in Form einer Schokoladentafel. Jeder Treffer eines Gegners oder Absturz kostet eines der sechs Schokoladenstückchen. Sind alle verloren, kostet es ihn ein Leben. Zusätzliche Schokolade ist überall in den Levels zu finden und erscheint nach wenigen Sekunden neu wenn sie eingesammelt wurde. Extraleben in Form von Eichhörnchenschwänzen, sind sehr selten und können nur einmal aufgesammelt werden. Wie schon angemerkt findet man diese meistens vor besonders mißlungenen und schweren Passagen.

Zur Auflockerung gibt es verschiedene Zwischenbosse, welche alle sehr ungewöhnlich sind und auch nur durch besondere Aktionen zu besiegen sind. Jeder Boss bietet eine andere Spielmechanik, die Entwickler haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen.

Trotz, oder gerade wegen den vielen Inhalten, ist es oft nicht richtig erklärt was zu machen ist oder wo es weitergeht. Ein Beispiel ist der Sprung auf den Brüsten einer Sonnenblume. Ganz zu Beginn wurde einmal kurz der extra hohe Sprung erklärt, der aber bis zu dieser Stelle nie gebraucht wurde. Deswegen werden nur die wenigsten Spieler auf die Idee kommen diesen hier zu benutzen. Ein kurzer Hinweis zur Erinnerung hätte der Stelle den Frust genommen. Mit dem normalen Doppelsprung ist es zwar auch zu schaffen, allerdings dann ungleich schwerer.

Zum Release des Spieles konnte man aber nicht einfach mal schnell im Internet nachschauen. Hier hing man im Zweifelsfall wochenlang. Entweder kam man durch Zufall darauf, oder hoffte auf einen Tip in einer Spielezeitschrift.

Da Conker auch teilweise in etwas größeren Levelabschnitten spielt, ist es nach einer längeren Pause oft schwer herauszufinden was man eigentlich machen sollte. So irrt man erstmal in der Gegend herum bis einem wieder einfällt wo die nächste Aufgabe lauert. Eine Übersicht oder einen Hinweis gibt es nach dem Spielstart nicht.

Wer sich durch die schwierigen und oft unfairen Sprungpassagen durchkämpft und die witzigen aber fiesen Bossgegner besiegt, wird in jedem folgenden Abschnitt mit neuen Ideen, Spielmechanismen und Gegner belohnt. Kein Level spielt sich wie der vorherige, jeder bietet etwas Besonderes. Fraglich ist aber ob man so lange durchhält oder das Spiel vorher in die Ecke pfeffert.

Wo Mario 64 vormachte wie man ein 3D Spiel steuert, markiert Conker die absolute Untergrenze. Das Drücken der Buttons wird nur teilweise erkannt, die Steuerung über den Analogstick läßt Conker andauernd in den Tod stürzen da sich die Kamera erratisch zuckend hin und herbewegt. Zwischendrin wechselt die Belegung auch öfters. Normalerweise läuft man mit dem Analogstock und bewegt die unwillige Kamera mit den C-Tasten. Hat Conker eine Waffe ausgerüstet wird die Steuerung vertauscht. Verwirrender kann man ein Spiel kaum machen.

Damit es noch etwas frustrierender wird, ist der Stick beim Zielen noch total überempfindlich. Entweder er bewegt sich nur im Schneckentempo oder das Zielkreuz rast über den halben Bildschirm hinweg. Damit wird Conker fast unspielbar, da man die meiste Zeit nicht durch eigene Fehler, sondern durch die schlechte Steuerung scheitert.

Für die XBox One gibt es das Spiel innerhalb der Rare Replay Sammlung, wobei diese Version auf dem XBox Remake basiert. Spielerisch macht das aber kaum einen Unterschied, die Grafik wirkt aber deutlich schärfer. Die Steuerung ist zwar etwas verbessert, trotzdem reagiert sie viel zu oft nicht wie gewünscht.


Multiplayer ( 3 / 10 ):

Es gibt zwar einen Multiplayer Modus, dieser ist aber aufgrund der schlechten Steuerung nicht zu empfehlen. Kurzzeitig ist es zwar witzig wenn sich bis zu vier Spieler im Splitscreenmodus bekämpfen, aber gerade gegenüber den PC Shootern war dieser Spielmodus einfach keine Alternative. Selbst als reiner N64 Besitzer mußte die Verzweiflung schon groß sein um das längere Zeit zu spielen. Heutzutage lohnt es sich nicht mal mehr aus historischen Gründen sich das anzutun.


Fazit:

Wer völlig durchgeknallte Action Adventure mag, sich über popkulturelle Anspielungen totlachen kann und auch vor Fäkalhumor nicht zurückschreckt, könnte mit diesem Spiel einen Heidenspaß haben. So viele gelungene Gags gibt es selten in Spielen, noch viel seltener auf Nintendo Konsolen.

Nach heutigen Maßstäben sind aber Steuerung und Kameraführung zusammen mit den unfairen Spielabschnitten einfach nicht mehr akzeptabel. Schon zu N64 Zeiten nervte es wenn Conker nur einen Bruchteil der Tastendrücke korrekt ausführt. Trotzdem bleiben vor allem die gelungenen Szenen in Erinnerung. Dafür sollte man sich aber lieber einen Playthrough anschauen. Wer sich unbedingt selber geißeln will, wie etwa der Autor dieser Zeilen der zum Test das Original ein zweites Mal und dann noch das Remake gespielt hatte, sollte zur Xbox One Version greifen.


Wertungsübersicht:

System: N64
Grafik: ( 8 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 4 / 10 )
Multiplayer: ( 3 / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
System: XBox One
Grafik: ( 7 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 5 / 10 )
Multiplayer: ( 1 / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Bilderstrecke

Rare Replay Collection including Conkers Bad Fur Day
 
 
 

Tipps & Tricks



Gameplay Video Nintendo 64



Gameplay Video XBox One