Days Gone

Getestetes System: Playstation 4
Weitere Systeme: -
Kategorie: Action Adventure
VÖ: 2019
Entwicklungsstudio: SIE Bend Studio
Publisher: Sony
Alterseinstufung: 18+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Schon wieder Zombies, pardon, Freaker? Schon wieder Survival? Diese Frage dürften sich wohl einige potentielle Käufer gestellt, und dann wegen Übersättigung dankend abgelehnt haben.

Days Gone bietet mal wieder den Untergang der gesamten Zivilisation. Wie es dazu kommen konnte, wird anfangs nicht erklärt. Aber schon im Intro wimmelt es nur so von verrückten Freaker und anderen potentiell tödlichen Gegnern.


Grafik ( 8 / 10 ):

Zu Spielbeginn macht die PS4 Version gleich einen schlechten Eindruck. In den ersten Minuten fahren die beiden Protagonisten mit ihren Motorrädern eine Straße entlang und müssen ungeplant anhalten, da diese anscheinend blockiert ist. Zur Verwirrung des Spielers klafft aber eine riesige Lücke zwischen den Autos. Erst nach einigen Sekunden materialisiert sich ein weiteres Fahrzeug, welches den Weg blockiert.

Glücklicherweise bleibt das die Ausnahme, das restliche Spiel treten keinerlei Grafikfehler mehr auf. Allerdings gerät die Grafik öfters zur Ruckelorgie, vor allem wenn Deacon, Biker und Protagonist des Spiels, schnell mit dem Motorrad durch die Gegend fährt und mehrere Freaker unterwegs sind.

Auch größere Horden drücken deutlich auf die Performance, nicht nur deswegen geht man ihnen besser aus dem Weg. Die Steuerung leidet aber kaum darunter, Deacon lässt sich immer gut kontrollieren. Dadurch stören die Rucker zwar das Auge, aber nicht die Spielbarkeit.

Die eher kleine Spielwelt ist dafür schön ausgearbeitet, anstatt generierten Inhalten erlebt der Spieler einen heruntergekommenen Ausschnitt des amerikanischen Hinterlandes. Kleine Städtchen an den Highways bieten, bzw. boten, den Touristen Essen und andere Möglichkeiten an das Geld auszugeben. Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten zeugen von der einstigen Beliebtheit der Gegend.

Doch das ist Vergangenheit, der alte Glanz ist verfallen. Das Leben konzentriert sich jetzt auf mehrere Camps, die zahlreichen Überlebenden als sicherer Hafen dienen. Zusätzlich gibt es dort einige für die Story relevante Bewohner, denen Deacon immer wieder begegnet.


Sound & Musik ( 7 / 10 ):

Da sich diese auch immer wieder unterhalten, gibt es schöne Einblicke in den Lebensalltag. Wobei diese, je nach Camp, auch die unschönen Seiten des täglichen Lebenskampfes beleuchten. Auch wenn Deacon unterwegs ist, empfängt er immer wieder Funksprüche von Verbündeten. Vor allem Boozer, Deacons Biker Kumpan und bester Freund, ist ein ständiger Gesprächspartner.

Die Sprachausgabe nervt aber mit einige Macken. So ändert sich öfters die Tonlage völlig grundlos. Oder Deacon schreit extrem laut, wenn er Motorrad fährt, auch wenn sein Gesprächspartner normal redet. Manchmal schreit Deacon weiter, obwohl das Motorrad schon gestoppt hat.

In Tunnel ändert sich der Hall plötzlich und bleibt dann teilweise auch außerhalb des Tunnels so. Oder die Lautstärke steigt grundlos an. Das Ganze wirkt eher fehlerhaft als wirklich so gewollt.

Musik gibt es selten zu hören, meistes nur Umgebungsgeräusche. Dies wirkt sich aber positiv auf die Immersion aus, da auch viel des Geschehens um einen herum akustisch wahrgenommen wird. Egal ob es nur die allgegenwärtigen Freaker sind, oder sich eine komplette Horde durch ihre Schreie bemerkbar macht. Aber auch hilfesuchende Flüchtige machen so auf sich aufmerksam.

An besonderen Stellen wird aber auch mit Musik gearbeitet, diese betont dann besonders die Stimmung in der brutalen und hoffnungslosen Welt. Das wirkt besonders bei Wendungen in der Geschichte.

Deacon redet aber auch oft viel Stuss, im Kampf gibt er pseudocoole Sprüche von sich wie „Wieviele von euch gibts hier eigentlich“. Durch die Häufigkeit erscheint das Ganze dann schnell albern. Ein Problem, welches auch die Funksprüche haben. Wenn Deacon innerhalb von 2 Minuten fünfmal angefunkt wird, wirkt das Ganze unglaubwürdig.


Singleplayer ( 9 / 10 ):

Der Einstieg ins Spiel wird nicht leicht gemacht, da viele Details des Userinterface nicht richtig erklärt werden. Manche Ressourcen lassen sich einsammeln, aber wozu die gut sind, bleibt vorerst unklar. Die Hilfefunktion ist da wenig nützlich, mehr als kurze nichtssagende Hinweise gibt es dort nicht nachzulesen. Erst nach einigen Spielstunden werden die Zusammenhänge dann klar.

Die etwas frickelige Steuerung, nervt leider weiter. Warum ähnliche Aktionen mit unterschiedlichen Tasten erledigt werden müssen, bleibt dem Spieler ein Rätsel. Fast alles wird mit der Vierecktaste aufgesammelt oder benutzt, an einigen wenigen Fällen ist dafür aber die Kreistaste zu drücken. Warum nur, fragt sich da der Spieler.

Zumindest gewöhnt man sich im Laufe der Zeit daran und bemerkt es später kaum noch. Und da die Geschichte sich immer weiter entwickelt und auch einige Wendungen bietet, ist die Motivation groß sich davon nicht vergraulen zu lassen.

Neben den Hauptquests, welche die Geschichte immer weiter treiben, gibt es noch zahlreiche Nebenmissionen. Diese erzählen oft kleine Schicksale, teilweise über einen längeren Zeitraum. Einige Personen tauchen auch später im Spiel wieder auf.

Es gibt natürlich noch einen weiteren Grund, diese Aufträge zu erfüllen. Deacon bekommt durch das Erledigen Camp Credits, also die jeweilige Währung eines Camps, und kann dadurch seine Ausrüstung verbessern. Zusätzlich steigt das Vertrauen in ihn, womit er Zugriff auf mehr bessere Waffen und Motorradteile bekommt.

Alles Dinge, die er später gut gebrauchen kann. Begegnet er zuerst nur einzelnen Freakern, tauchen später größere Gruppen auf. Diese Horden leben tagsüber versteckt in Höhlen oder Gebäuden, und ziehen nachts umher. Dabei reicht die Größe von 25, bis zu mehreren hundert. Für lange Zeit sind aber schon die kleinen Horden gefährlich und die beste Taktik ist der strategische Rückzug.

Mithilfe bessere Waffen und Ausrüstung, wird es immer leichter zu überleben und ab einem gewissen Zeitpunkt kann Deacon sich auch an die größeren Gegnergruppen herantrauen. Das Risiko bleibt dabei aber immer groß.

Und natürlich sieht es beeindruckend aus wenn 200 Freaker auf Deacon zustürmen. Da hilft auch keine rohe Waffengewalt mehr, da braucht es die richtige Ausrüstung und Taktik.

Glücklicherweise lernt Deacon im Laufe des Spieles, viele Dinge selbst herzustellen. Gegen Horden helfen vor allem laute Attraktoren, welche durch Geräusche die Freaker anlocken. Dann ein wohlgezielter Napalmbrandsatz oder eine Bombe, und schon sind 20 oder 30 Gegner auf einen Schlag erledigt. Dumm nur, dass die Horde dann Deacon entdeckt und auf ihn losstürmt.

Da normale Pistolen oder Gewehre gegen solche Massen nichts helfen, bleibt die Flucht. Oder Deacon lockt die Gegner in Fallen. So können Freaker unter Brettern begraben werden, oder er führt sie an einem Gastank vorbei, um diesen dann in die Luft zu jagen.

Kleinere Gruppen können auch lautlos hinterrücks getötet werden, oder ein gezielter Bolzen aus der Armbrust macht ihnen den Garaus. Die Möglichkeiten sind viele. Am schönsten ist aber die Feinde gegeneinander auszuspielen.

Freaker in feindliche Gruppen zu locken, sorgt immer für Heiterkeit. Im ausbrechenden Chaos kann Deacon die Reste aufsammeln, oder er wartet einfach geduldig ab. Sogar eine komplette Horde kann man zu Gegnern führen und dann zusehen, wie sie sich gegenseitig fertigmachen. Das gilt auch für gefährlich Bären oder extra starke Freaker. Auch wenn man diese Möglichkeit dank der stärkeren Waffen später nicht mehr oft nutzt, zeigt es doch, wie durchdacht die Spielwelt ist.

Weitere Nebenaufgaben haben auch Einfluss auf die Spielwelt. Wer Nester der Freaker zerstört oder Horden ausrottet, reduziert die Anzahl der Gegner in der Gegend. Gleiches gilt für Lager von Banditen, werden diese ausgeräuchert reduziert sich das Risiko eines Überfalles.

Ansonsten fährt Deacon schon mal in einen Hinterhalt in Form eines über die Straße gespannten Seil, was ihn vom Motorrad wirft. Nur um dann von Banditen angegriffen zu werden.

Ein weiterer Grund, diese Lager zu erobern, sind die darin enthaltenen Schnellreisepunkte. Damit kann Deacon später bequem über die Spielwelt reisen, zumindest sobald der Tank seines Motorrads ausgebaut ist. Schnellreisen verbrauchen etwas mehr Sprit wie das normale Fahren.

Während die Suche nach Benzin den Spieler anfangs noch stark einschränkt, tritt dieser Aspekt später stark in den Hintergrund. Vorausgesetzt das eigene Motorrad wurde durch die Mechaniker in den Camps ordentlich verbessert.

Weitere Schnellreise Punkte gibt es in den NERO Stützpunkten, welche zahlreiche Kontrollpunkte an Tunneln errichtet hatten. Diese Regierungsorganisation wollte den Ausbruch der Seuche verhindern, teilweise auch mit ethisch nicht ganz so sauberen Methoden. Zurückgeblieben sind nur die verlassenen Kontrollpunkte.

Gelingt es, diese aufzufinden und in Betrieb zu nehmen, winken Verbesserungen von Deacons Charakterwerten. Mehr Lebensenergie und Ausdauer bringt im täglichen Überlebenskampf unschätzbare Vorteile. Der dritte Wert, Fokus, ist eine Besonderheit.

Mit Fokus kann Deacon die Zeit verlangsamen, was im Kampf wie Bullettime funktioniert. Er kann diese Fähigkeit aber auch wie die Hexersinne von Witcher 3 einsetzen, d.h. Spuren oder Hinweise in der Umgebung werden hervorgehoben.

Das Erledigen von Aufträgen oder Gegnern gibt auch Erfahrungspunkt. Durch das Aufsteigen im Level, wie in einem Rollenspiel, schaltet Deacon Fähigkeitspunkte frei.

Diese kann er in den drei Bereichen Nahkampf, Überleben und Fernkampf einsetzen. Freischaltbar sind dann verschiedene Vorteile, wie mehr Schaden, mehr Ressourcen beim Sammeln und Vorteile bei Nutzung von Fokus. Dann werden auch Gegner und Gegenstände durch Wände sichtbar, und sowohl Dauer als auch Reichweite steigen.

Viele dieser Systeme sind anfangs kompliziert, aber da diese nach und nach eingeführt werden, lassen sie sich im Laufe der Zeit gut beherschen. Zusammen mit der spannenden Geschichte fällt es schwer sich vom Spiel loszureißen. Nur noch eine Mission, lautet das Motto. Und plötzlich ist es wieder mitten in der Nacht und die Freaker sammeln sich auf den Straßen.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

Der Einstieg ins Spiel ist etwas abrupt. Was mache ich hier und was zur Hölle ist nur los? Der Spieler kommt sich vor, als wenn er 10 Minuten zu spät ins Kino gekommen ist. Nach einiger Eingewöhnung, und auch einigen Rückblenden, wird alles klarer und die Welt entfaltet sich und zieht den Spieler in seinen Bann.

Auch die zahlreichen Nebenmissionen und das Sammeln von Gegenständen motiviert, sich die Spielwelt anzusehen. Die Hauptgeschichte glänzt dabei durch zahlreiche Wendungen und Schicksalsschläge.


Wertungsübersicht:

System: PS4
Grafik: ( 8 / 10 )
Sound: ( 7 / 10 )
Singleplayer: ( 9 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Komplett
 

Gameplay Video