Farcry 4

Getestetes System: PC
Weitere Systeme: -
Kategorie: Shooter
VÖ: 2014
Entwicklungsstudio: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Alterseinstufung: 18+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Eigentlich wollte der Amerikaner Ajay Ghale nur die Asche seiner verstorbenen Mutter zurück in ihre Heimat im fiktiven Land Kyrat im Himalaya bringen. Doch schon an der Grenze geht alles schief.

Als die Grenzsoldaten den Bus anhalten und durchsuchen, eskaliert die Situation. Als einer von zwei Überlebenden, wird er von den Soldaten festgesetzt, nur um gleich die Bekanntschaft eines offensichtlich psychopathischen Diktators Pagan Minh zu machen.

Und es kommt noch schlimmer. Während dieser brutal einen der Soldaten ersticht, erzählt er daß er sich über den Besuch freut. Etwas später stellt sich dann heraus daß er sogar Ajays verstorbene Mutter kannte.

Die genauen Hintergründe werden aber nicht sofort klar, da Ajay eine Möglichkeit findet um vor dem Diktator zu fliehen.


Grafik ( 9 / 10 ):

Auch wenn kaum Zeit bleibt die Grafik zu bewundern, ist schon die Flucht unter heftigem Beschuß spektakulär und hervorragend inszeniert. Mit einem vernünftigen Rechner sieht die Landschaft einfach super aus. Gerade von Bergkuppen ist die Weitsicht beeindruckend. Auch gibt es kaum Popups, nur auf extreme Entfernung tauchen ab und zu mal einzelne Landschaftsteile plötzlich auf.

Nur manchmal stören kleinere Bugs bei der Darstellung, so schweben Personen oder Bäume schon mal einen Meter in der Luft. Oder Waffen schweben 10 cm vor den Händen der Personen. Wirklich schlimm ist das aber nicht.

Dafür gibt es sehr viel Abwechslung geboten. Das geht schon bei der Spielwelt los. Diese ist nicht nur sehr groß, sondern auch glaubwürdig zusammengebaut. Straßen verbinden die einzelnen Außenposten in der Ebene und den abgelegen Tälern. Kleiner Pfade führen zu einzelnen Gehöften oder Hütten. übertrieben sind nur die große Anzahl an versteckten Höhlen und Aussichts- oder Kletterpunkten. Aber das ist einfach der Straffung der Spielwelt geschuldet. Keiner will ja stundenlang durch die Einöde rennen ohne das etwas passiert.

Und in Kyrat ist viel los. Zahlreiche bewaffnete Soldatentrupps sind unterwegs. An Kreuzungen sind MG Posten stationiert. Beides kann sowohl Freund und Feind sein, in Kyrat sind die Linien nicht klar getrennt.

Wie bei FarCry üblich, bevölkern zahlreiche Tiere die Welt. Im Sichtbereich des Spielers gibt es auch eine kleine Weltsimulation. Arme kleine Schweinchen fallen da öfters mal einem Wolfsrudel oder sogar einem Tiger oder Bären zum Opfer. Raubtiere sind auch für den Spieler gefährlich. Ein Wolfsrudel läßt sich noch verjagen, ein Tiger ist meistens tödlich. Richtig gefährlich sind Rhinozerosse, selbst in einem Auto ist man nicht vor ihrer Rammattacke sicher. Warum aber die Adler so zahlreich und vor allem so aggressiv sind, wissen allerdings nur die Entwickler. Gefühlt wird man aber alle fünf Minuten von einem Adler angegriffen.

Aber nicht nur die Tierwelt beeindruckt, auch die zahlreichen Bewohner sind abwechslungsreich und interessant dargestellt. Niemals bekommt man das Gefühl mit einer Armee von Klonen zu reden. Während die normalen Soldaten sich noch alle ähneln, sind die Dorfbewohner schon deutlich unterschiedlicher gestaltet. Richtig Mühe gibt sich das Spiel bei den Hauptfiguren der Geschichte, diese sind sehr detailverliebt modelliert.


Sound & Musik ( 9 / 10 ):

Aber auch deren englische Sprecher sind richtig gut. Pagan Minh klingt mit seiner überaus freundlichen und motivierten Stimmer wie der perfekte Psychophath. Aber auch die zahlreichen Nebenpersonen haben eigenen Charakter und sind durch die guten Sprecherleistungen auch mehr als reine Auftragsgeber. Es lohnt sich auch den Radiomoderatoren zuzuhören, auch wenn diese sich nach einiger Zeit wiederholen.

Etwas übertrieben erscheint das typisch klischeehafte Englisch mit stark indischem Dialekt. Oft klingt das ganze wie eine indische Hotline in schlechten Komödien. Grade bei den Gesprächen wäre es sicher besser gewesen das in ihrer Heimatsprache und mit Untertiteln darzustellen.

Wer gute Kopfhörer oder leidensfähige Nachbarn hat, wird sich noch über die Soundqualität der Shootereinlagen freuen. Mit ordentlicher Lautstärke geht es in den Kämpfen richtig zur Sache. Waffen klingen richtig nach Wumms und bei Explosionen fliegen sprichwörtlich die Fetzen durch die Lautsprecher. Richtig geil das ganze.

In den ruhigeren Passagen gibt es eine Vielzahl an Musikunterhaltung. Neben Ambient Musik begeistern vor allem die unterschiedlichen Radiosender der Fahrzeuge. Je nach Geschmack des Besitzers klingen eher traditionell angehaucht Musik oder modernes aus dem Radio. Wäre nicht überall so viel los, könnte man auch mal eine Runde nur Musik hören.


Singleplayer ( 8 / 10 ):

Aber dazu kommt man nicht. Viel zu viel Action wartet auf den Spieler. Neben der Hauptstory gibt es zahlreiche Nebenquests zu erledigen. Diese bringen als Belohnung oft neue Waffen oder Verbesserungen der Ausrüstung mit sich.

Wie schon im Vorgänger gibt es eine einfache Craftingmechanik. Durch das Jagen von Tieren lassen sich deren Felle einsammeln. Mit genug davon läßt sich die Ausrüstung verbessern. Z.b. ein verbesserter Geldbeutel der mehr Geld aufnehmen kann. Oder eine verbesserte Taschen um mehr Munition und Granaten zu tragen. Wer FarCry 3 gespielt hat, kennt das alles schon.

Und auch größte Punkt in der Liste von Open World Spielen kann gleich geklärt werden: Es ist ein Ubisoft Spiel, es hat Türme. Wie schon im Vorgänger und auch in den Assassins Creed Spielen, gibt es die bekannten Aussichtspunkte die erklettert werden müssen. An der Spitze kann dann ein Radiosender übernommen werden, was den Fog of War von der Karte nimmt und die wichtigsten Punkte der Gegend markiert.

Mit erbeutetem Geld können Karten gekauft werden, welche dann noch alle Sammelgegenstände zur Übersichtskarte hinzufügen. Zahllose Kisten lassen sich dann finden und plündern, Propagandaposter gilt es zu zerstören um weiter Aufträge freizuschalten oder sogar die Spuren eines Serienkiller zu verfolgen. Wobei dabei auch nur versteckte Masken eingesammelt werden. Auch das gab es mehr oder weniger ähnlich schon im Vorgänger.

Auch die Außenposten sind wieder im Spiel. Sobald diese erobert sind dienen sie als Rückzugs und Schnellreisepunkt. Auch findet sich in jedem davon eine Möglichkeit Munition, Waffen oder Ausrüstung zu kaufen. Das nötige Geld bekommt man durch den Verkauf gefundener oder von besiegten Gegnern gesammelten Gegenständen. Da es in der Welt aber viele wandernde Händler gibt, ist man nicht mehr auf die Stützpunkte angewiesen.

Extrem nervig sind die Rückeroberungsversuche von Mings Armee, diese überfallen schon gehaltene Außenposten. Zuerst ist das ja noch ganz spaßig, wenn man aber innerhalb kurzer Zeit den gleichen Außenposten 5 mal verteidigen mußte, nervt es nur noch.

Wie schon in FarCry 3 zeigt sich ein Problem in der Progression, schon nach wenigen Stunden Spielzeit schwimmt man in Geld und Ausrüstung. Ab diesem Punkt gibt es dann nur noch Verbesserung durch die zahlreichen Skills.

Diese kann man durch Erfahrungsstufen erhalten. Jede Mission, jeder Kampf oder auch viele andere Aktionen geben Erfahrungs- und Karmapunkte. Erfahrung wird einfach angehäuft und kann dann gegen Fähigkeiten eingetauscht werden. So lernt Ajay im Laufe der Zeit Gegner hinterrücks zu erdolchen oder bessere Heilungsfähigkeiten. Auch das kennt man so schon.

Neu sind die Karmapunkte. Hilft Ajay den Rebellen bei Kämpfen oder durch spezielle Aufträge, bekommt er Karma dazu. Tötet er dagegen Unschuldige, verliert er Punkte. Nach einer gewissen Anzahl Punkte steigt er dann im Karmalevel auf und bekommt Zugriff auf neue Skillsets, Missionen oder Waffen.

Wie in allen FarCry Teilen gibt es wieder Unmengen an Fahrzeugen. Neben Pickup Trucks, Quads und Autos, gibt es passend zum Setting TukTuks inklusive Schmuck und indischer Musik. Durch die Luft geht es mit Gleitern und Kleinsthubschraubern. Das coolste Fahrzeug ist aber der Elefant sobald Ajay die passende Fähigkeit erlernt hat. Auch im Kampf ist es ein Heidenspaß wenn man mit lautem Getröte auf die Gegner zustürmt und diese im weiten Bogen durch die Luft schleudert.

Für längere Strecken gibt es einen praktischen Autopilot, der einen von A nach B bringt. Zumindest wenn man auf einer der Straßen ist. Bis dahin muß manuell gefahren werden, da das Spiel vorgibt kein GPS Signal zu haben. Eine gute Erklärung um den Aufwand für dieses praktische Feature gering zu halten. In seltenen Fällen gibt es aber auch hier einige Fehler. Es kann passieren daß sich die Navi in einer Sackgasse festfährt und in einem Fall steuerte das Auto kilometerweit immer die gleiche Runde um den Block. Ein kurzer manueller Eingriff korrigiert aber diese Probleme.

Mit Tastatur und Maus steuern sich die Fahrzeuge aber mehr schlecht als recht. Ein Gamepad verbessert das ganze zwar, aber wer hat schon Lust die ganze Zeit die Eingabemethode zu wechseln.

Das FarCry 4 vermutlich in Hinsicht auf die Konsolen entwickelt wurde, zeigt sich auch im Waffenmenü. Anstatt die Waffen schnell über Mausrad oder Tasten auszuwählen muß der Spieler umständlich ein Kreismenü aktivieren und damit die Waffe wählen.

Und auch ein weiterer Punkt erinnert an Konsolenspiele. Man kann nicht jederzeit Speichern. An bestimmten Punkten, meist nach Abschließen einer Mission, wird automatisch gespeichert. Beim Verlassen des Spieles sollte man also sehr vorsichtig sein, sonst liegt der letzte Speicherpunkt weit zurück. Am besten geht man dazu in einen Stützpunkt und benutzt das Bett.

Auch wenn das ganze eher wie ein zweiter Aufguß des Vorgängers klingt, macht das ganze sehr viel Laune. Pagan ist ein angenehm verrückter und psychopathischer Gegenspieler. Die Geschichte vom bösen Diktator und den unterlegenen Aufständischen ist nicht neu, aber dafür spannend inszeniert. Auch die zahlreichen Nebenaufträge machen viel Spaß und leben von ihren interessanten Auftraggebern. Die oft massenhaft auftretenden generischen Mission wie Geiselbefreiung, Unterstützung von Rebellen bei eine Schießerei oder zerstören von Lieferungen und so weiter, kann man einfach ignorieren.

Die zahlreichen Sammelgegenstände sind für die Hauptstory nicht nötig, allerdings erwischt man sich viel zu oft dabei eben doch alle diese Dinge zu erledigen. Wer will nicht jeden Winkel der Welt erkunden, dabei den Menschen helfen und noch Geld und Karmapunkte einzusammeln. Und schon hängt man stundenlang vor dem Spiel und verliert sich in der Welt von Kyrat.

Der Schwierigkeitsgrad ist dabei eher moderat, beim Ableben wird Ajay einfach zurück zum letzten Speicherpunkt gesetzt, Meistens ist dieser am Anfang einer Mission. Wird es doch einmal zu mühsam, kann Ajay auch Söldner anheuern die durch den Aufstieg im Karmalevel freigeschaltet werden. Konkret ist das ein KI gesteuerter Spieler der bei Bedarf zu Hilfe gerufen werden kann.


Multiplayer ( - / 10 ):

Mehr Spaß macht das ganze natürlich mit einem richtigen Mitspieler. Dank Coop kann ein Freund in das Spiel gerufen werden. Aufgrund mangelnder Begeisterung im Freundeskreis, wurde der Multiplayer aber nicht angeschaut.


Fazit:

Die Ubisoft Formel ist ja mittlerweile auch bei FarCry schon etwas ausgelutscht, trotzdem kommt man nach kurzer Zeit in die Sammelwut. Der Vorsatz nur schnell die Story durchzuspielen, wird von zahlreichen Icons auf der Karte sabotiert. Die coole und verrückte Story machen es aber auch nicht leicht sich vom Rechner loszureißen. Star ist aber ganz klar die klischeebeladene Welt des Himalaya Gebirges. Und nicht vergessen, man kann auf Elefanten reiten.


Wertungsübersicht:

System: PC
Grafik: ( 9 / 10 )
Sound: ( 9 / 10 )
Singleplayer: ( 8 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Komplett
 

Gameplay Video