Full Void

Getestetes System: Evercade
Weitere Systeme: -
Kategorie: Action Adventure
VÖ: 2023
Entwicklungsstudio: OutOfTheBit Ltd
Publisher: Blaze Entertainment
Alterseinstufung: 12+
   
Test von: Hermann
Version: PAL (EU)
Spracheinstellung: -


Beschreibung

Das Intro von Full Void zeigt eine dystopische Welt, in der ein Jugendlicher auf der Flucht ist und in den Bildschirm stolpert. Ohne jegliche Erklärung bekommt der Spieler die Kontrolle übergeben und hat das Schicksal des Protagonisten in der Hand. Ob die Spielfigur weiblich oder männlich ist, wird dabei nicht erklärt und bleibt dem Spieler überlassen.

Vermutlich werden die meisten nicht sofort verstehen, dass sie in dieser Situation sofort die Steuerung übernehmen können, bzw. müssen. Steht der Spieler nicht sofort auf und rennt sofort nach rechts, wartet der erste Bildschirmtod. Das Zögern nutzt ein Verfolger gnadenlos aus.


Grafik ( 9 / 10 ):

Wie vieles in dieser Welt, ist dieser ein roboterartiges Wesen. Im konkreten Fall erinnert die Statur und Fortbewegung an eine affenähnliche Kreatur. Im späteren Spiel kommen noch weitere Maschinenwesen dazu, manche ähneln Spinnen, andere sind wiederum völlig fremd.

Menschliches Leben gibt es nur noch im Hintergrund. In Fenster sind verkabelte Erwachsene zu sehen, welche in einer von der KI kontrollierten virtuellen Welt vor sich hin vegetieren. In der realen Welt trifft der Spieler, außer dem Protagonisten, nur auf Maschinen.

Auch die Welt sieht nicht einladend aus. Im Hintergrund zeichnet sich dunkel die Skyline einer futuristisch aussehenden Stadt ab, im Vordergrund führt eine dunkle Promenade nach rechts aus dem Bildschirm. Spärlich erleuchtet wird die Kulisse nur von einer schwachen Straßenlaterne.

Durch den grobpixeligen Stil, der an selige 16-Bit Tage erinnert, wirkt die ganze Szenerie noch bedrückender. Wobei die Anzahl der Farben und die zahlreichen Animationen und Lichteffekte auf moderne Hardware hinweisen. Grafisch wird zwar das Retroflair zitiert, technisch sieht man aber die moderne Herkunft.

Erkennt der Spieler die drohende Gefahr und rennt nach rechts zum Bildschirmrand, wechselt das Spiel auf einen neuen Bildschirm. Scrolling gibt es keines, es wird immer bildschirmweise umgeschaltet.

Dafür wird in den einzelnen Spieabschnitten die Abwechslung großgeschrieben, viele unterschiedliche Szenarien warten auf den Spieler. Angefangen mit den Außenbezirken der Stadt, geht es durch Gebäude und Bahnanlagen weiter in Abwasserschächte und Laboranlagen. Langweile kommt nicht auf, da die Gebiete auch nicht aus Bausteinen zusammenkopiert werden. Jeder Bildschirm ist ein Unikat und bietet etwas fürs Auge.

Leider bleibt wenig Zeit sich die schönen und stimmig beleuchteten Szenen anzusehen, da oft Gegner hinter dem Protagonisten her sind und zu schnellem Handeln fordern.

Schön anzusehen sind dagegen die kurzen Todesszenen, welche in handgepixelten Filmschnipseln vom Schicksal unserer Spielfigur zeugen. Zwischen den Abschnitten gibt es aber auch einige kurze Zwischensequenzen.


Sound & Musik ( 8 / 10 ):

Zum wirklich tollen Stimmungsbild trägt auch die Klangkulisse bei. Die technisch klingenden Hintergrundgeräusche werden nur durch die eigenen Schritte und die der Gegner unterbrochen. Der gelegentliche Schrei einer Eule, oder eine ratternde S-Bahn schrecken den Spieler immer wieder auf und sorgen für Spannung und eine bedrückende Atmosphäre.

Musik gibt es selten bis gar nicht, auch Sprachausgabe existiert nicht. Bis auf gelegentliches Schnaufen und Stöhnen bleibt der Protagonist stumm.

Die komplette Spielwelt definiert sich rein durch ihre Umgebungsgeräusche und das Spielgeschehen. Wichtige Dinge, aber auch bedrohliche Elemente, werden akustisch hervorgehoben, womit der Sound zu einem Teil der Puzzles wird.


Singleplayer ( 9 / 10 ):

Wer sich von dem schön gestalteten Setting mitreißen lässt, wird auch spielerisch nicht enttäuscht. Die Steuerung ist sowohl durchdacht als auch funktional.

Benötigt wird nur das Steuerkreuz zum Bewegen, Springen und Ducken. Und zwei Buttons. Einer zum Auslösen von Aktionen, der Zweite kann als Sprungknopf benutzt werden. Gerade wer am C64 sozialisiert wurde, ist gewohnt den Joystick nach oben zu drücken, um einen Sprung auszulösen. Konsolenspieler verwenden dafür eine der Tasten. So kommt das Spiel sowohl ehemaligen Homecomputer-, als auch Konsolennutzern entgegen.

Alle weiteren Aktionen passieren völlig intuitiv. Springt der Spieler an eine Kante, zieht er sich mit dem Sprungknopf, oder Joystickbewegung nach oben, auf die nächste Ebene. Ist eine Engstelle im Weg, duckt sich die Spielfigur automatisch. Schnell hat der Spieler das Konzept verinnerlicht.

Und das ist auch nötig, da immer wieder schnelle Entscheidungen nötig sind und der Spieler die Steuerung beherrschen muss. So gilt es vor Gegner davonzulaufen, Sprung- und Hindernisspassagen mit Genauigkeit und passendem Timing zu meistern. Raum für Fehler bleibt dabei nicht, meistens endet das Versagen mit einer kurzen Todesanimation.

Auch überraschende Ereignisse führen oft beim ersten Versuch mit dem Tod der Spielfigur, gerade wenn Fußwege wegbrechen oder Gegner überraschend auftauchen.

Dabei bleibt das Spiel aber immer fair. Rücksetzpunkte sind meistens direkt vor der Stelle, an der man gescheitert ist. Womit das gelegentliche Trial & Error nicht mühsam wird oder sogar stört. Scheitern ist eher eine kurzzeitige Verzögerung im Fortschritt und der Hinweis dass man doch ein kleines Detail für die Lösung übersehen hat.

Computerspiel erfahrene Spieler werden aber schon beim ersten Scheitern erkennen, wo der Fehler lag. Die meisten Puzzles sind recht einfach. Wo genau muss man abspringen, welches ist der richtige Schalter und das korrekte Timing. Alles Muster, die jeder geübte Spieler sofort erkennt.

Wirklich gelungen ist dabei, wie die verschiedenen Elemente eingeführt werden. Erklärungen oder Tutorials gibt es im Spiel keine. Aber der Spieler wird auf natürliche Weise an die einzelnen Elemente herangeführt. Da die Steuerung recht einfach gehalten ist, liegt der weitere Weg meistens auf der Hand. Werden die Elemente später kombiniert, ist das Handwerkszeug schon lange antrainiert. Trotzdem bietet das Spiel immer wieder neue Herausforderungen und bleibt spannend.

Ein einfaches Beispiel ist das Benutzen von Schaltern um Dinge ein und auszuschalten. Das lernt der Spieler schon zu Beginn und muss das in den Abwasserkanälen zur Steuerung von Wasserabläufen nutzen. Etwas später findet sich ein Wachroboter im Hintergrundbild, der offenbar defekt unter einem Wasserabfluss liegt. Später lässt sich diese Wissen dann kombinieren, um weitere Wachroboter auszuschalten.

Aber Full Void ist kein Action- oder Geschicklichkeitsspiel. Viele Abschnitte gleichen eher Puzzles, welche dann aber mit dem nötigen Geschick und Timing gemeistert werden müssen. Hat der Spieler aber die Problemlösung verinnerlicht, ist die Ausführung meistens kein Problem. Nur ungeduldige Spieler müssen Abschnitte mehrfach wiederholen, falls Sprünge danebengehen.

Sind zu Beginn nur Umgebungsrätsel zu lösen, um durch die lineare Spielwelt zu kommen, werden im Laufe der Zeit immer weitere Elemente eingeführt. Der junge Protagonist kann nicht nur einfache Schalter betätigen, er ist auch in der Lage Geräte zu hacken. Dafür ist ein einfaches Geschicklichkeitsspiel zu lösen, wo es gilt sich drehende Balken auszurichten. Was einfach bedeutet, einen Button zum richtigen Zeitpunkt zu drücken.

Damit aber nicht genug, im weiteren Verlauf kommen kompliziertere Gerätschaften zum Einsatz. Diese können durch den Spieler programmiert werden. Mithilfe einfach Kommandos, können Kräne bewegt und Schalter aktiviert werden. Mit dem Fortschritt im Spiel kommen immer neue Fähigkeiten dazu.

Nach ungefähr einem Drittel des Spiels findet sich auch ein programmierbarer Begleiter, welcher sich an bestimmten Stellen im Spiel nutzen lässt. Dieser kann dann zu Schaltern geschickt werden, um diese zu aktivieren. Natürlich wird auch das mit weiteren Elementen kombiniert, unter anderem spielt das richtige Timing oft eine Rolle. Während der Begleiter eine Aktion ausführt, muss der Spieler passend dazu etwas anderes erledigen.

Im Gegensatz zu den beliebten Metroidvania Spielen, schalten sich aber keine neuen Bereiche in vorangegangenen Spielabschnitten frei. Der Spielablauf bleibt immer linear, die Rätselpassagen blockieren nur den weiteren Fortschritt, bis sie gelöst sind.


Multiplayer ( - / 10 ):

nicht vorhanden


Fazit:

Full Void ist eine unerwartete Überraschung. Vom „Schon wieder ein Retrografikspiel“ zur kompletten Begeisterung brauchte es nur wenige Bildschirme. Dazu trägt die tolle Szenerie bei, welche den Spieler quasi in die Welt einsaugt.

Wenn sich dann im Laufe der Zeit der Puzzleanteil immer anspruchsvoller wird, bleibt man unweigerlich am Ball. Die schöne und abwechslungsreiche Mischung aus Knobelei und nötigem Geschick sorgt dafür, dass keine Ermüdungserscheinungen auftreten. Die mysteriöse Story in der stimmungsvollen Welt erzeugt dann für das letzte Quäntchen Sucherscheinung.


Wertungsübersicht:

System: Evercade
Grafik: ( 9 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 9 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Gameplay Video