Gray Matter

Getestetes System: PC
Weitere Systeme: -
Kategorie: Adventure
VÖ: 2010
Entwicklungsstudio: Wizarbox Studios
Publisher: dtp entertainment
Alterseinstufung: 12+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Deutsch


Beschreibung

"Welchen Einsatz fordert das Schicksal, wenn man mit ihm spielt?" steht fragend auf der Spieleverpackung. Die einfachste Antwort wäre natürlich "Eine Kopie von Gray Matter", dem neuen Adventure von Jane Jensen mit einem Hauch Mystery.

Die Frage könnte auch lauten wer denn Jane Jensen sei. Laut Packungstext ist sie die Autorin der Gabriel Knight Serie, einer Spielereihe die zumindest älteren Spielern bekannt sein könnte. Spätestens nach der zweiseitigen Einführung der Autorin in dem kleinen Handbuch, bekommt man zumindest den Eindruck daß es sich um etwas mehr als reines Marketing handelt. Der Autorin scheint etwas an ihrem Spiel zu liegen.


Grafik ( 8 / 10 ):

Ob die hochgesteckten Erwartungen erfüllt werden, wird sich zeigen müssen. Den ersten Eindruck hinterläßt aber kurz nach Spielstart die Grafik, und zumindest das Intro sieht schon mal gut aus. In einem etwas surrealen Grafikstil wird erzählt wie Samantha, eine der beiden Figuren welche der Spieler steuern wird, am Anwesen des unheimlichen Dr. Styles ankommt.

Auch der erste Bildschirm des Adventures folgt dem positiven Eindruck. Ein sehr detailliert und stimmig dargestelltes Zimmer mit historischer Einrichtung ist zu erkunden, während das einfallende Licht des großen Fensters eine romantische Stimmung erzeugt. An vielen Stellen wird mit Lichteffekten gearbeitet, passenderweise wirft die Protagonistin auch einen realistischen Schatten und fügt sich nahtlos in die Szene ein.

Gelungen sind auch die kleinen Animationen in den Hintergründen. Zwar sind diese nur spärlich vorhanden, die Wirkung ist dafür aber um so besser. So treiben in den Außenszenen oft düstere Wolken über den Himmel oder Bäume bewegen sich unheilvoll im Sturm.

Alles zusammen saugt den Spieler geradezu ins Abenteuer, da die grafische Präsentation auch perfekt zum mysteriösen Auftakt der Ereignisse paßt. Schnell bekommt man Lust auf mehr.

Auffallend ist die sehr groß dargestellte Figur der Protagonistin, diese ist in einigen Szenen sogar größer als der Bildausschnitt. Dies ist ungewöhnlich, da die Charaktere in Adventures normalerweise aus größerer Entfernung dargestellt werden. Die Nähe der Kamera sorgt hier aber für eine etwas beklemmende Atmosphäre.

Im Gegensatz zur bisher gelungenen Präsentation, sind die in den Textfenstern eingeblendeten Charakterbilder unglaublich schrecklich geworden. Mit versteinerten Gesichtern und weit aufgerissenen Augen bewegen sich die Lippen völlig asynchron zu den gesprochenen Texten. Daß es eigentlich besser geht zeigen die Charaktere in der Spielgrafik, diese bewegen die Lippen fast synchron zu den deutschen Texten. Zwar nicht perfekt, aber so daß es nicht unangenehm auffällt.

Aber auch die Animationen der Darsteller sind nicht ganz perfekt. Samantha sieht manchmal aus als hätte sie Probleme beim Gehen. Neben dem unnatürlichen Stechschritt, scheinen ihrer Beine nicht immer ihrem Willen zu gehorchen.

Nach kurzer Zeit fallen die Unzulänglichkeiten aber nicht mehr auf, die schöne Atmosphäre zieht den Spieler in seinen Bann. Dabei hilft auch die gute Vertonung.


Sound & Musik ( 8 / 10 ):

Neben der sehr guten Musik, die aber fast immer im Hintergrund bleibt, überzeugen die guten deutschen Sprecher. Sie sind nicht nur passend ausgewählt, sondern klingen auch so wie man von den Personen in der entsprechenden Situation erwarten würde. Vor allem passen die einzelnen Sätze im Gespräch zusammen und klingen von der Betonung nicht wie einzeln eingesprochen und später zusammengeschnitten.


Singleplayer ( 6 / 10 ):

Nach so vielem Positiven, sollte doch eigentlich nichts mehr schiefgehen. Leider zeigt Gray Matter aber schon in den ersten Spielminuten eine Unsitte vieler Adventure, an bestimmten Stellen geht es nur weiter wenn man vorher etwas bestimmtes gemacht hat oder an einem bestimmten Ort gewesen ist.

Zu Beginn findet sich eine Nachricht die Samantha nicht lesen will. Erst nachdem sie einige andere Dinge betrachtet hat wird ein Ereignis gestartet, nach dessen Ende sie dann die Nachricht lesen kann. Wer jetzt dachte er müßte ein Rätsel lösen um die Informationen zu erhalten, war auf dem Holzweg.

Auch an anderer Stelle kann mit Gegenständen erst interagiert werden wenn vorher etwas Bestimmtes erledigt worden ist. Oftmals besteht zwischen den beiden Aktionen auch kein Zusammenhang. So bekommt der Spieler an einer Stelle nur einen netten Text, kann aber nicht mit den Objekten interagieren. Nach der Lösung eines anderen Rätsels, geht es aber auf einmal.

Anstatt sich die Orte erst einmal anzuschauen und die Rätsel dann gezielt zu lösen, ist der Spieler gezwungen eine bestimmte Reihenfolge abzuarbeiten bevor er das nächste Rätsel überhaupt finden kann. Mehrmaliges Absuchen aller Orte macht aber wenig Spaß und wird auch nicht belohnt. Es werden dann immer wieder die gleichen Satzstücke abgespult.

Aber auch im weiteren Spielverlauf gestaltet sich das Rätseln mühsam. Oft hat man die richtige Idee, scheitert aber an der Ausführung. An einer Stelle muß Samantha ihr Handy benutzen um einen Trick durchzuführen, sie weigert sich aber solange bis ihr Handy richtig eingestellt ist. Was man aber genau einstellen muß, ist auf mühsame Weise auszuprobieren.

Leider gibt es öfters solche Stellen, was dann stark auf den Spielspaß drückt. Vor allem nach längerer Pause fällt es dann schwer wieder ins Spiel reinzufinden. Die Versuchung einfach etwas anderes zu starten ist dann groß.

Eine kleine Hilfe beim Wiedereinstieg nach einer Pause gibt Samanthas Tagebuch. Darin sind alle geführten Dialoge notiert und der Spieler kann sich wieder etwas einlesen. Was genau die aktuelle Aufgabe ist und welche teile davon schon erledigt sind, läßt sich aber nicht so einfach herauslesen. Eine kleine Hilfe ist die einblendbare Statistik. Diese gibt für jedes Kapitel und jeden Erzählstrang an wie viele der maximalen Punkte schon erreicht sind. Punkte gibt es dabei durch das Lösen von Rätseln, Anschauen von Gegenständen oder Gesprächen.

Im Gegensatz zu vielen Klassikern, gestaltet sich das Rätseln als mühsames Abklappern von Altbekannten und langweiliges Kombinieren der Inventargegenstände. Die Geschichte entwickelt sich auch nur zäh und verliert den Spieler schnell.

Bleibt man aber am Ball und gewöhnt sich an die Eigenheiten, zieht einen das Spiel in seinen Bann. Dafür ist vor allem die interessante und stilistisch gut erzählte Geschichte verantwortlich, nach dem etwas lahmen Anfang passieren sehr mysteriöse Dinge die der Spieler natürlich aufklären will.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

Die schöne Grafik und gute Musik machen viel Laune auf das Adventure, die interessanten Charaktere und die Geschichte wecken das Interesse. Die teils mühsamen und manchmal unlogischen Rätsel vermiesen den Spaß aber deutlich. Grade im Genre des Adventures ist die Konkurrenz mittlerweile riesig, Gray Matter zu Spielen ist da eigentlich die falsche Entscheidung.

Dank der tollen Atmosphäre, der stilvollen Grafik und den guten Sprechern, schafft es die geheimnisvolle Geschichte um Sam und den mysteriösen Dr. Styles aber trotzdem den Spieler in den Bann zu ziehen. Selten macht es ein Spiel dem Tester dann auch so schwer es zu empfehlen oder davor zu warnen. So kann nur geraten werden sich selbst ein Bild zu machen.


Wertungsübersicht:

System: PC
Grafik: ( 8 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 6 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Gameplay Video