Harveys neue Augen

Getestetes System: PC
Weitere Systeme: -
Kategorie: Adventure
VÖ: 2011
Entwicklungsstudio: Daedalic Entertainment
Publisher: Rondomedia
Alterseinstufung: 12+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Deutsch


Beschreibung

Nach dem Überraschungserfolg von Edna bricht aus, bringt Daedalic einen Nachfolger auf den Markt. Edna spielt dabei allerdings nur eine Nebenrolle.

Als der berühmte Dr. Marcel, bekannt aus dem Vorgänger als Leiter des Irrenhauses, in der Klosterschule auftaucht, muss die brave Klosterschülerin Lilli das plötzliche Verschwinden ihrer besten Freundin Edna aufklären. Natürlich spielt dabei auch ein gewisser Stoffhase namens Harvey eine Rolle.

Schon beim Spielstart wird man mit einem schönen Retro-Kopierschutz überrascht. Mit einer Pappdrehscheibe muss ein Gesicht zusammengesetzt werden, um dann den Fluchttag eines Insassen der Irrenanstalt zu bestimmen. Für Fans alter Amiga Adventures eine wahre Freude. Gleich danach startet ein Tutorial, durch welches ein Polizist mit hochschullehrerhaften Ton führt.


Grafik ( 8 / 10 ):

Die ersten Bildschirme zeigen auch gleich, was den Spieler erwarten wird. Im gleichen Stil wie Edna bricht aus, sind die einzelnen Bildschirme in schöner handgezeichneter Grafik dargestellt. Gegenstände und Charaktere sind leicht überspitzt dargestellt, was gut zu der verrückten Story des Spieles passt.

Erfreulicherweise gibt es auch einige technische Fortschritte. Im Gegensatz zum Vorgänger werden jetzt auch Breitbildformate unterstützt. Auch höhere Auflösungen bis zu Full HD sind jetzt möglich. Auch ein weiterer Kritikpunkt wurde verbessert, die Hintergründe sind jetzt nicht mehr so statisch, kleine Animationen lockern diese auf.


Sound & Musik ( 9 / 10 ):

Schon der Song im Intro ist ziemlich gelungen. Neben lustigen Text stimmt die Musik gut auf die Stimmung des Adventures ein. Leicht melancholisch bis depressiv wird der Spieler gut auf die ersten Schritte in der Klosterschule vorbereitet. Gleich danach meldet sich der hervorragend gesprochene Erzähler und führt den Spieler ein. Auch die anderen Sprecher sind wieder herausragend, andere Spiele könnten sich da eine Scheibe abschneiden. Wenige Spiele werden so liebevoll vertont und glänzen mit so vielen tollen Stimmen.

Die auf der Packung versprochene Soundtrack CD enthält leider nur ein einziges Lied. Der Rest kann, oder eher konnte, von der Webseite des Herstellers heruntergeladen werden. Mittlerweile ist das aber anscheinend nicht mehr möglich. An sich wäre das ja nicht so schlimm, würde der Soundtrack nicht groß auf der Packung beworben.


Singleplayer ( 9 / 10 ):

Der Anfang vieler Grafikadventures gestaltet sich oft etwas zäh. Zuerst gilt es die einzelnen Räume abzulaufen und alle Dinge anzuschauen. Auch hier ist es nicht anders. Lilli schaut Gegenstände durch Klick der rechten Maustaste an, durch Druck auf die linke werden Aktionen ausgeführt. Langweilig ist das aber nicht, da der Erzähler vom Start weg für gute Laune sorgt. Lilli ist etwas wortkarg, weswegen der Erzähler alles kommentiert. Dieser hat dabei eine eigene Sicht der Dinge, welche so gar nicht zur Realität passen will.

Schaut Lilli die Reifenschaukel an, erzählt die Stimme aus dem Off wie gerne sie diese benutzen würde. Trotz des von Termiten zerfressenen Baumes, an der sie aufgehängt ist. Lilli steht daneben und schüttelt dabei mit dem Kopf, was den Erzähler aber nicht davon abhält weiter von der Schaukel zu schwärmen.

Das ganze Spiel ist dabei noch einen Schwung derber als der Vorgänger, wozu nicht nur der Erzähler beiträgt. Die kleine unschuldige und schüchterne Lilli geht sogar über Leichen. Nur gut, dass es die fleißigen Zensurgnome gibt, die immer für ein kindgerechtes Spielerlebnis sorgen.

Auch Harvey hat sich verändert. Durch seine von Dr. Marcel optimierten Augen hypnotisiert er Lilli und verhindert so, dass sie schlechte Dinge tut. So darf sie nicht mit Feuer spielen, Erwachsene anlügen oder an gefährliche Orte gehen. Im Laufe der Zeit lernt sie aber diese, und auch die weiteren Verbote außer Kraft zu setzen. Dazu muss sie sich mit Hilfe von Harveys in Trance versetzen und dann in der Gedankenwelt das durch ein Harvey ähnelndes Wesen repräsentierte Verbot auszulöschen. Allerdings kann immer nur ein Verbot gleichzeitig ausgehebelt werden. Dazu gibt es neben dem Inventar ein weiteres Menü, in welchem Lilli ein Verbot deaktivieren kann. Bei den folgenden Rätseln wird diese Besonderheit dann mit eingebaut.

Gegenüber dem Vorgänger sind die Kopfnüsse deutlich einfacher geworden. An vielen Stellen sollten selbst unerfahrene Spieler sofort auf die Lösung kommen. Das liegt auch daran, dass es weniger verkettete Rätsel gibt. Die Kommentare des Erzählers sind auch sehr hilfreich, statt einem "Das geht nicht" kommt dann zum Beispiel der Satz: "Lilli kann diesen Gegenstand im Moment noch nicht einsetzen". Somit ist klar, dass man auf der richtigen Spur ist, aber vielleicht noch etwas fehlt oder übersehen wurde.

An besonderen Stellen kommen noch kleine Logikrätsel zum Einsatz, wer darauf aber keine Lust hat, kann diese einfach überspringen. Zusätzlich bietet das Spiel einige Komfortfunktionen, so gibt es eine Hotspotanzeige. Durch Druck auf die Leertaste zeigen rote Augen alle benutzbaren Gegenstände an. Gespräche lassen sich mit Mausklick abbrechen und mit Doppelklick teleportiert Lilli zum nächsten Raum. Sich wiederholende Gespräche und ewiges Herumlaufen werden so deutlich reduziert. Somit ist das Spiel auch sehr gut für Anfänger oder Gelegenheitsspieler geeignet.

Wer schon Edna kannte, wird sich über zahlreiche Gastauftritte bekannter Figuren freuen können, auch wenn diese nur in kleinen Nebenrollen vorkommen. Star ist eindeutig Lilli und der Erzähler, selbst Harvey und Edna müssen sich mit kleinen Rollen begnügen. Das ist aber nichts Schlechtes. Im Gegenteil, Lilli ist der perfekte Charakter für dieses Spiel. Zu welchem der möglichen Enden sich ihr Schicksal entwickelt, liegt wieder ganz in den Händen des Spielers.


Multiplayer ( - / 10 ):

nicht vorhanden


Fazit:

"Edna bricht aus" war schon ein hervorragendes Adventure, aber der Nachfolger übertrifft dieses nochmal deutlich. Vor allem der bitterböse und sarkastische Erzähler trägt viel dazu bei. Aber auch Lilli hinterlässt buchstäblich Leichen, um ihre Ziele zu erreichen. Wer bösen und sarkastischen Humor mag, wird hier also sehr gut unterhalten werden.

Schade dass es nach all den Jahren keinen weiteren Teil gegeben hat. Die beiden Spiele der Edna Reihe stechen wirklich aus dem Allerlei des Spielemarktes heraus.


Wertungsübersicht:

System: PC
Grafik: ( 8 / 10 )
Sound: ( 9 / 10 )
Singleplayer: ( 9 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Gameplay Video