L.A. Noire

Getestetes System: XBox 360
Weitere Systeme: -
Kategorie: Action Adventure
VÖ: 20. Mai 2011
Entwicklungsstudio: Team Bondi
Publisher: Rockstar Games
Alterseinstufung: 16+
   
Test von: Hermann
Version: PAL (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Der ehemalige Soldat Cole Phelps beginnt nach dem zweiten Weltkrieg in Los Angeles bei der Polizei zu arbeiten. Zuerst als einfacher Streifenpolizist, macht der, im Krieg hoch ausgezeichnete Phelps, schnell Karriere.

Vom Spieler gesteuert, löst er die Fälle mit denen er und seine Kollegen sich jeden Tag rumschlagen müssen. Dabei beginnen die ersten Einsätze noch einfach, später jedoch gilt es schwierigere Fälle aufzuklären.

Parallel zu dessen Werdegang in den einzelnen Dezernaten, entfaltet sich die Geschichte um seinen ehemaligen Kampftrupp. Dazu werden teilweise die Erlebnisse des Pazifikkrieges in Rückblenden erzählt.

Läßt man die Hintergrundgeschichte beiseite, handelt es sich bei L.A. Noire um ein Detektivspiel. Um 1947 in Los Angeles angesiedelt, gilt es durch Sammeln von Beweisen, Befragen von Leuten und richtigen Schlußfolgerungen, die einzelnen Fälle zu knacken.


Grafik ( 8 / 10 ):

Auffälligstes und beeindruckendes Merkmal ist die detaillierte Mimik der Charaktere. Viel Mühe und Aufwand wurde darin gesteckt einen möglich realistischen und echt wirkenden Gesichtsausdruck der einzelnen Personen darzustellen. Bei Unterhaltungen sieht der Spieler darin recht gut, was die Leute von einem selbst halten oder wie sie sich gerade fühlen. Dies ist nicht nur nett anzuschauen, sondern auch ein wichtiges Hilfsmittel im Verlauf des Spieles. Das Verhalten der Charaktere gibt wichtige Hinweise bei Befragungen.

Auch in den langen und sehr gut gemachten Videosequenzen fällt das sofort auf, auch die Bewegungen der Personen sind sehr gut animiert. Stilistisch erinnert die Grafik an das Genre des Film Noire.

Das Los Angeles im Spiel ist eine lebendig dargestellt und riesige Stadt, inklusive des Hollywoodland Schildes am Horizont. Bevölkert wird sie von zahlreichen Personen, welche durch die Straßen bummeln oder mit ihren Wagen unterwegs sind. Auch dies ist den Entwicklern sehr gut gelungen, auch wenn die Grafik öfters das Ruckeln anfängt. Auch wenn dies auffällt, stört es jedoch den Spielfluß nicht.

Wirklich schlecht im Gegensatz zu anderen Spielen ist jedoch die Bewegung der Fahrzeuge gelungen. Teilweise bewegen sich diese wie auf Schienen, nur um dann ohne jede erkennbare Motivation wild die Spuren zu wechseln. Oder ein Fahrzeug beschleunigt aus dem Stand plötzlich wie vom Katapult abgeschossen, nur um dann in einem exakten 90 Grad Winkel abzubiegen. Vor allem bei Verfolgungsjagden sehen die Fahrzeuge teilweise aus wie von einem Gummiband gezogen.


Sound & Musik ( 8 / 10 ):

Fast an allen Stellen im Spiel ist Musik zu hören, sei es im Jazzclub oder auch nur im Radio der Automobile. Beim Suchen nach Hinweisen an Kriminalschauplätzen ist diese sogar Teil des Spielprinzips. Solange nicht alle Hinweise gefunden sind, ertönt düstere Musik. Erst wenn alles entdeckt wurde, wechselt die Szene zu normalen Hintergrundgeräuschen. Sehr schön gemacht, Rockstar.

Auch die englischen Sprecher sind hervorragend ausgewählt, inklusive dem mit hoher und krächzender Stimme sprechenden Kleinganoven. Wie aus einem billigen Gangsterfilm. So kommt richtig Stimmung auf.


Singleplayer ( 7 / 10 ):

Endlich bringt jemand wieder eine neue und gute Idee in der Masse der Shooter und GTA Klone. Eine Detektivgeschichte, bei der verdächtigte Personen anhand der Mimik und der gesammelten Beweise überführt werden müssen, ist schon etwas Besonderes.

Nach einem kurzen Briefing im Polizeirevier machen sich Detective Phelps und sein Partner auf den Weg zum Schauplatz des Verbrechens. Dazu kann entweder die Schnellreisefunktion benutzt werden, oder aber der Spieler fährt selbst mit dem Automobil. Wer es etwas eiliger hat, schaltet die Sirene ein und rast durch die Straßen. Doch Vorsicht, verursacht man dabei hohen Schaden an anderen Fahrzeuge oder Stadteigentum, gibt es später Abwertung bei der Bewertung des Falles.

Am Ort des Geschehens angekommen, beginnt ein guter Detektiv erstmal mit einer Durchsuchung des Tatorts. Mit dem Analogstick bewegt der Spieler Phelps durch die Gegend, ein leichtes Rütteln des Controllers zeigt etwas Interessantes an. Dieses kann dann genauer angeschaut werden. Unwichtige Beweise werden von Phelps auch sofort kommentiert, um den Spieler nicht in Sackgassen laufen zu lassen.

In jeder Szene gibt es die wichtigen Hinweise zu finden, mit deren Hilfe sich der Fall weiterentwickelt. So findet sich zum Beispiel eine Pistole aus welcher die Todesschüsse angefeuert wurden. Bei näherer Untersuchung findet sich die Seriennummer der Tatwaffe. Mit dieser begibt sich der Spieler auf den Weg in einen Waffenladen, mit Hilfe des Verkaufsregisters kann dann schließlich der Besitzer ausfindig gemacht werden.

Mit der so gefundenen Adresse, kann der Besitzer aufgesucht werden und über den Verbleib der Schußwaffe ausgefragt werden. Jede Antwort des Verdächtigen bietet drei Möglichkeiten, wovon nur eine den Fall weiterbringt. Der Spieler kann die Antwort akzeptieren, genauer nachfragen oder sie als Lüge bezeichnen. Für letzteren Fall sollten aber auch Beweise vorliegen, welche aus Coles sorgfältig geführtem Notizbuch ausgewählt werden können.

Hierbei gilt es jedoch Gespür walten zu lassen, können die Anschuldigungen nicht bewiesen werden ist die Befragung manchmal ganz schnell vorbei. Gleiches gilt wenn der Spieler den Verbrechern jeden Satz für bare Münze nimmt. Wie schon vorher beschrieben, ist der Gesichtausdruck der Verdächtigen ein wichtiges Indiz. Ohne stichhaltige Beweise kommt ein guter Detektiv aber auch nicht weit.

Im Notfall helfen Intuitionspunkte weiter, von diesen kann der Spieler maximal fünf besitzen. Für eine einzelne Antwort läßt sich so zum Beispiel eine der drei Möglichkeiten ausschließen. Hilfreicher ist da schon das "Frag die Community" Feature, welches für jede Möglichkeit anzeigt wie viele Prozent der Community diese gewählt hat. Zumindest hier hat die Masse auch meistens Recht.

Um verbrauchte Intuitionspunkte wieder aufzufrischen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Die einfachste ist sparsam damit umzugehen, da im Laufe des Spieles weitere dazukommen. Für jede Befragung, jeden gelösten Fall gibt es Erfahrungspunkte. Je nach gesammelter Erfahrung steigt der Spieler im Level auf, mit jedem neuen Level gibt es einen Intuitionspunkt.

Schneller geht es wenn die Stadt erkundet wird. Jede gefundene Sehenswürdigkeit der Stadt gibt eine kleine Menge Erfahrung, jedes der zu findenden speziellen Automodelle auch. Zusätzlich werden Nebenmissionen über Polizeifunk durchgesagt, auch diese sind ein wahrer Quell an Punkten.

Kleinere Fehler in den Befragungen führen nur zu einer schlechten Bewertung des Falles. Diese wird nach der Auflösung präsentiert und gibt eine Zusammenfassung wie viele der Hinweise gefunden wurden oder ob die Verhöre gut gelaufen sind. Zusätzlich gibt es noch einen kleinen Hinweis auf den Verlauf des Falls.

Hat der Spieler zu schlecht kombiniert, steht als Anmerkung auch mal der Hinweis daß der Falsche eingebuchtet wurde. Also immer ordentlich recherchieren, nicht daß ein Unschuldiger die Todesstrafe verhängt bekommt. Ist der Fall ganz festgefressen, muß er wiederholt werden.

Kurze Actionsequenzen lockern den Spielfluß auf, so gibt es Leute zu verfolgen oder die ein oder andere Schießerei. Nett ist, daß diese bei mehrmaligem Scheitern übersprungen werden können. So werden Knobelfreunde nicht frustriert aufgeben, nur weil sie nicht mit dem Schießeisen umgehen können. Besonders schwer sind diese Abschnitte aber nicht.

Neben dem Hauptplot, werden in kurzen Videos Erinnerungen an die Zeit im Krieg erzählt. Zusätzlich gibt es einen dritten Handlungsfaden, welcher durch aufgefundene Zeitungen erzählt wird. Auch wenn recht schnell klar ist, daß sich diese drei Handlungen verbinden werden, dauert es bis kurz vor Schluß bis endlich etwas Schwung in die Sache kommt.

Das ist auch das einzige wirkliche Problem des Spieles. Die Story wird sehr langsam und ruhig erzählt. Oft sind die einzelnen Fälle auch losgelöst von der Rahmenhandlung. Der langsame Fortschritt der Geschichte und die eher depressive Grundstimmung des ganzen werden die typischen Spaßzocker eher abschrecken. Spätestens sobald verbrannte oder verstümmelte Leichen untersucht werden müssen, wird klar daß es sich um ein Spiel mit ernsterem Ton handelt.

Nach dem Durchspielen gibt es noch zusätzliche Fälle als DLC zu erwerben.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

Rockstar ist mit L.A. Noire wirklich ein ungewöhnliches und sehr gutes Spiel gelungen. Einziger Schwachpunkt ist die sich nur langsam entwickelnde Geschichte um den eher langweiligen Hauptcharakter. Eine etwas packendere Story und etwas mehr Spannung hätten dem Spiel sicherlich gut gestanden.


Wertungsübersicht:

System: XBox 360
Grafik: ( 8 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 7 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Gameplay Video