Legends of Valour

Getestetes System: Amiga
Weitere Systeme: -
Kategorie: Rollenspiel
VÖ: 1992
Entwicklungsstudio: Synthetic Dimensions
Publisher: U.S.Gold
Alterseinstufung: -
   
Test von: Hermann
Version: PAL
Spracheinstellung: -


Beschreibung

Mit dem Aufkommen von schnellen IBM kompatiblen PCs und VGA Grafik, stellte sich auch bei Rollenspielen langsam eine Abkehr der bei 8- und 16-bit Systemen üblichen blockweise umspringenden 3D Grafik ein. Während sich bei alten Spielen wie Dungeon Master nur in 90° Schritten gedreht werden konnte, glänzte am PC Ultima Underworld mit einer frei begehbaren 3D Umgebung, in welcher sich der Spieler beliebig umsehen konnte.

So dauerte es nur geringe Zeit bis zahlreiche neue Rollenspiele versuchten sich eine Scheibe vom Erfolg abzuschneiden. Eines der ersten Spiele dieser Art auf dem Amiga war Legends of Valour, welches auch für PC erschien.

Unter den zahlreichen Packungsbeilagen, findet sich ein Brief von Cousin Sven, welcher schon vor längerer Zeit in die Stadt Mitteldorf aufgebrochen ist um dort sein Glück zu machen. Darin beschreibt er fasziniert die Wunder der großen Stadt, das Treiben der Menschen auf dem Markt und die Faszination die davon ausgeht. Auch daß er sicher bald reich sein wird und man doch nachkommen soll, er würde dann eine Nachricht an einem schwarzen Brett hinterlassen.

Nachdem auf diesen Brief keinerlei Lebenszeichen mehr von Sven kommt, beschließt die besorgte Familie jemanden loszuschicken um nach dem Rechtem zu sehen, dieser Jemand ist natürlich der Spieler.


Grafik ( 6 / 10 ):

Sicherlich ist der Versuch, auf einem Amiga 500 flüssige 3D Grafik darzustellen, als ambitioniert zu bezeichnen. Entsprechend beeindruckend sah es auch aus. Allerdings liegt die Darstellung kilometerweit hinter dem was zu der Zeit auf dem PC möglich war. Auch ist nur ein kleiner Ausschnitt in 3D, der Großteil des Bildschirms wird durch Menüs eingenommen. Auf einem normalen Amiga 500 ist die dreidimensionale Darstellung wirklich winzig und auch extrem lahm.

Auf einem Amiga 1200 mit Turboboard geht es schon ganz gut, sieht aber immer noch nicht so toll aus da auch keine Bodentextur vorhanden ist. Nach oben und unten schauen geht auch nicht, man kann sich nur drehen. Es war halt der erste Versuch die coole PC 3D Grafik auch auf dem Amiga zu bringen. Die meisten dürften es wohl gekauft haben um auch ein bißchen Ultima Underworld Feeling zu bekommen. Und wurden dabei gnadenlos enttäuscht.

Das Spiel bietet ein Automapping an, dieses ist aber ziemlich unbrauchbar. Die Darstellung ist so fitzelig, daß man kaum etwas darauf erkennen kann Zu allem Übel wird die Karte auch wieder zurückgesetzt wenn man den Abschnitt des Dungeon verläßt. Das ist ziemlich bescheuert wenn man manche Bereiche nur durchqueren will, da bei der Rückkehr der Ausgang nicht mehr zu sehen ist.


Sound & Musik ( 2 / 10 ):

Musikuntermalung wird kaum geboten, die meiste Zeit ist es einfach still. Ab und zu gibt es kleine Nebengeräusche wie das Grunzen von Monstern in Dungeons oder das Knistern einer Fackel. Auch bei den Kämpfen gibt es mal ein “Klonk” oder “Ahh” zu hören. Gerade wer die stimmungsvolle Sounduntermalung heutiger Rollenspiele kennt, wird derbe enttäuscht werden. Aber auch für damalige Zeiten war das schon ziemlich mager.


Singleplayer ( 1 / 10 ):

Nach der empfehlenswerten Installation der vier Disketten auf Festplatte, gilt es zuerst einen Charakter zu erstellen. Zur Auswahl stehen die Rassen Mensch, Elf und Zwerg. Jede hat die typischen hinreichend bekannten Vor- und Nachteile in den Attributen Stärke, Intelligenz, Geschwindigkeit und Gesundheit. Nachdem diese ausgewürfelt wurden, kann zusätzlich noch das Geschlecht und der Name festgelegt werden. Das Aussehen kann etwas variiert oder gar das eigene Konterfei eingebunden werden. Dazu mußte ein Paßfoto, eine Leerdiskette und 15 DM eingeschickt werden, worauf das digitalisierte Abbild auf Diskette zurückgesendet wurde.

Über den Beruf der Eltern werden anschließend noch die Fähigkeiten bestimmt und dann etwas Ausrüstung im Dorfladen eingekauft. Kurz darauf befindet sich der soeben erschaffene Held in den Toren von Mitteldorf und blickt einer ungewissen Zukunft entgegen.

Nach der, für damalige Spiele, recht beeindruckenden Charaktererschaffung, steht der Spieler jedoch sehr schnell alleingelassen da. Zwar liegt in der Packung eine Stadtkarte von Mitteldorf sowie eine Ausgabe der Mitteldorf Post inklusive Werbebeilage die Hinweise geben, trotzdem werden gerade Rollenspiel unerfahrene Recken ziemlich schnell Probleme bekommen. Der Einstieg ins Abenteuer wird dem Spieler nicht gerade einfach gemacht.

Der erste Anlaufpunkt ist das Schwarze Brett in der Schlange, wie von Sven in seinem Brief angekündigt. Allerdings muß das Gasthaus erstmal gefunden werden, die beigefügte Stadtkarte zeigt nämlich nur die Gebäude an, wo etwas ist muß der Spieler selbst herausfinden. Dazu befragt man am besten die Personen auf der Straße, welche tagsüber meistens recht hilfsbereit sind und diverse Hinweise geben.

Erschwert wird das ganze jedoch durch die inkonsistente Übersetzung. So wurde aus “The Snakes” im beigelegten Brief die “Schlange” im Spiel und in der Stadtkarte jedoch “Zum Schlangenkopf”. Während man das ja noch leicht erahnen kann, gibt es aber auch richtige schwerwiegende Übersetzungsfehler. Ist man in Gasthaus angekommen findet sich nur ein Hinweis daß eine weitere Nachricht an einem anderen Ort zu finden ist. So soll man später ins Casino kommen, in der Übersetzung wurde aber aus der Taverne “The Casino” ein “Kakerlakenreiter”.

Wer dabei noch nicht frustriert aufgegeben hat, findet am Ende der Schnitzeljagd den Hinweis die nächste Nachricht ist in der Schlange. Somit hat man sich die erste Stunde nur im Kreis gedreht. Von einem roten Faden in der Story ist weit und breit nichts mehr zu sehen.

Die einzigen Hinweise auf das Weiterkommen geben Gespräche mit verschiedenen Personen, stimmungsvolle Hintergrundinformationen bekommt man dabei aber nur selten. Da schon in den Beilagen öfters darauf hingewiesen wird wie man Geld verdienen kann, ist der nächste Anlaufpunkt einer der Tempel oder eine Gilde.

Diese bieten gegen einen Obolus verschiedene Aufträge an, welche den Spieler in der Hierarchie nach oben befördern und dringend benötigte Fähigkeiten einbringen. Diese müssen jedoch mit barer Münze bezahlt werden, Erfahrungspunkte gibt es nicht. Die Einkommensquelle sind verschiedene Aufträge welche an den schwarzen Brettern der Tavernen zu finden sind.

Um an die nötigen Informationen zu kommen, wie die Aufträge gelöst werden können, müssen die Einwohner der Stadt befragt werden. Selbst einfachste Informationen werden nicht von den Auftraggebern zur Verfügung gestellt.

Somit sieht sich der Spieler schnell mit einer sehr frustrierenden Tatsache konfrontiert, er findet weder die Story noch hat er die geringste Ahnung was er machen soll. Spätestens nach zwei bis drei Spielstunden zweifelt man an der Entscheidung der Entwickler, welche das ganze Spiel auf den Dialogmöglichkeiten aufgebaut haben.

Zwar ist es nett daß man mit jedem Einwohner reden kann, über Menü wählt man zwischen den verschiedenen Optionen. So kann man Persönliches fragen, oder nach Gerüchten forschen. Wichtige Hinweise sind aber aus dieser Fülle an Möglichkeiten nur schwer zu finden.

Nebenbei muß sich der Spieler um die täglichen Probleme eines Helden kümmern, so braucht er eine Unterkunft die natürlich bezahlt werden will. Neben tollen Hotels ist die schäbige Unterkunft wohl die realistischere Alternative. Und so wie Mutter dafür sorgt, daß der Spieler vorm Monitor genug ißt und trinkt, sorgt dieser für das leibliche Wohl seines digitalen Alter Ego. Achtet man nicht darauf, endet dessen Leben schon bald. Gegen Bares bieten die Tavernen verschiedene, oft etwas sonderbar anmutende, Gerichte an.

Tagsüber ist der Held relativ sicher in den Straßen unterwegs, die zahlreichen Wachen sorgen für Ordnung. Wird der Spieler beim Taschendiebstahl oder sogar bei offenen Tätlichkeiten erwischt, wandert er schnell ins Gefängnis. Wobei den meisten Einwohner egal ist wenn direkt neben ihnen jemand ermordet wird, teilweise ignorieren sogar Wachen solch schändliches Handeln. Reicht das Geld nicht für die auferlegte Strafe, gilt es diese abzusitzen. Damit dies nicht in Echtzeit erfolgen muß, gibt es eine Rasten Funktion, mit welcher die Stunden übersprungen werden können.

Nachts treiben sich die eher zwielichten Personen in den Straßen herum, auch kann der Spieler Monstern begegnen. Kommt es zum Kampf, können verschiedene Angriffe über Symbole mit der Maus angeklickt werden. Wurfwaffen müssen nach Anwendung erstmal wieder eingesammelt werden. Die Steuerung dabei funktioniert eher schlecht, Spaß machen die Kämpfe nicht wirklich da sie schnell in taktisch anspruchsloses Rumgeklicke mit der Maus ausarten.

Als Mitglied einer Magiergilde können auch einige Zaubersprüche erlernt werden. Neben dem üblichen Feuerball gibt es noch Heil- und Schutzsprüche. Auch kann später Nahrung für lau erzeugt werden. Somit sollte der Spieler unbedingt mindestens einer der Gilden beitreten.

An bestimmten Stellen im Spiel, wartet auch noch das fast unvermeidliche Codewheel auf seinen Einsatz. Wenigstens ist es halbwegs gut ablesbar und wird auch nur selten im Spiel abgefragt.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

Vor allem für Rollenspielanfänger macht Legends of Valour fast alles falsch. Verzweifelt irrt der Spieler in der Stadt herum und hat nicht die geringste Ahnung was er eigentlich machen soll. Hilfestellung zur kaum vorhandenen Story gibt es nicht und die grausame Steuerung vergrätzt auch den leidenfähigsten Spieler. Wer damals neidisch auf den PC starrte und hoffte ein bißchen 3D Feeling auf den Amiga zu bekommen, wurde vor allem auf dem Amiga 500 stark enttäuscht.

Sowohl Story und das Setting klangen eigentlich recht vielversprechend, konnten aber nichts davon einhalten. Für mich war Legends of Valour eine der größten Enttäuschungen meiner Spielerlaufbahn. Hier trafen hohe Erwartungen und ein hoher Kaufpreis auf ein, in meinen Augen, gnadenlos schlechtes Spiel.


Wertungsübersicht:

System: Amiga
Grafik: ( 6 / 10 )
Sound: ( 2 / 10 )
Singleplayer: ( 1 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Angespielt
 

Gameplay Video (Amiga 1200/030 50MHz)



Gameplay Video (Amiga 500)