Life is strange

Getestetes System: XBox One
Weitere Systeme: -
Kategorie: Adventure
VÖ: 2015
Entwicklungsstudio: Don't Nod
Publisher: Square Enix
Alterseinstufung: 12+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Max Caufield ist eine junge Studentin, die in ihre Heimatstadt Arcadia Bay zurückgekehrt ist um an der Blackwater Akademie zu studieren. Da dort ein berühmter Fotograph lehrt von dem sie sich sehr viel erhofft, ist sie bei ihrer Rückkehr guten Mutes. Trotzdem fühlt sie sich nach über fünf Jahren Abwesenheit mittlerweile fremd und einsam. Auch den Kontakt zu ihren alten Freunden hat sie schon lange verloren.

Gefangen im Alltag aus Unterrichtsstunden und den täglichen Problemen an einer heruntergekommen Akademie in einer rückständigen Kleinstadt, nimmt ihr Leben eine erschreckende Wendung als sie die Fähigkeit entdeckt die Zeit für einige Minuten zurückzudrehen.

Life is Strange erzählt in fünf Episoden die sich zuspitzenden Ereignisse, wobei jede einen kompletten Tag bis zum großen Finale am Ende der Woche erzählt.


Grafik ( 7 / 10 ):

Schon die Grafik betont wie heruntergekommen alles ist, in der Akademie sind die Gänge und Klassenzimmer in einem erbärmlichen Zustand. Obwohl es, auch durch den gewählten Grafikstil, eigentlich relativ detailarm wirkt, deuten einzelne Objekte gut den schlechten Zustand der Gebäude an.

So liegt im Gang des Gebäudes der eine oder andere Papierfetzen auf dem Boden und in der schmuddeligen Toilette sind die Putzutensilien inklusive Wagen einfach lieblos ins Eck geworfen. Schön ist die Grafik trotzdem nicht, alles wirkt eindimensional und platt. Einfarbige Flächen wie der große Rasen im Außenbereich dominieren das Bild.

Wichtige Objekte oder Person werden beim Ansehen mit einem Rahmen markiert, der wie eine Strichzeichnung auf einem Schulblock aussieht. Auch Bilder und Photos die Max findet sind nur auf die wesentlichen Formen reduziert.

Ob der gewählte Stil die Erzählweise unterstützt oder die Entwickler doch eher einen detaillierten und realistischeren Grafikstil hätten wählen sollen, ist schwer zu beantworten. Die Art und Weise der Darstellung unterstreicht jedoch den Fokus auf die Erzählung.


Sound & Musik ( 9 / 10 ):

Bei den Sprechern und der Hintergrundmusik ist die Entscheidung jedoch klar. Hier wurde vorzügliche Arbeit geleistet. Der Limited Edition des Spiels liegt der Soundtrack sogar auf CD bei und ist durchwegs hörenswert.

Auch die englischen Sprecher sind sehr gut und bringen die Gefühle und den Charakter der Figuren gut rüber. So wirken die gebrechlichen und gemobbten Schülerinnen genauso glaubwürdig wie das rücksichtlose Arschloch aus der Sportmannschaft.

Schon die Anfangszene zeigt wieviel Mühe sich die Entwickler gegeben haben. Als Max vom Klassenzimmer auf den Gang der Akademie tritt, setzt sie sich ihre Kopfhörer auf. Dabei werden die Umgebungsgeräusche langsam von der Spielmusik verdrängt und treten in den Hintergrund. Dadurch bekommt die Musik eine größere Bedeutung, da sie gleichzeitig beschreibt wie Max sich aus dem Alltagsstreß herausnimmt und etwas entspannt.


Singleplayer ( 9 / 10 ):

Die ersten Minuten führen den Spieler langsam in das Spielkonzept ein. Nach einem erschreckenden Tagtraum erwacht Max in der Vorlesung über Fotografie. Während sie noch an ihrem Tisch sitzt werden die ersten Optionen eingeblendet. Über den Gegenständen schwebt ein kleiner Pfeil und die möglichen Aktionen werden mit dem zugehörigen Gamepadbutton eingeblendet.

So können Gegenstände betrachtet werden, wobei Max einen kurzen Kommentar von sich gibt. Oft erzählt sie dabei auch etwas aus ihrer Vergangenheit. Es lohnt sich also alles anzusehen, da sich dadurch erst die Geschichte aufbaut. Manche Entdeckungen ermöglichen auch weitere Aktionen.

Zusätzlich kann Max auch noch Bilder mit ihrer Kamera machen, was aber nur bei bestimmten Gegenständen funktioniert. Neben der Vervollständigung ihres Albums, wofür der Spieler auch versteckte Dinge finden muß, eröffnen auch diese weiter Möglichkeiten im späteren Spielverlauf. So kann Max zum Beispiel ihrer ehemals besten Freundin Chloe ein Photo zeigen um sich mit ihr zu versöhnen.

Als weitere Option kann mit anderen Personen gesprochen werden, stellt Max sich geschickt an kann sie deren Vertrauen erlangen. Oder eben das Gegenteil. Je nach Vorgehen entwickelt sich die Geschichte weiter.

An einigen Stellen wird der Spieler darauf hingewiesen daß eine Entscheidung Konsequenzen haben wird. Rät Max einer anderen Schülerin zur Polizei zu gehen, kann das auch negative Folgen für beide haben, schweigen sie jedoch wirkt sich das vielleicht auf die weitere Beziehung aus.

Interessant wird dieser Mechanismus durch Max Fähigkeit die Zeit zurückzudrehen. Der mögliche Zeitraum wird dabei durch eine Spirale dargestellt. Frühere Entscheidungen werden dort als Punkt markiert. Geht Max zurück an diesen kann sie andere Gesprächsoptionen wählen. So kann man beliebig herumprobieren und sich überlegen welcher Weg der beste ist.

Manche Auswirkungen merkt man aber erst weit später. Und ein Richtig oder Falsch gibt es auch nicht. Jede Option hat zwar andere Folgen, aber oft gibt es keine gute Lösung für eine Situation. Als strahlender Held wird man das Spiel nicht durchspielen können. Aber gerade darin liegt der Reiz. Mit welchen Konsequenzen will der Spieler leben oder eben nicht.

Ziemlich genial ist die Idee am Ende jeder Episode die wichtigen Entscheidungen mit anderen Spielern zu vergleichen. So erfährt man für jede Option die Prozentzahl an Spielern die diese gewählt hatten. Das hat zwar keine Auswirkungen, ist aber durchaus interessant zu sehen.

Mithilfe des Zurückspulens der Zeit können auch kleine Rätsel gelöst werden. Manche sind nötig um im Spiel weiterzukommen, bei anderen ist erst nicht ganz klar welche Auswirkungen sie haben.

An einer Stelle im Spiel betritt Max ein Zimmer und kann sich darin umsehen. Nach einiger Zeit fliegt ein Vogel gegen die Fensterscheibe. Entscheidet sich der Spieler die Zeit zurückzudrehen, kann er nach Betreten des Zimmers zuerst das Fenster öffnen. Als Resultat fliegt der Vogel ins Zimmer und überlebt, bleibt dafür aber auf dem Schrank sitzen. Ob und welche Konsequenzen das hat, wird der Spieler erst viel später herausfinden.

Das Spiel legt dabei viel Wert auf die langsame und gefühlvolle Erzählstruktur. Die meiste Zeit verbringt man mit dem Ansehen von Gegenständen und den Gesprächen mit anderen Personen. Dabei gilt es die kleinen Spielbereiche komplett abzulaufen.

Unterbrochen wird das ganze durch kurze Szenen in Spielgrafik, von denen einige auch durch die eigenen Entscheidungen beeinflußt werden können. Max kann so zum Beispiel einfach zusehen wie jemand von Halbstarken terrorisiert wird, oder einschreiten. In beiden Fällen wird sie jedoch mit ihrer Entscheidung leben müssen.

Durch einen kleinen Kniff wird das ganze noch intensiviert. Egal welche Entscheidung man trifft, Max äußert jedesmal Zweifel ob sie nicht doch den anderen Weg hätte gehen sollen. Ein Zweifel der sich dann auch auf den Spieler überträgt.

Im Laufe der fünf Episoden spitzt sich die Geschichte immer weiter zu und hält den Spieler bei der Stange. Jede Episode ist jedoch in sich abgeschlossen und läßt sich prima Häppchenweise spielen.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

Obwohl Life is Strange mit seiner langsamen und ruhigen Erzählweise gerade zu Beginn etwas abschreckend wirkt, fesselt es den Spieler vor den Monitor. Jede Entscheidung hat Auswirkungen auf den Spielverlauf, oder gibt dem Spieler zumindest das Gefühl relevant zu sein. Und keine einzige davon fällt einem leicht. Einige davon beschäftigen einen auch noch nach dem Ausschalten der Konsole, hätte man doch einen anderen Weg wählen sollen?

Wer Action und Spielmechanismen sucht ist hier fehl am Platz, wer aber vor allem eine packende und interessante Story sucht, wird nicht enttäuscht werden. Vor allem da diese auch durch einige interessante Spielmechanismen unterstützt wird.

Gegen Ende trägt das Spiel dann aber etwas dick auf und macht doch einiges wieder kaputt. Die Entwickler hätten das Ende auch etwas klarer machen können. Zumindest bei mir wurde dadurch einiges an Begeisterung wieder zunichte gemacht.


Wertungsübersicht:

System: XBox One
Grafik: ( 7 / 10 )
Sound: ( 9 / 10 )
Singleplayer: ( 9 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Gameplay Video XBox One