Mutant Year Zero - Road to Eden

Getestetes System: Playstation 4
Weitere Systeme: -
Kategorie: Rundentaktik
VÖ: 2018
Entwicklungsstudio: The Bearded Ladies
Consulting
Publisher: Funcom
Alterseinstufung: 16+
   
Test von: Hermann
Version: PAL (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Wieder einmal wird das beliebte Thema Apokalypse als Grundthema eines Rundenstrategiespiels hergenommen, doch Mutant Year Zero überrascht schon im Intro und bringt einige interessanten Wendungen.

Doch zuerst zur altbekannten Geschichte. Nach einem, oder sogar mehreren, Kriegen liegt die bekannte Welt in Trümmern. Die kläglichen Reste leben zusammengedrängt in einer Arche genannten Gemeinschaft und kämpfen um ihr tägliches Überleben. Kleine Gruppen von Kämpfern wagen sich täglich in die Wildnis um den nötigsten Bedarf zu decken.

Soweit, so bekannt. Der interessante Teil sind die Hauptcharaktere, die schon im kurzen Intro vorgestellt werden. Da gibt es Dux, eine aufrecht gehende Ente oder eher ein zur Ente mutierter Mensch. Sein Kumpel Bormin ist ein eher fest gebauter Charakter mit einem vernarbten Schweinekopf.


Grafik ( 8 / 10 ):

Beide durchstreifen eine apokalyptische Welt, angefüllt mit den Überresten der untergegangenen Zivilisation. Neben zerfallenen Häusern, Fahrzeugen und Maschinen finden sich auch Überreste der Kriege. In einigen Gebieten finden sich Reste von zerstörten Kampfrobotern, welche später im Spiel auch als funktionsfähige Gegner auftauchen können.

Wirklich witzig sind dabei die Kommentare der Protagonisten, wenn sie versuchen die Funktion der Überreste zu interpretieren. So wird ein verfallener Mähdrescher als Kriegsmaschine interpretiert. Welchen anderen Nutzen sollte sonst ein riesiges Metallungetüm mit einer stacheligen Walze an der Front auch haben.

Die spielbaren Helden sind dabei sehr verrückt und liebevoll dargestellt. Dux, halb Ente, halb Mensch, hat eine Verletzung seines Schnabels einfach mit Klebeband geflickt. Bormin dagegen ziert eine riesige Narbe im Gesicht, welche mit Metallklammern zusammengehalten wird.

Zwischensequenzen erzählen die Geschichte mit gemalten Standbildern weiter, während in diese dramatisch reingezoomt wird. Echte Videosequenzen gibt es nur selten. Trotz oder gerade wegen dieser Einfachheit, gefallen diese und bringen die Geschichte der kleinen Truppe voran.

Schön anzusehen, und auch spieltaktisch wirkungsvoll, ist auch die Umgebung. Zwischen verlassenen Fahrzeugen finden sich die Überreste verunglückter Menschen. In zerstörten Gebäuden erinnern kaputte Möbel an ihre früheren Bewohner.

Mithilfe Granaten, bestimmten Waffen, oder einfach durch die entsprechende Größe bestimmter Gegner, kann vieles im Level zerstört werden. Versteckt sich ein Feind hinter einer Mauer, kann diese durch eine geschickt geworfene Granate gesprengt werden. In einer zerstörerischen Explosion wird dann Mauer, und oft ein Teil der Strukturen darüber, hinweggerissen. Die Mauersteine fallen dabei effektvoll zu Boden. Das trägt sehr zur Stimmung bei und fördert auch die Immersion. Wer will schon gerne mit seinen Helden in einem Haus stehen, welches gerade von einem riesigen Roboter in Schutt und Asche gelegt wird.


Sound & Musik ( 7 / 10 ):

Gelungene Aktionen werden dabei von den sehr guten englischen Sprechern kommentiert. Auch beim Erkunden der Landschaften unterhalten sich die Charaktere manchmal. Diese Gespräche sind dabei oft sehr witzig, teilweise aber auch ernst. An vielen Stellen zeigt sich auch das völlige Unverständnis über die Welt vor der Apokalypse. Etwas wenn eine dürre Plastikpuppe für Mädchen, von Bormin ganz ernst als heiliger Gegenstand eingeordnet wird, welcher wohl einem Kult des Hungers zugehörte.

Leider gibt es keine deutschen Sprecher sondern nur Untertitel. Die Übersetzung geht aber in Ordnung, nur an wenigen Stellen erscheint die Wortwahl etwas gestellt. Wenn einen Feinde nicht entdecken, kommt die Meldung daß man nicht “geortet” wurde.

Auch die Musik paßt sehr gut. Diese hält sich zwar im Hintergrund, verstärkt aber die verfallene Atmosphäre dieser heruntergekommenen Welt. An einigen Stellen wird dies auch durch weitere Effekte verstärkt. So gibt es an einer Stelle eine alte Bandansage zu hören, welche zur Evakuierung auffordert.


Singleplayer ( 9 / 10 ):

Die Welt von Mutant Year Zero ist in einzelne Abschnitte unterteilt, welche entweder über die direkten Verbindungen am Rand des Bereiches oder über die Schnellreise der Weltkarte erreicht werden können. Mit dem Analogstick wird eines der bis zu drei Teammitglieder gesteuert, die anderen Folgen dann artig. Möchte man seine Leute taktisch verteilen, kann man dies aber per Kommando unterbinden. Über Tastendruck wechselt man dann zwischen ihnen.

Während man so gemütlich durch die Welt bummelt, finden sind an einigen Stellen Schrott oder Waffenteile. Diese kann man einfach aufsammeln und später in Ausrüstung oder Verbesserungen für die Waffen eintauschen. Dies ist im Hauptquartier, genannt die Arche, in den verschiedenen Läden möglich. So steigern sich Reichweite oder der Schaden, beides wird später dringend benötigt.

Kommt man bei der Erkundung in die Nähe von Gegnern, erscheint um diese ein rot eingefärbter Kreis. Sobald dieser betreten wird, erregt man deren Aufmerksamkeit. Dies hat den sofortigen Wechseln in den rundenbasierten Kampfmodus zur Folge. Klüger ist es seine Mitstreiter taktisch geschickt zu verteilen, Deckung oder erhöhte Positionen bringen deutliche Vorteile, und dann den Kampf manuell zu starten.

Dann können einzelne Gegner auch gezielt attackiert und ausgeschaltet werden. Ein Vorgehen das spätestens ab dem mittleren Schwierigkeitsgrad angeraten, ab dem hohen jedoch absolut notwendig ist. Nimmt man sich die Zeit zur Analyse der Lage, lassen sich fast alle Feinde von ihren Kollegen separieren und erledigen.

Beim Frontalangriff mit gezückten und feuernden Waffen, alarmieren sich Gegner in Reichweite oder rufen sogar Verstärkung herbei. Schnell sieht man sich dann einer Übermacht entgegen welche einen ausmanövriert.

Im Rundenkampf besitzt jede Einheit zwei Aktionen, ein Angriff mit Waffe oder Granate beendet jedoch den Zug sofort. Die Bewegung wird in zwei Bereichen angezeigt. Einmal die erreichbaren Stellen die eine zweite Aktion übriglassen, oder den als Sprint bezeichneten Bereich der beide Aktionen aufbraucht.

Oft ist es das sinnvollste sich mit einer Aktion in Deckung zu bringen, und mit der zweiten dann zu feuern. Ist kein Gegner in Sicht oder versteckt sich hinter Deckung, kann auch ein sogenannter Overwatch aktiviert werden. Bewegt sich ein Feind in seinem Zug dann in den Sichtbereich, wird diese Aktion automatisch ausgeführt und der Gegner beschossen.

Das ist oft hilfreich, da Deckung die Trefferchancen massiv senkt. Oft ist es besser sich selbst in erhöhter Position oder hinter Deckung zu verschanzen und den Feind angreifen zu lassen.

Für Abwechslung sorgen die verschiedenen Gegnertypen, die jeweils eine andere Vorgehensweise erfordern. Pyros werfen mit gefährlichen Molotowcocktails, Tanks sind schwer gepanzert und haben eine hohe Feuerkraft und Medbots können besiegte Gegner wiederbeleben. Einige besondere Gegner können sogar die Kontrolle über die vom Spieler gesteuerten Kämpfer übernehmen.

Um sich dagegen zu wehren, gibt es neben der rohen Waffengewalt noch weitere Möglichkeiten. Jeder der insgesamt fünf vorhandenen Kämpfer hat besondere Fähigkeiten zur Auswahl. Bormin kann zum Beispiel Leute über den Haufen rennen und damit für zwei Runden betäuben, Dux besitzt die Fähigkeit Roboter stillzulegen.

Insgesamt gibt es unzählige Mutationen die mit Hilfe gesammelter Erfahrungspunkte freigeschaltet werden können. Bis zu drei können davon im Kampf ausgerüstet werden. Da jede Fähigkeit auch einen Cooldown besitzt, sollte man diese auch zwischen den Kämpfen wechseln, was weitere taktische Tiefe und Abwechslung ins Spiel bringt.

Am Anfang scheint das ganze noch recht ungnädig und kompliziert zu sein. So ist vieles erstmal nicht nachvollziehbar, da es auch nicht gut erklärt wird. Manchmal können Gegner durch Dächer oder Wände schießen, obwohl der Spieler diese nicht einmal anvisieren kann. Steht man ein Feld daneben, ist die solide Mauer aus nicht nachvollziehbarem Grund auf einmal kein Hindernis mehr.

An anderer Stelle trifft trotz angezeigter 75% Chance nicht ein einziger Schuß, auch nach mehrmaligem Laden des Spielstandes ändert sich nichts am Ergebnis. Auch bei 50% oder 25% ändert das Neuladen des Spielstandes oft nichts. Wenn das Spiel der Meinung ist das eine Aktion daneben geht, bleibt es auch dabei.

Durch häufiges Speichern und Laden, kann man das Verhalten also nicht ändern, es ermöglicht jedoch seine Taktik entsprechend anzupassen. Oft findet sich schnell ein erfolgreicheres Vorgehen um zum Ziel zu kommen.

Nach einiger Zeit zeigt sich dann die wahre Stärke des Spiels. Anstatt sich, wie bei anderen X-Com ähnlichen Spielen, auf das Trefferglück und die Ausdauer der Einheiten zu verlassen muß bei Mutant Year Zero die Taktik angepaßt werden. Bei guter Positionierung der eigenen Leute und einem gut geplanten Angriff, können Feinde ohne Gegentreffer und Risiko ausgeschaltet werden.

Vergleichbar einem Puzzlespiel, gilt es die beste Vorgehensweise herauszufinden. An welcher Stelle greife ich an, welche Fähigkeiten benutzte ich um zu verhindern daß weiter Einheiten alarmiert oder herbeigerufen werden. Wann genau ist der richtige Zeitpunkt um zuzuschlagen und immer eine 100% Trefferchance zu bekommen.

Dabei helfen auch Leuchtgranaten und Brandwaffen, diese beleuchten die Gegner und erhöhen so die Trefferchancen. Genauso wie eine erhöhte Position zu einer höheren Trefferwahrscheinlichkeit verhilft. Diese Kleinigkeiten klingen zwar nach wenig, machen aber oft den Unterschied zwischen Sieg oder Niederlage aus.

Im Iron Mutant genannten Permadeath Modus ist es sogar unabdingbar so zu agieren. Kommt es zum offenen Kampf mit mehreren Gegnern, hat man keine Chance mehr. Entweder sterben alle aus dem Team viel zu schnell oder gehen geschwächt in den nächsten Kampf. Ressourcen für Heilmittel sind knapp und gehen schnell aus.

Sehr nervig ist ein Bug, beim Laden stürzt das Spiel gerne mal ab. Glücklicherweise kann man die Spielstände nach dem Neustart problemlos wieder starten. So ist das zwar ärgerlich, aber hindert einen nicht am Fortschritt im Spiel.


Multiplayer ( 6 / 10 ):

In dem Stalker Trials genannten Mehrspielermodus, gilt es verschiedene Karten möglichst effektiv abzuschließen. Für erledigte Feinde gibt es Punkte, kritische Kills zählen dabei mehr. Auch die Anzahl der Runden um ein Karte zu beenden fließt in die Bewertung ein. Das Ziel ist, am Ende möglichst viele Punkte zu bekommen um in der Rangliste möglichst weit nach oben zu kommen.

Zuerst gilt es aber die nötige Ausrüstung zu erlangen. Zu Beginn besitzt man nur wenige Waffen, keinerlei Rüstung und kaum Ausrüstung. Mit etwas Startguthaben kann diese im Laden der Arche eingekauft werden. Doch mit den schwachen Waffen und der wenigen Ausrüstung ist erstmal kein Blumentopf zu gewinnen.

Nach jeder Runde können nicht benötigte Gegenstände verkauft und der verdiente Schrott weiter investiert werden, womit man sich langsam nach oben dient. Auch wird weitere Ausrüstung im Laden freigeschaltet, welche natürlich erst einmal erworben werden will.

Wer gerne die besten Taktiken für einzelne Karten herausfindet und viele Stunden in das Optimieren der Ausrüstung und der eigenen Strategie steckt, wird sicher seinen Spaß finden. Um sich in der Rangliste ganz nach oben zu arbeiten, muß aber viel Zeit investiert werden.


Fazit:

Wer Apokalypse und Rundentaktik im X-Com Stil mag, macht mit Mutant Year Zero wenig falsch. Die Kämpfe sind unterhaltsam, wenn auch nicht zu herausfordernd. Und die verrückten Charaktere sind einfach liebenswert. Wer wollte nicht schon einmal in Begleitung von Schwein und Ente durch die verfallenen Ruinen der Menschheit ziehen und dabei Ghule und aggressive Roboter erledigen.

Der hohe Schwierigkeitsgrad erfordert aber geschicktes Taktieren und den Willen zur Analyse des eigenen Vorgehens. Fehler werden gnadenlos bestraft und lassen wenig Spielraum für Erfolg und Fortkommen.


Addon: Seed of Evil

Der erste und einzige DLC führt die Handlung des Spieles weiter und bietet eine neue Bedrohung für die Bewohner der Arche. Neben neuen Missionen und Waffen, wird auch ein weiterer spielbarer Charakter eingeführt. Zusätzlich können jetzt einige Fertigkeiten mit den gewonnenen Erfahrungspunkten verbessert werden. Zum Beispiel schleudert der Hog Rush von Bormin die Gegner jetzt einige Felder weit und macht deutlich mehr Schaden. Insgesamt sind die Änderungen am Spiel zwar überschaubar gehalten, dafür gibt es viele neue Missionen und eine interessante Story zu erleben. Somit ist es ein äußerst gelungenes Addon das uneingeschränkt empfohlen werden kann. Mittlerweile gibt es auch die Deluxe Edition des Spieles, worin der DLC enthalten ist.


Wertungsübersicht:

System: PS4
Grafik: ( 8 / 10 )
Sound: ( 7 / 10 )
Singleplayer: ( 9 / 10 )
Multiplayer: ( 6 / 10 )
Spieldauer: Komplett
 

Gameplay Video



Gameplay Video Stalker Trials