Outward

Getestetes System: PC
Weitere Systeme: -
Kategorie: Rollenspiel
VÖ: 2019
Entwicklungsstudio: Nine Dots Studio
Publisher: Deep Silver
Alterseinstufung: 12+
   
Test von: Hermann
Version: PAL (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Das Leben auf dem Kontinent Aurai ist nicht einfach. Es ist eine unerbittliche Welt voller Gefahren, Monstern und Verbrechen. Innerhalb der Dörfer und Städte ist es halbwegs sicher, allerdings herrschen strenge Gesetze für die Einwohner. Ein solches bringt den vom Spieler verkörperten Charakter in eine gefährliche Situation.

Nach dem Verlust aller Habseligkeiten bei einem Schiffsunglück fehlt es an dem nötigen Geld um die regelmäßige Zahlung des Blutgeldes der eigenen Sippe zu begleichen. Dieses wird innerhalb der Blutlinie vererbt und ist regelmäßig zu bezahlen. Aller Habseligkeiten beraubt, bleibt dem Spieler nur fünf Tage Zeit um die Schuld zu begleichen.

Was erstmal wie ein typischer Einstieg in ein Rollenspiel klingt, ist auf den zweiten Blick auch genau das. Der Spieler bekommt einen Grund um unbedarft in die Spielwelt zu ziehen und sein Glück zu versuchen.

Leicht wird das aber nicht, bei Outward spielen viele Elemente eines Survival Adventures hinein. Schon einfache Krankheiten können den Spieler umbringen, die zahlreichen Gegner sind noch gefährlicher. Auch geschieht die Progression des Charakters hauptsächlich durch seine Craftingfähigkeiten und Ausrüstung.


Grafik ( 6 / 10 ):

Das Spiel beginnt in einer abgelegen Bucht, wo der Spieler zusammen mit den restlichen Überlebenden des Schiffes angespült wurde. Sofort fällt auf daß die Grafik eher auf dem Niveau eines typischen Online Rollenspiels ist. Selbst in maximaler Grafikeinstellung sieht alles sehr einfach und kantig aus. Die Wassereffekte erinnern an vergangene Generationen von PC Spielen, auch die Schatten sind nur sehr grob dargestellt.

So enttäuschend das am Anfang ist, im Laufe des Abenteuers finden sich nette Details wieder. So werden die Jahreszeiten im Spiel dargestellt. Spätestens im Winter fällt dann auch der erste Schnee und das Land verwandelt sich in eine Winterlandschaft. Auch sind die Gräser bei Wind in Bewegung, je nach Witterung verändert sich die Umgebung. So gelingt es dem Spiel doch eine schöne Welt darzustellen.

Insgesamt gibt es mittlerweile sechs Gebiete, die alle unterschiedlich sind. Das Startgebiet ist eine rauhe Küstenlandschaft, je nachdem wie sich der Spieler später entscheidet kommt er in eine Hügel- oder eine zerklüftete Sumpflandschaft. Jedes Gebiet verfügt über seine eigene Art von Gegnern, allerdings mangelt es auch an der Abwechslung.

Bei den Städten und Dörfer fühlt sich der Spieler sofort wieder an Online Spiele erinnert, neben den Händlern gibt es nur wenige Leute die ziellos durch die Straßen wandern. Wirklich belebt sehen diese Gebiete also nicht aus.


Sound & Musik ( 4 / 10 ):

Eigentlich ist die Musik ziemlich schön. Dummerweise ist es wirklich die eine Musik, es gibt pro Gebiet nur ein Musikstück. Dieses läuft in einer schier endlosen Dauerschleife, nur kurz unterbrochen durch seltene Stille oder die Kampfmusik bei Kontakt mit einem Gegner. Unterschiedliche Musik für unterschiedliche Gegner? Fehlanzeige!

Die einzelnen Sprecher sind zwar gut vertont, aber leider immer nur der Anfang eines Dialoges, genauer gesagt der erste Satz. Durch eine Vollvertonung hätte das Spiel einiges an Atmosphäre gewonnen, leider wurde diese Chance vertan.

Umgebungsgeräusche gibt es auch fast keine, man hört seine Schritte und die Geräusche der Gegner. An manchen Stellen zwitschern Vögel oder die Wellen schlagen an den Strand. Viel Abwechslung gibt es aber auch hier nicht.


Singleplayer ( 6 / 10 ):

Das Startgebiet dient als eine Art Tutorial, trotzdem darf der Spieler nicht erwarten daß er an die Hand genommen wird. Fast alles muß selbst herausgefunden oder im Internet nachgeschaut werden. Wer sich vor etwas Probieren nicht scheut, wird aber schnell die grundlegenden Fähigkeiten beherrschen.

Sofort fallen die eingeblendeten Symbole auf. Messer und Gabel verdeutlichen Hunger, ein Wassertropfen Durst. Da es an der Küste Meerwasser gibt, könnte man einfach davon einen Schluck nehmen. Schnell wird aber klar daß dies keine gute Idee ist und zu einer Magenverstimmung führt. Besser ist ein kleiner Bach welchen der Spieler kurz darauf findet. Einige Beeren oder ein Stück Brot kurieren dann auch den auftretenden Hunger.

Ein Stück weiter findet sich ein Mitglied der Reisegruppe, welches neben einigen Informationen zum Schiffsunglück auch den Hinweis auf eine Schlafrolle gibt. Dort kann sich der Spieler erholen um verlorene Lebensenergie aufzufüllen. So werden innerhalb kurzer Zeit die ersten Grundmechaniken des Spiels vermittelt.

Wer sich an dieser Stelle für die weitere Erforschung statt des Schläfchens entscheidet, findet kurz darauf etwas Holz. Ein Blick ins Inventar führt schnell zum Craftingmenu, welches die ersten drei Rezepte bereit hält. Drei Stückchen Holz ergeben ein Lagerfeuerset, das wird sicher noch nützlich werden. Doch noch fehlen Feuerstein und Zunder um ein Feuerchen zu machen. Leider lassen sich diese noch nicht finden.

Dafür wandert kurz darauf eine Machete in den Besitz des Spielers und vom Inventar in den Ausrüstungsslot. Zwei herumstreunende Hyänen bringen dem Spieler das Kampfsystem nahe. Mit den Maustasten wird angegriffen und geblockt, auch ein Aufschalten auf einen Gegner ist möglich. Jede Aktion erfordert etwas Ausdauer, welche am Bildrand durch eine kreisförmige Anzeige dargestellt wird. Gleiches gilt für die Lebensenergie. Wer ungeschickt ist, sieht diese relativ schnell schwinden. Durch Nahrung oder spezielle Suppen, kann sie aber wieder aufgefüllt werden. Die Suppen geben dem Charakter auch Buffs welche im Kampf oder unter widrigen Bedingungen Vorteile bringen können.

Im Laufe des Spieles kommt noch eine dritte Anzeige dazu welche die Magiepunkte repräsentiert. Dazu gibt es später auch die Entscheidung den Charakter mehr auf Kampf oder Magie zu trimmen. Leider ist diese dann nicht mehr umkehrbar und passiert zu einem Zeitpunkt wo man die Auswirkungen noch nicht einschätzen kann. Wohl demjenigen der vorher in Wikis nachgelesen hat.

Ausprobieren ist bei Outward wichtig, viele Rezepte erschließen sich einfach durch Probieren. Wer an einem Herd ein Stück Fleisch auswählt, findet das Rezept für gegrilltes Steak. Kombiniert man das Fleisch mit Kräutern oder Gewürzen, kann besseres Essen oder sogar heilende Nahrungsmittel herauskommen. Kombiniert man jedoch unsinniges, entsteht Schrott oder ungenießbare Pampe.

Ideen bekommt der Spieler bei den Händlern, diese verkaufen einige Rezepte um weitere Ausrüstung herzustellen. Mit genug Materialen läßt sich auch ein Alchemieset aufbauen, welches dann für Tränke und Zaubermaterialien genutzt werden kann. So erweitern sich Ausrüstung und Fähigkeiten im Laufe des Spieles.

Das gestaltet sich allerdings extrem mühsam. Kaum verläßt der neu geschaffene Charakter das Dorf, wird er schon vom ersten Gegner einfach weggehauen. Nur wer extrem vorsichtig vorgeht, Feinden ausweicht und die wichtigen Materialen sammelt, hat eine Überlebenschance. Aber auch Hunger, Krankheit und Durst sind nicht zu unterschätzen. Wer bei Regen nicht ordentlich gekleidet ist, hat schnell eine gefährliche Erkältung. Wird diese nicht kuriert, kann sie zu einer echten Gefahr werden.

Wer viel Zeit investiert und die zahlreichen Tode nicht scheut, freut sich über Unmengen an Rezepten. Vieles wird mit besserer Ausrüstung einfacher. Anstatt auf einer einfachen Matte am Lagerfeuer zu campen, bietet ein luxuriöses Zelt viel mehr Erholung. Auch bessere Waffen und Rüstungen erhöhen die Überlebenschancen deutlich.

Kommt der Spieler zu Tode, was sehr häufig passiert, kann allerdings nicht einfach das letzte Savegame geladen werden. Das Spiel bietet nur einen Autosave, der bei vielen Entscheidungen oder Aktionen getriggert wird. Im Todesfall taucht der Spieler deswegen an unterschiedlichen Stellen wieder im Spiel auf. Im besten Fall als Gast eines freundlichen Helfers, im schlimmsten Fall als Gefangener von Banditen. Oft wacht man auch einfach an einer anderen Stelle in der Landschaft auf.

Dann gilt es zuerst mal die Ausrüstung wiederzufinden und einzusammeln. Nur was man am Leib getragen hat ist noch vorhanden. Alle Gegenstände im Rucksack sind zusammen mit diesem aber meistens in der Nähe, ein Symbol auf dem Kompaß weist die Richtung. Deswegen ist es wichtig zu überlegen was man in den Taschen und was man in Rucksack verwahrt.

Aber auch die Gegenstände im Rucksack sind nicht sicher. Wer vor dem Kampf vergißt diesen abzulegen und dann eine Ausweichrolle ausführt, wird schnell feststellen daß dabei der Inhalt zu Schaden kommt. Ja, jeder Gegenstand hat einen Wert der seinen Zustand beschreibt. Wer Waffen und Ausrüstung nicht in Schuß hält, wird nicht lange Freude daran haben.

Genau diese Art von Mikromanagement und Unbarmherzigkeit der Welt ist es dann auch was das Spiel zu einer unfairen und frustrierenden Erfahrung werden läßt. Selbst nach über 30 Spielstunden ist jeder Gegner im Anfangsgebiet eine tödliche Bedrohung. Es ist fast unmöglich unversehrt durch ein neues Gebiet zu kommen. Und wenn der Tod wieder einmal zugeschlagen hat, erscheint man irgendwo auf der Weltkarte des aktuellen Gebietes. Wer es gewohnt ist sich schrittweise in ein neues Gebiet voranzutasten, wird hier bitter enttäuscht werden. Selten stellt sich ein Gefühl von Progression ein, was auf Dauer einfach nervt und den Spielspaß drückt.

Zudem wird die aktuelle Spielposition nicht auf der Weltkarte angezeigt, diese gilt es anhand der Erinnerung und landschaftlichen Merkmalen herauszufinden. Bei einer neuen Gegend ist dies natürlich nicht möglich. Selbst wenn man sich auskennt kommt es viel zu oft vor daß man auf dem Rückweg noch ein weiteres Mal stirbt und dann wieder irgendwo anders auf den riesigen Karten aufwacht. Das macht das Erkunden von neuen Gebieten zu einer wahren Quälerei, Questmarker gibt es natürlich auch nicht. Im schlimmsten Fall versucht man so oft zu sterben, bis man in bekanntem Gebiet oder vor einer Stadt wieder aufwacht.

Trotzdem macht es Spaß die Welt zu Erkunden, neue Rezepte, Ausrüstung und Zaubersprüche zu entdecken und sinnvolle Einsatzmöglichkeiten dafür zu finden. Viel mehr Spaß würde es aber machen, wenn der Schwierigkeitsgrad nicht so unfair und unausgeglichen wäre. Spätestens im zweiten Gebiet hat auch ein erfahrener Spieler kaum noch eine Chance oder wird sich von Tod zu Tod quälen bis er entnervt aufgibt.


Multiplayer ( 7 / 10 ):

Unterstützung ist in Form eines Zweispielermodus möglich. Ein Mitspieler kann sowohl über Netzwerk als auch im Splitscreen dem Spiel beitreten. Der Splitscreen Modus funktioniert dabei sogar über Steam Remote Play, d.h. ein Freund kann mitspielen wobei der Bildschirm übers Netzt geteilt wird. Einem Spieler kann dabei die PC Tastatur zugewiesen werden, dem Zweitem ein XBox Gamepad. Andere Gamepads funktionieren entweder nicht oder nur sehr eingeschränkt. Ohne ein angeschlossenes Gamepad läßt sich der Multiplayer nicht einmal starten.

Wird ein zweiter Spieler dazugenommen, kann er entweder einen neuen Charakter erstellen oder aus einem gespeicherten Spielstand hernehmen. Dabei wird der Spieler zur Position des Einladenden teleportiert. Das funktioniert sogar wenn der hinzugenommene Spieler noch nicht einmal das Anfangsgebiet durchgespielt hat.

Wer an einem PC unterschiedliche Charaktere spielt, kann mit Hilfe des lokalen Splitscreens sogar Gegenstände untereinander austauschen. Nutzt man Steam Remote Coop, braucht der zweite Spieler nicht einmal das Spiel in seiner Sammlung.

Im Multiplayer wird natürlich einiges einfacher da ein Spieler die Gegner beschäftig, während der zweite ordentlich Schaden austeilen kann. Also die klassische Aufteilung in Tank und Damagedealer. Leicht wird das Spiel dadurch aber auch nicht.

Da der zweite Spieler quasi nur zu Besuch ist, zählen für diesen auch abgeschlossene Quests nicht. Gewonnen Items und Geld darf dieser aber behalten.


Fazit:

Das schönste an Outward ist die offene Welt, die der Spieler frei erkunden kann ohne andauernd wie ein kleines unmündiges Kind an die Hand genommen zu werden. Das schlimmste an Outward ist, daß es durch sein blödes Missionsdesign genau das wieder kaputt macht. Wer nicht vorher in einer Lösung nachschaut, wird früher oder später viele Nachteile haben und verbaut sich ohne es zu wissen vieles im Spiel. Dazu kommt der langsame Fortschritt in Story und Charakterentwicklung, die schnell dazu führen daß man gefühlt nur noch auf der Stelle tritt. Der übertrieben harte Schwierigkeitsgrad gibt einem dann den Rest und das eigentlich tolle Spiel landet im Abseits. Schade!


Wertungsübersicht:

System: PC
Grafik: ( 6 / 10 )
Sound: ( 4 / 10 )
Singleplayer: ( 6 / 10 )
Multiplayer: ( 7 / 10 )
Spieldauer: Intensiv
 

Gameplay Video



Gameplay Video Splitscreen