Read Dead Redemption II

Getestetes System: Playstation 4
Weitere Systeme: -
Kategorie: Action Adventure
VÖ: 2018
Entwicklungsstudio: Rockstar Games
Publisher: Rockstar Games
Alterseinstufung: 18+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Nach dem Erfolg von Read Dead Redemption war es wenig verwunderlich, dass ein weiterer Teil in der Westernreihe erschien. Als Prequel fokussiert es sich auf die Geschichte der Dutch van der Linde Gang, wobei der Spieler dessen engen Vertrauten Arthur Morgan übernimmt.

Ein weiteres Mitglied der Gang ist John Marston, welcher zugleich Protagonist aus dem Vorgänger ist, womit auch die Verbindung zu diesem zustande kommt.


Grafik ( 9 / 10 ):

Auch Read Dead Redemption 2 ist ein Open World Spiel in der bekannten GTA Formel, durch die Grafikpower der Playstation 4 wirkt diese aber deutlich ansprechender als Teil 1.

Die einzelnen Gebiete sind sehr abwechslungsreich und spektakulär dargestellt. Von schneebedeckten Berghängen, indem der Spieler tiefe Spuren hinterlässt, über das weite Grasland geht es bis zu feuchtwarmen Sümpfen an der Küste. Schon das reine Erkunden der Landschaft macht viel Spaß und an einigen Stellen lohnt es sich die Aussicht zu bewundern. Dabei kann der Blick auch in die Ferne schweigen und endet nicht nach wenigen Metern in matschigen Texturen oder Nebel.

Allerdings hängt das, wie im echten Leben, auch vom Wetter ab. Geniest man bei klarem Himmel gerne die Aussicht, versaut einem Regen und Sturm das Vergnügen. Selbst wenn der Spieler im Warmen sitzt, hat er doch das Bedürfnis, schnell weiter zu kommen. Glücklicherweise ändert sich das Wetter und auch die Tageszeit, deutlich schneller als in echt. Aber nicht so schnell, dass es unglaubwürdig wirken würde.

Selbst nach langer Spielzeit ist es einfach, sich in der Welt zu verlieren. Auch im Kleinen gibt es viel zu entdecken, an idyllischen Bergseen wartet Wild auf die Jagd. Oder es findet sich eine abgelegene Hütte am Ende eines Pfades im Wald, welche einen skurrilen Bewohner mit einer neuen Nebenaufgabe bietet. Somit lohnt es sich immer, vom direkten Weg abzuweichen und die Umgebung zu erkunden.

Der größte Kritikpunkt bei der Grafik ist eine sehr extreme Bewegungsunschärfe bei Drehungen oder Bewegung. Gerade beim Reiten wirkt das sehr störend. Leider kann das nicht deaktiviert werden.

Die Städte sind bevölkert und haben ihren eigenen Tag und Nacht Rhythmus. Da Read Dead Redemption 2 zum Ende des Wilden Westens spielt, wirken die Straßen nie leer. Immerhin waren damals auch noch nicht so viele Menschen oder Fahrzeuge unterwegs. Aber auch hier zeigt sich die Sorgfalt der Grafiker. Kleine Dörfer haben wenige Personen auf der Straße, nur einige davon mit Pferd. Fuhrwerke sind sehr selten unterwegs. Je nach Größe der Stadt ändert sich das Bild. Auf den breiten Straßen einer, für damalige Verhältnisse, großen Stadt, ist tagsüber viel Verkehr. Pferde und Karren sind unterwegs und drängeln sich zwischen den Leuten durch.

Die einzelnen Bewohner sind abwechslungsreich genug, so dass sie nicht wie Klonkrieger aus der Videospielhölle erscheinen. Auch wenn sich der Spieler kaum an sie erinnern wird, sobald er wenige Meter weiter ist. Wie im echten Leben also. Besondere Personen, wie die einzelnen Bandenmitglieder oder andere storyrelevante Menschen, sind sehr detailliert dargestellt und wachsen einem über die Spielzeit ans Herz. Zumindest einige, da es auch unangenehme Mitstreiter im Verlauf der Geschichte gibt.


Sound & Musik ( 9 / 10 ):

Dabei helfen auch die hervorragenden englischen Sprecher, vor allem der Hauptcharakter überzeugt durch seine ausdrucksstarke Stimme. Diese bringt auch gut seine Gefühle und Zweifel rüber. Aber auch die weiteren Charaktere sind gut besetzt. So freut man sich über das kurze Gespräch mit den Auftraggebern im Lager, die manchmal auch nur etwas über ihre täglichen Sorgen und Nöte zu erzählen haben. Oder sie wünschen einem nur einen guten Morgen, wenn man sich auf den Weg zu seinem Pferd macht.

Die Klangkulisse arbeitet sehr unauffällig am Gesamtkunstwerk der dargestellten Welt. Beim Spielen bemerkt man davon wenig, da sich alles so perfekt zusammenfügt. Achtet man aber genau auf den Ton, fallen viele Umgebungsgeräusche auf.

Während sich das Fuhrwerk langsam und rumpelig in Bewegung setzt, trampeln die Hufe und die Rädern rollen lautstark über die unbefestigten Wege. Das Pferdegeschirr klappert dabei leise. Plötzlich taucht im Hintergrund ein Zug auf und das Schnaufen der Dampflok übertönt zusammen mit dem Rattern der Waggons die Umgebungsgeräusche.

Ab und zu wiehern die Pferde, ein herbeigelaufener Hund bellt. Ein Zeitungsjunge preist lautstark die aktuelle Ausgabe an. Eine Straßenecke weiter sägt jemand hörbar ein Stück Holz für den Hausbau zurecht. Beim Betreten eines Ladens öffnet sich eine knarzende Holztür und ein kleines Glöckchen erklingt. Die Schritte lassen die alten Dielen hörbar knarzen. Auch etwas Smalltalk vom Ladenbesitzer gibt es beim Betreten zu hören und erzeugt eine bemerkenswert glaubwürdige Spielwelt.

Auch auf dem Land ist es nie absolut still. Das beginnt bei solchen Details wie den unterschiedlichen Lauf- und Reitgeräuschen. So klingt der Ritt auf einer Wiese deutlich anders als ein schneebedeckter Bergpfad. Im Hintergrund rauscht der Wind in den Bäumen und Flüsse plätschern vor sich hin, während in der Entfernung wilde Tier zu hören sind.

Musik wird dabei sehr gezielt eingesetzt, z.B. lockert sie längere Ritte mit typischen Westernklängen auf. Der Verlauf der Erzählung wird durch passende Musikuntermalung dramatisiert. Seien es eher leise Klänge bei bewegenden Momenten oder actionreiche Westernmusik beim Kampf. Mancher Film könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.


Singleplayer ( 9 / 10 ):

Wie schon beim Vorgänger ist das Spielprinzip einfach beschrieben: GTA im Wilden Westen. Als Arthur Morgan gilt es mehrer Akte in einer epischen Westerngeschichte zu durchleben. Auf der Übersichtskarte der Spielwelt werden die einzelnen Missionen durch kleine Kreise mit den Initialen des Auftraggebers angezeigt. Diese unterscheiden sich in Storymissionen und kleiner Nebenaufgaben. Sind alle Hauptaufgaben abgearbeitet, geht es weiter in den nächsten Akt. Erzählerisch wird das meistens durch ein besonderes Ereignis in der Hintergrundgeschichte eingeläutet, wobei die Bande dann auch oft in ein neues Gebiet wechselt und sich so langsam die Spielwelt erschließt.

Die Umsetzung des bekannten Spielprinzips ist gewohnt hochklassig umgesetzt. Die einzelnen Missionen bieten viel Abwechslung und sind spannend erzählt. Wer sich nur darauf konzentriert, erlebt ein tolles Westernabenteuer und wird einige Stunden beschäftigt sein.

Da die Welt aber so vieles mehr bietet, fällt es extrem schwer, zielgerichtet zu spielen. Wie schon bei GTA, gibt es unzählige Möglichkeiten, sich abzulenken. Neben dem allgemeinen Erkunden der Welt, welches immer wieder kleinere Aufgaben oder Erlebnisse bereithält, gibt es zahlreiche weiter Aktivitäten.

Zum Ersten kann das Lager versorgt und verbessert werden. Durch die Jagd von Wild kann Arthur Felle und und andere Materialien erlangen. Je nach Qualität kann er diese verkaufen oder für bestimmte Verbesserungen beim Lager abgeben. So kann er seine Ausstattung im eigenen Zelt verschönern, oder die Gemeinschaftsbereiche werden aufgehübscht.

Die Felle können aber auch bei einem Trapper abgegeben werden, um besondere Outfits zu erstellen. Alleine damit kann man schon eine ganze Menge Spielzeit verbringen. Wer alles zusammen sammeln will, ist viele Stunden beschäftigt. Damit die Outfits auch gut aussehen, kann Arthur auch seinen Bart und die Haare frisieren. Witziges Detail am Rande: Im Laufe der Zeit wachsen Bart und Haare, wer sich nicht regelmäßig darum kümmert, sieht bald wie Ötzi aus.

Ein weiterer Nebeneffekt der Jagd ist das anfallende Fleisch. Ein erjagtes Reh kann auf das Pferd geschnallt werden und im Lager zum Metzger gebracht werden. Dadurch wird die Verpflegung der Gruppe sichergestellt. Das hat zwar keine Auswirkungen im Spiel, fördert aber die Stimmung und Verbundenheit.

Auch kann Arthur erbeutete Wertgegenstände oder verdientes Geld in die Gemeinschaftskasse einzahlen. Im Laufe des Spiels wird durch das Ersparte der Kauf von Erweiterungen möglich, welche Arthur Vorteile bringen. So kann er Munition oder Heilgegenstände auffüllen.

Die Natur bietet aber nicht nur Wild, auch Fische sind in Massen vorhanden. Wer Lust hat, kann seine Zeit auch beim Angeln verbringen. Oder er jagt seltene Tiere, welche einmalig an besonderen Stellen vorkommen und nur durch die Trapperfähigkeiten gefunden werden können.

Diese leben an besonderen Stellen, welche man zufällig finden kann. Oder es gibt Hinweise von anderen Charakteren dazu. Mit einer Art Hexer-Sicht, kann Arthur besondere Hinweise in der Welt hervorheben. Diese erstrahlen dann hell leuchtend, während der Rest der Welt in farblosen Grautönen angezeigt wird. Dadurch entdeckt er ihre Hinterlassenschaften und kann dann von da ausgehend ihrer Spur folgen. Wie bei einer Schnitzeljagd nähert er sich dann dem Tier und muss es zur Strecke bringen. Während ein besonders großer Fisch nur die Fähigkeiten im Angeln fordert, ist ein riesiger Bär schon ein ganz anderes Kaliber.

Wer die Tiere lieber verschont, kann sich auch auf die Pflanzenwelt konzentrieren. Über alle Gebiete verteilt gibt es nützliche Pflanzen. Wilde Karotten sind praktisch, weil sie dem eigenen Pferd Nahrung und Heilung bieten. Andere Pflanzen können zu zahlreichen Tinkturen verarbeitet werden, welche wie Buffs oder Heiltränke wirken.

Diese können natürlich auch verkauft werden, um an Geld zu kommen. Weit effektiver ist aber der Verkauf von Diebesgut, welches getöteten Gegner abgenommen werden kann. Oder Arthur klaut gleich ein Pferd oder ein ganzes Fuhrwerk und setzt es bei einem nicht ganz so seriösen Händler ab. Alleine die Möglichkeiten Geld zu verdienen, würden Seiten füllen.

Und ein gut gefülltes Säckel ist wichtig, um immer gut ausgestattet zu sein. Als netter Nebeneffekt kann Arthur sich damit auch auf ihn ausgesetzte Strafen bezahlen, um seinen Status als Outlaw herunterzusetzen. Dies sollte man auch beherzigen, da man sonst überall von den Gesetzeswächtern erkannt wird.

Wer immer noch nicht genug Beschäftigung gefunden hat, kann sich auch Gedanken um sein Pferd machen. Kaufen oder selber mit dem Lasso einfangen ist die erste Entscheidung. Bis zu drei Pferden können im Stall abgestellt werden, falls jemand den liebgewordenen Schimmel nur bei schönen Wetter reiten will. Dann nimmt man an schlechten Tagen eben das braune Pferd.

Als beliebigen Untersatz sollte man sein Pferd aber nicht sehen. Je nach Bindung verbessern sich die Eigenschaften des Pferdes, quasi ein Levelsystem für das Reittier. Um diese aufzubauen braucht es Zeit, Karotten und viel Pflege. Eine gute Pferdebürste sollt man immer dabei haben und sein Pferd regelmäßig bürsten. Ein sauberes Pferd sieht auch viel besser aus, und ja, das wird grafisch dargestellt. Und welcher Sattel sieht eigentlich am besten aus, und kann man sich den schon leisten?

Wer sich jetzt noch nicht in der Welt von Read Dead Redemption 2 verloren hat, wird feststellen, dass es auch noch eine Hauptstory gibt. Bis er sich sofort wieder in den zahlreichen Nebenaufgaben zu verlieren droht.

Dabei bietet die Haupthandlung einiges. Natürlich gibt es den actiongeladenen Überfall auf eine Bank oder einen Zug. Auch die Schießereien mit einer verfeindeten Gang fehlen nicht. Witziger sind aber oft die kleineren Aufgaben. So gilt es einen besoffenen Mitstreiter aus dem Saloon zu holen, was natürlich in einer Schlägerei endet. Natürlich kann man dann alle über den Haufen ballern, mithilfe der Dead Eye Fähigkeit ist das sogar einfach. Dabei kann Arthur die Zeit stark verlangsamen und seine Waffe ziehen um bis zu fünf Gegner anwählen. Dieses sind quasi wehrlos und werden dann von ihm, sobald die Zeit wieder normal abläuft, innerhalb einer Sekunde niedergemacht.

Aber ohne Folgen bleibt dieses Verhalten nicht, jeder Mord wirkt sich auf den Status als Gesetzloser aus. Schnell ist der Sheriff hinter einem her, nur auf dem Land kann man davonkommen, solange es keine Zeugen für die Tat gibt. Falls doch, kann man diese verfolgen und erpressen oder bestechen. Oder mundtot machen, aber aufpassen dass es keine weiteren Zeugen gibt.

Hier zeigt sich dann auch eine Schwäche der Weltsimulation. Wer den ersten Zeugen umnietet, endet manchmal in einer Art der gefühlten Endlosschleife. Jeder Mord wird von einem weiteren Zeugen gesehen. Aber diese Aussetzer sind selten, in den meisten Fällen wirkt die Welt stimmig.

Um bei all diesen Möglichkeiten zu überleben, braucht Arthur viele Fähigkeiten. Gerade im Kampf sind diese wichtig, da es oft größere Schießereien gibt. Immerhin spielt die Geschichte im Wilden Westen, und da wurden viele Auseinandersetzungen mit dem Colt geregelt.

Zur Grundausstattung gehören mehrer Waffentypen, vornehmlich Revolver und Gewehre. Je nach Vorlieben gibt es zahlreiche Modelle, die sich in Schaden, Schussfrequenz, Genauigkeit und Reichweite unterscheiden. Im Laufe des Spieles findet sicherlich jeder Spieler die zu ihm passenden Waffen. Natürlich müssen diese auch gepflegt und in Schuss gehalten werden, dieses hat auch spürbare Auswirkung auf deren Effektivität. Wer darauf keine Lust hat, kann aber auch einfach Aufsammeln was die Gegner gerade fallengelassen haben. Der Einfluss der unterschiedlichen Waffen ist zwar spürbar, ist aber kein spielentscheidendes Element.

Eine Besonderheit sind Messer und Bogen, beides Waffen, mit denen lautlos getötet werden kann. Diese sind in einigen Missionen wichtig, um nicht die gesamte Gegnerschar auf den Plan zu rufen.

Diese vielen Möglichkeiten haben aber auch ihren Preis. Zum einen dürften sich einige Spieler dadurch abgeschreckt fühlen, wobei vieles einfach nur optional ist. Wer das ganze Drumherum ignoriert, wird mit der Geschichte trotzdem viel Spaß haben. Die wenigsten Elemente sind ein Muss, nur in wenigen Missionen werden diese Elemente eingeführt und müssen dann einmalig genutzt werden.

Das größere Problem ist die komplexe Steuerung. Jeder Button ist belegt, je nach Situation kann er eine andere Bedeutung haben. Das führt sehr oft zu Fehleingaben mit verheerenden Folgen. Wer zu Pferde unterwegs ist und dann versehentlich Passanten niederreiten, weil er statt zu bremsen in den Galopp wechselt, kommt in den meisten Fällen noch glimpflich davon.

Wer aber bei einem Händler die Waffe zieht und losballert, anstatt den Handelsdialog zu öffnen, kommt in arge Problem da der Handel dann nicht mehr möglich ist. Zusätzlich gilt Arthur dann als Verbrecher und muss vor den Gesetzeshütern fliehen und seine Strafe bezahlen, bevor er wieder zum Händler gehen kann. Das führt zwar in keine Sackgasse, kostet aber viel Zeit und hindert den Spielfortschritt. Und das passiert leider viel zu oft. Also wirklich sehr oft. Bestimmt jeden dritten Besuch in einer Stadt endet mit einem ungewollten Angriff auf einen Passanten. Zum Glück schießt man oft nur daneben und richtet keinen größeren Schaden an.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht angeschaut, da Read Dead Redemption Online eine ganz eigene Spielerfahrung abbildet.


Fazit:

Read Dead Redeption 2 ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorgänger. Es bleibt zwar seinen Wurzeln treu, und auch dem GTA Spielprinzip, verbirgt das ganze aber deutlich besser in einer stimmigen und abwechslungsreichen Geschichte. Auch die Spielwelt ist voller Leben und glaubwürdig. Wer Lust darauf hat kann sich Wochen darin verlieren. Der einzige Schwachpunkt ist die Steuerung, es gibt kein zweites Spiel auf dieser Welt wo so viele unschuldige Händler oder Passanten aufgrund eines falschen Tastendruckes sterben müssen.


Wertungsübersicht:

System: PS4
Grafik: ( 9 / 10 )
Sound: ( 9 / 10 )
Singleplayer: ( 9 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Gameplay Video