Robin Hood - Die Legende von Sherwood

Getestetes System: PC
Weitere Systeme: -
Kategorie: Echtzeittaktik
VÖ: 2002
Entwicklungsstudio: Spellbound Studios
Publisher: Wanadoo Edition
Alterseinstufung: -
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Deutsch


Beschreibung

Die Geschichte von Robin Hood ist sicherlich jedem wohlbekannt. Neben zahlreichen Filmen und Serien durfte der tapfere Held auch schon in zahlreichen Videospielen für das Gute kämpfen. Auch das an Commandos angelehnte Echtzeitstrategiespiel von Spellbound Studios für PC, macht da keine Ausnahme.

Bemerkenswert ist jedoch schon im Renderintro, wie zaghaft Robin Hood hier vorgeht. Gegner werden nicht einfach abgemurkst, sondern entweder K.O. geschlagen oder eingeschüchtert bis sie das Weite suchen.


Grafik ( 8 / 10 ):

Aus heutiger Sicht erscheint das Renderintro natürlich pixelig und etwas albern. Jedoch entsprach es dem damaligen Zeitgeist, wo so ziemlich jedes Spiel mit so einem Intro beeindrucken wollte.

Dafür sieht die Grafik im Spiel nicht schlecht aus. Der Blick von schräg oben geht auf eine ansprechend dargestellte Burg, welche von Stallungen und einer kleinen Siedlung umgeben ist. Robin bewegt sich darin auf Mausklick durch die Gegend, mithilfe der Pfeiltasten kann der Spieler durch die komplette Karte scrollen.

Es ist auch möglich, in das Spielgeschehen hinein zu zoomen, allerdings sehen die einzelnen Männchen dann sofort extrem pixelig aus. Ein weiterer Nachteil der isometrischen Ansicht ist, dass die Karte nicht gedreht werden kann. Oft ist es unklar ob Robin hinter einen Stall oder einer Mauer durchlaufen kann oder nicht. Nur durch Herumprobieren lässt sich oft der Weg finden. Nach einiger Eingewöhnung kann man das aber ganz gut abschätzen. Außerdem werden die einzelnen Spielabschnitte recht oft wiederverwertet, somit kennt man das Gebiet dann in- und auswendig.

Die einzelnen Orte, bzw. Karten, sehen jedoch wirklich gut aus. Besonders die dritte Hauptmission in Nottingham ist beeindruckend. In der Dunkelheit der Nacht erstrahlen die Kirchenfenster hell und bunt, einzelne Stellen sind durch Fackeln erhellt. Natürlich ist das Ganze noch nicht dynamisch beleuchtet, trotzdem sieht alles sehr stimmungsvoll aus. Auch viele kleine Details erfreuen das Auge.

Nur die eigenen Spielfiguren können da nicht ganz mithalten. Spätestens sobald man auf die maximale Vergrößerung geht, sehen die eigenen Recken aus wie kleine Pixelhaufen. Auch aufgrund der fehlenden Übersicht sollte man das also nicht machen. Dafür sind die Animationen gut gelungen.


Sound & Musik ( 4 / 10 ):

Die deutschen Sprecher klingen in den meisten Fällen ziemlich unprofessionell, auch wiederholen sich die einzelnen Satzfetzen immer wieder. Schon nach wenigen Minuten kann man “Ooooh, Robin Hood” nicht mehr hören, vor allem wenn man eigentlich heimlich durch die Stadt schleichen will.

Die restliche Soundkulisse und die wenige Musik, bleiben ohne jegliche Wirkung und fallen so schnell in vergessen, dass man sich fragt ob es überhaupt Musik im Spiel gibt. Die Soundeffekte beschränken sich auf einzelne Geräusche, zum Beispiel beim Schwertkampf. Sie klingen nicht nur schlecht, sondern bietet auch keinerlei Informationen zum Spielgeschehen. So kann man problemlos nebenher Musik hören oder Videos anschauen.


Singleplayer ( 6 / 10 ):

Aber welches Genre will Robin Hood eigentlich bedienen. Auf den ersten Blick erscheint es wie ein Commandos Klon, aber schon in der ersten Mission erinnert es einen mehr an ein Actionspiel.

Zuallererst gibt es aber ein Tutorial. Robin läuft durch den Innenhof einer Burg und findet dort einzelne Symbole. Wenn diese angeklickt werden, gibt das Spiel kleine Hinweise, wie verschiedene Aktionen auszuführen sind.

Doch schon nach wenigen ersten Tipps ist der Spieler ziemlich alleingelassen, weder wird er hilfreich zum Ziel geleitet noch ist die Missionskarte besonders übersichtlich. Auch einige Sackgasse machen das Spielerleben schwer.

Die zweite Mission geht dann schon in die Vollen. Robin startet alleine auf einer riesigen Map voller Gegner. Weder gibt es einen Hinweis, in welche Richtung man am besten startet, noch einen sonstigen Tipp. Nur die Aufgabe ist klar: die befreundeten Truppen zu retten, um Mitstreiter für zukünftige Missionen zu bekommen.

Sobald diese befreit sind, zeigt sich der nächste Schwachpunkt. Mitten in einer von gegnerischen Truppen überlaufenen Stadt bekommt der Spieler vier neue Helden mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Das Spiel gibt sich keinerlei Mühe, diese der Reihe nach einzuführen und den Spieler langsam mit deren Fähigkeiten vertraut zu machen.

Wer in dieser Situation nicht sofort alles im Griff hat, wird von den feindlichen Patrouillen entdeckt und sofort in Kämpfe verwickelt. Schon Desperados zeigte wie Charaktere der Reihe nach durch eine interessante und spannende Geschichte eingeführt werden können.

Dadurch gestaltet sich der Spieleinstieg unnötig kompliziert und nervig. Wer allerdings diese Hürde meistert, wird erkennen, dass Robin Hood weniger auf vorsichtiges Planen und Vorgehen setzt, sondern mehr auf Action. Daher ist es auch nicht schlimm, wenn die eigenen Recken mal entdeckt werden. Meistens hilft schnelles Wegrennen und Verstecken. Oder ein beherzter Gegenangriff. Einen kurzen Kampf später, ist die Lage fast immer unter Kontrolle.

Das führt auch dazu, dass die einzelnen Fähigkeiten der Truppenmitglieder selten benutzt werden. Eigentlich gibt es viele zur Auswahl. Es lassen sich Netze werfen die Feinde kurzzeitig aus dem Spiel nehmen, geworfenen Äpfel knocken Gegner aus oder lenken sie ab. Ein Pfiff kann Feinde anlocken und sie so im Hinterhalt stellen. Mithilfe eines geworfenen Geldbeutels lässt sich Streit bei den niederen Rängen auslösen, worauf sich die Gegner gegenseitig bekämpfen.

Allerdings ist es deutlich einfacher und effektiver den direkten Kampf zu suchen. Robin kann Gegner umhauen, wenn er von hinten angreift. Anstatt mühsam zu schleichen, ist es deutlich einfacher einen Charakter direkt angreifen zu lassen. Solange er gut im Nahkampf ist und Gegner auch mit seinem Stab K.O. hauen kann, ist der Kampf ohne Gefahr vorbei. Zur Unterstützung kann Robin dann von hinten die Gegner ausschalten.

Anstatt Taktik und Nachdenken ist hier also stupides Reinhauen gefragt. Und das ist fast wörtlich gemeint. Die Kämpfe wurden als Actionelement designt, d.h. der Spieler malt mit der Maus die Angriffsrichtung seiner Recken über die Gegner.

Wer Commandos oder Desperados gewohnt ist, muss sich erstmal umgewöhnen. Auch wird das Spiel dadurch deutlich einfacher, da schlampiges Spielen nicht bestraft wird. Selbst Trupps mit mehreren Gegnern können recht einfach besiegt werden. Knifflig wird es nur, wenn man den Ehrgeiz hat unentdeckt und ohne das Töten von Feinden weiterzukommen.

Da das entdeckt werden aber keinerlei Auswirkung hat, ist die Motivation ziemlich gering sich diese Mühe zu machen. Im Endeffekt prügelt sich Robin Hood also einfach durch die Massen von Gegnern. Und davon gibt es auf jeder Karte ziemlich viele. Somit gerät das Spiel eher zur Fleißarbeit anstatt zur Denksportaufgabe.

Der einzige wirkliche Gegner ist dabei die Steuerung. Da es keine Pause gibt, müssen alle Befehle in Echtzeit gegeben werden. Leider ist die Erkennung dabei extrem zickig. Da laufen Einheiten nicht los, oder bleiben mitten im Weg stehen. Angriffe werden nicht ausgeführt, obwohl der eigene Charakter gerade Prügel einsteckt.

Ganz schlimm wird es auf Karten mit vielen Gegnern oder eigenen Einheiten. Es ist fast unmöglich, in der Hektik die richtige Einheit zu selektieren, und ihr einen sinnvollen Befehl zu erteilen. Meistens passiert nicht das, was man wollte. Oder es wurde eine zweite danebenstehende Einheit ausgewählt.

Einfacher ist es, die Gegner einfach zu töten. Dies bringt aber einige Nachteile mit sich. Robin verliert für jeden Mord etwas Rückhalt in der Bevölkerung und dadurch werden die Ressourcen in dem kleinen Wirtschaftsteil limitiert.

Dieser findet zwischen den einzelnen Missionen statt. Im Lager von Sherwood Forrest können Aufgaben an Gefolgsleute verteilt werden, um Ausrüstungsgegenstände herzustellen. Diese können dann während der Missionen eingesetzt werden. Allerdings findet man meistens genug Ausrüstung im Spiel selbst, deswegen versinkt der Wirtschaftsteil schnell in der Bedeutungslosigkeit.

Insgesamt locken 16 Missionen auf der Karte, die zwischendrin mit kleinen Nebenmissionen gestreckt werden. Insgesamt gibt es aber nur 8 Karten, wodurch es etwas an Abwechslung mangelt. Da sowohl Anzahl der Gegner, als auch deren Fähigkeiten im Verlauf des Spieles steigern, verkommen spätere Missionen zum zähen Abarbeiten der gegnerischen Einheiten. So dauert es gerne mal über eine Stunde, wo man wenig mehr macht als Gegner K.O. zu schlagen und dann in ein Versteck zu tragen.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

Der erste Blick auf das Spiel ist ein Graus. Vieles ist unklar und das Spiel gibt sich wenig Mühe, den Spieler an der Hand zu nehmen. Auch steht die Action klar im Vordergrund, nicht das Ausknobeln einer perfekten Vorgehensweise. Dadurch verliert Robin Hood – Die Legende von Sherwood einiges an Reiz gegenüber Commandos oder Desperados.

Sobald die einfache Vorgehensweise in Fleisch und Blut übergegangen ist, wird das Spiel zum reinen Abarbeiten der Gegnerhorden. Das die sich wiederholenden Zwischenmissionen das Spiel in die Länge ziehen, hilft dem Spielspaß auch nicht. Somit verpasst das Spiel seine Chance, mit einer interessanten und schön erzählten Geschichte und einem charmanten Hintergrund, zu punkten.

Auf neueren Systemen mit Windows 7 oder neuer, lässt sich das Spiel zwar installieren, läuft dann aber nur in Zeitlupe ab. Zusätzlich sieht die Grafik dann sehr hässlich aus.


Wertungsübersicht:

System: PC
Grafik: ( 8 / 10 )
Sound: ( 4 / 10 )
Singleplayer: ( 6 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Gameplay Video