Illegale Autorennen, rücksichtloses Fahren, hochgezüchtete Motoren und Blink Blink am Auto sind schon einmal ein guter Ansatz für ein Rennspiel. Aber auch die Story vom Underdog darf nicht fehlen. Alex Tayler sitzt seit 5 Jahren im Knast. Nicht wegen den ganzen Problemen, die er durch seinen Fahrstil mit den Cops hatte, sondern wegen Mordes an seinem Bruder. Dieser war der Chef der 5-10, einer Gang von Strassenrennfahrern.

Bei einem Treffen mit einem anderen Gangmitglied lief alles schief. Sein Bruder wurde erschossen und Alex ging als Mörder in den Knast. Bis Zoe ins Spiel kommt, das hübsche Mystery-Girl im Auftrag des FBI. Diese bietet Alex an, den Mörder seines Bruders zu finden wenn er dabei hilft den Kopf hinter der ganzen Bande dingfest zu machen.

Und voilà, fertig ist die tiefgründige Story, um quer über Amerika verteilte wilde Autorennen zu fahren,

Die Grafik des Spiels ist wirklich toll. Nicht unbedingt weil sie besonders detailliert, schnell und flüssig läuft, sondern weil sie es schafft ein komplettes Land abwechslungsreich darzustellen. Natürlich ist alles stark zusammengeschrumpft, in der Realität fährt man nicht in unter einer Stunde von Ostküste zu Westküste. Trotzdem ist die Welt wirklich groß und bietet viel Abwechslung. Von den Städten im Osten aus quer durch die unterschiedliche Landschaft zu fahren macht einfach Spaß.

Entweder über die geradlinigen Highways oder durch kleine Dörfchen und versteckte Nebenstraßen. Bei Letzteren gibt es auch sehr viel zu entdecken. Sowohl landschaftlich als auch spielerisch. Im Westen geht es dann an geschwungenen Straßen am Meer entlang, oder man macht ein kleiner Abstecher in die Berge. Alles ist möglich und man kann wirklich stundenlang durch die Gegend fahren, ohne sich zu langweilen.

Bei längeren Ausfahrten verwöhnen auch die schönen Tag-Nacht-Wechsel das Auge, gerade die Städte sehen bei Dunkelheit sehr schick aus. Auf dem Land nerven die Fahrten im Dunkel eher, da die Straße schlecht zu sehen ist und die wunderschöne Landschaft sich im Dunkeln versteckt.

Die zahlreichen Autos, die zu Sammeln sind, bieten alleine schon viel fürs Auge. Zusätzlich lassen sie sich noch mit Unmengen an verschiedenen Lackierungen, Spoilern, Felgen und Aufklebern individualisieren. Schade ist dagegen, dass die Fahrzeuge, wie in vielen anderen Spielen, nur oberflächliche Schäden bekommen. Selbst ein Frontalzusammenstoß verursacht nur einige Dellen im Lack. Solch gut gebaute Autos müsste es endlich mal in echt geben.

Beim entspannten Cruisen, oder beim schweißtreibenden Rasen, braucht der Spieler natürlich die passende Musik. Gut das es verschiedene Radiosender gibt, die jeden Geschmack bedienen. Leider wiederholen sich die Lieder recht schnell, aber notfalls erstellt man eine eigene Playlist.

Wer eher auf Motorgeräusche und Reifenquietschen steht, kann die Musik ganz deaktivieren. Für Rennspielatmosphäre ist dann auch gesorgt. Soundtechnisch ist aber eher alles auf Aktion, anstatt auf Realismus getrimmt. Das merkt man auch bei Unfällen oder wenn man mal Mülltonnen oder Straßenlampen mitnimmt.

Die Einführung erfolgt durch die ersten Storymissionen relativ schnell. Nach dem Intro wird das erste Auto zur Verfügung gestellt und der Spieler zum ersten Rennen geschickt. Nebenher gibt es eine kleine Einführung in die Grundfunktionen und die App die rechts im Bildschirm eingeblendet werden kann. Das ist ausreichend, um schnell ins Spiel zu kommen, lässt aber viele wichtigen Dinge erstmal offen. Diese muss sich der Spieler dann mühsam erarbeiten, oder lässt sich von einem Kumpel helfen.

Spielt man alleine, sorgt das aber erstmal für Frust. Zwischen den ersten Missionen und dem weiteren Spiel ist man eher planlos unterwegs. Auch da es auf einen Schlag viel zu viele Nebenmissionen und Erkundungspunkte gibt. Streng nach Ubisoft-Formel ist die Karte voller Icons.

Auch das Erforschen folgt genau diesem Konzept. Überall auf der Karte gibt es Satellitenantennen zu entdecken. Hält der Spieler direkt neben einer, zeigt eine kurze Videosequenz interessante Ziele in der näheren Umgebung. Wer Assassins Creed oder Farcry kennt, kann sich das sicherlich genau vorstellen.

Die Anzahl der Möglichkeiten für den Spieler ist wirklich groß. Sehenswürdigkeiten können entdeckt werden. Hält der Spieler dort, startet ein kurzes Video, welches die Umgebung zeigt. Rennen werden gefahren, es gibt wilde Verfolgungsjagden und natürlich verrückte Herausforderungen. Slalom, Zeitfahren, extreme Sprünge, die normalerweise zum sofortigen Unfalltod führen würden. Alles ist dabei.

Nur bei der Story muss der Verstand ausgeschaltet werden. Gestohlene Autos werden zurückgebracht, indem man sie auf brutalste Art und Weise von der Straße rammt, zu wichtigen zeitkritischen Treffen fährt man Zick-Zack in riesigen Umwegen. Ganz extrem wird es, wenn der Spieler zu einem Rennen herausgefordert wird und dann eines seiner lahmsten Autos auswählen muss, nur um dann ganz “clever” den Gegner mit Off-Road-Abkürzungen zu besiegen. Stattdessen würde jeder halbwegs intelligente Mensch einfach den schnellen Sportwagen aus der Garage holen. Aber hier sieht man, dass die Story nur Beiwerk ist um den Spieler möglichst in die Multiplayer Events zu locken.

Nach einiger Zeit wird der Storymodus dann auch so langweilig, dass man sich mehr und mehr beim Cruisen ertappt. Das Fahren und die Landschaft lädt zum Herumfahren ein, auch da es viel zu entdecken gibt. Wer viel erkundet wird auch mit versteckten Fahrzeugteilen belohnt. Werden alle eines Bereiches eingesammelt, winkt ein besonderes Auto zur Belohnung.

Eigentlich müsste deswegen der ganze Text von oben, hier im Multiplayer Abschnitt stehen. The Crew ist eigentlich kein Singleplayer-Spiel, ohne Serververbindung funktioniert nichts. Auch wenn man komplett alleine spielt, ist der Spieler Teil des The Crew Universums. Überall gibt es Herausforderungen von anderen Spielern zu überbieten. Man kann Freunde oder Unbekannte in die eigene Crew holen und dann zusammen Missionen erledigen und vieles mehr. Leider kann man das nicht deaktivieren, nur so gut es geht ignorieren.

Schöner ist, die Möglichkeit recht einfach mit Freunden zu spielen. Neben den Missionen kann man auch einfach nur zusammen durch die Welt fahren. Und das funktioniert wirklich gut. Im Gegensatz zu andere Spielen sieht man die Kollegen mit ihren Autos und eben auch auf der Minimap. So ist es ein leichtes sich gegenseitig zu finden und etwas zusammen zu unternehmen.

Die hohe Multiplayer Bewertung kommt deswegen nicht durch den ganzen Online Schnickschnack, sondern durch den riesigen Spaß, den man mit Freunden hat. Es geht nichts über eine gemütliche Ausfahrt quer durch die komplette Karte und dann im Vollgas die Westküste entlang.

Wer Spaß daran finden, sich mit Freunden in Ranglisten zu messen oder Rennen gegen diese zu fahren, wird erst recht auf seine Kosten kommen.

In der PC Version trüben leider einige Bugs den Multiplayer-Spielspaß.

Wer Rennspiele dieser Art mag, wird durchaus gut bedient. The Crew hat aber einen ganz anderen Reiz, der sich abseits der Story entwickelt. Das Areal im Spiel ist wirklich riesig und es macht einen Heidenspaß mit Freunden quer durch die USA zu cruisen. Und von Ostküste zu Westküste vergehen schonmal 45 Minuten Echtzeit. So ist es durchaus möglich viel Zeit im Spiel zu verbingen, ohne nennenswert in der langweiligen Story vorankommen zu müssen. Deswegen ist es auch Schade dass 2024 die Server abgeschaltet wurden und das Spiel somit nicht mehr spielbar ist.