The Last Guardian

Getestetes System: Playstation 4
Weitere Systeme: -
Kategorie: Action Adventure
VÖ: 7. Dezember 2016
Entwicklungsstudio: Sony Interactive
Entertainment
Publisher: Sony Interactive
Entertainment
Alterseinstufung: 12+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Nach ICO und Shadow of the Colossus ist The Last Guardian das dritte Werk von Fumito Ueda, der trotz oder gerade wegen seinen zwei Nischentiteln einen besonderen Ruf genießt.

Nachdem sein drittes Spiel erst für die Playstation 3 geplant war, erscheint es nach vielen Jahren nun letztendlich für die PS4.

Es handelt von einem kleinen Jungen, der zusammen mit einer seltsamen Kreatur aus einer verfallenen Stadt zu fliehen versucht, nachdem er aus seinem Dorf entführt worden ist.


Grafik ( 5 / 10 ):

Leider ist das Spiel grafisch auf PS3 Qualität stehengeblieben. Obwohl der Stil sehr ansprechend ist, bleibt es technisch weit hinter den Möglichkeiten der PS4.

Schon zu Spielbeginn fallen sofort die matschigen Texturen auf, auch Trico sieht sehr verschwommen, fast wie mit Wasserfarben gemalt aus. Der zweite Hauptcharakter, ein kleiner Junge ist so wenig detailliert, daß er so wohl auch auf der PS2 machbar gewesen wäre.

Trotzdem ruckelt das Spiel teilweise sehr stark, durch die zickige Kamerasteuerung stört das sogar noch viel stärker. Anscheinend hatte das Team große Probleme sich auf der PS4 Architektur zurechtzufinden, oder es war nicht in der Lage die Grafikengine von der PS3 sinnvoll zu portieren. Was auch immer die technischen Hintergründe sind, für den Spieler bleibt nur die Enttäuschung.

Wirklich schade daß so viel Potential verschenkt wird, denn die Landschaft in der das Abenteuer spielt ist faszinierend und mysteriös. Riesige Türme ragen in den Himmel einer zerklüfteten Berglandschaft die in der Ferne von filigranen Brücken überspannt wird. An die Felsen klammern sich kunstvoll verzierte Gebäude deren weitläufige Hallen oft tief in den Berg reichen.

Hervorgehoben wird das ganze durch einen starken Kontrast der Beleuchtung. Ist man innerhalb eines Gebäudes erscheinen Fenster stark überstrahlt, erst wenn man nach draußen tritt, paßt sich der Blick langsam an die Helligkeit an und gibt den Blick auf die Außenbereiche frei. Allerdings fehlt der beeindruckenden Weite der Landschaft auch hier die passende technische Umsetzung, der Blick in die Ferne wird durch Unschärfe und künstlichen Dunst sehr schnell getrübt.


Sound & Musik ( 8 / 10 ):

Beim Sounddesign haben sich die Entwickler deutlich mehr Mühe gegeben. Der Erzähler in Form des älteren Alter Ego des kleinen Jungen spricht eine japanisch klingende Sprache die aber untertitelt ist.

Musik gibt es nur ganz selten, dann untermalt diese aber die Situation sehr gut. Gerade der seltene Einsatz paßt sehr gut zur Stimmung und läßt Raum für den eigentlichen Helden des Spiels: Trico, eine Mischung aus Katze, Drache und Vogelwesen. Dieses Wesen wird durch zahlreiche Lautäußerungen in den Mittelpunkt gestellt. Ist Trico aufgeregt, knurrt und schnaubt er. Wenn er gelangweilt ist kratzt er sich hörbar hinter dem Ohr.

Es ist eigentlich selten daß Trico ganz still ist. Hört man nichts, macht man sich auch sofort Sorgen. Wer ein Haustier hat kennt das sicher, absolute Stille ist immer ein Zeichen daß etwas angestellt wurde.

Zusammen mit den Umgebungsgeräuschen wie Wind und Wasser, entwickelt sich so eine sehr schöne Klangatmosphäre die Trico in den Mittelpunkt rückt.


Singleplayer ( 6 / 10 ):

Auch beim Spielprinzip ist dieser der Mittelpunkt. Der Anfang erinnert jedoch stark an ICO. Ein kleiner Junge erwacht in einer fremden Umgebung und versucht dieser zu entkommen und herauszufinden was passiert ist. Da er ein großes Herz hat, rettet er ein gefangenes Untier und versorgt es mit Futter.

Dieses begleitet ihn von da ab bei seiner Reise durch die fremdartige Landschaft und entwickelt eine tiefe Beziehung mit dem Spieler. Die Entwicklung dieser Beziehung ist eines der zentralen Elemente des Spieles.

Besonders gelungen ist dabei die Darstellung von Trico. Zuerst beeindrucken die extrem natürlichen Bewegungen beim Laufen, Springen oder Schwimmen. Wirklich besonders ist aber das Verhalten. Trico schaut fasziniert Schmetterlingen hinterher und wackelt dabei interessiert mit den Ohren. Kommen Feinde geht er geduckt in Lauerstellung, seine Ohren sind angelegt und der Schwanz zuckt unruhig.

Am schönsten ist es wenn Trico gelangweilt rumsteht. Dann schaut er in der Gegend herum ob sich etwas Interessantes finden läßt. Oder er kratzt sich wie eine Katze hinter dem Ohr bis sich etwas Spannendes als Abwechslung bietet, Das ganze Verhalten ist so gut dargestellt, daß Trico sogar mehr Charakter hat als der kleine Junge den man selbst steuert.

Bei der Steuerung liegt leider die große und unverzeihliche Schwäche des Spieles. Der kleine Junge kontrolliert sich wie eine Mischung aus Tanklaster bei Glatteis und besoffener Rentner. Schon beim einfachen Umherlaufen fällt eine Verzögerung unangenehm auf, jedoch kann man sich daran nach einiger Zeit gewöhnen. Bei den Sprungpassagen später im Spiel, endet das jedoch oft tödlich. Steht man an einer Kante und will herunterklettern, zappelt der Junge verwirrt vor und zurück. Mit Glück klettert er irgendwann herunter, mit Pech endet der Versuch in einem beherzten Sprung in den Tod.

Auch das herumklettert auf Trico gestaltet sich ähnlich mühsam. Grundsätzlich scheint das Prinzip von Shadow of the Colossus übernommen worden sein bei dem eine Taste zum festhalten dient und der Analogstick die Richtung zum Klettern angibt. Allerdings funktioniert das oft nicht wie gewollt. Gerade wenn man an den dünnen Beinen Tricos hochklettern will, wechselt der Junge oft willkürlich die Bewegungsrichtung. In die gewünschte Richtung zu klettern scheint dann nur vom Zufall abzuhängen.

Die eigentlich gute Idee, Trico nur indirekt durch Anweisungen steuern zu können, funktioniert auch nur bedingt. Oft reagiert das Tier nur nach dem fünften Kommando oder macht gleich etwas komplett anderes. Nervig wird das an Stellen wo man dann nicht weiterkommt. Es ist einfach nicht klar ob man die falsche Idee hat oder Trico einfach ignoriert was man versucht zu machen.

Sicherlich kann man sich dieses Problem jetzt schönreden indem man Trico eine gewisse Eigenwilligkeit zuspricht, letztendlich führt das Verhalten aber nur zu Frust weil man an manchen Stellen nicht weiterkommt ohne den Grund zu erkennen.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

Wirklich traurig wie das Spiel durch einfache technische Probleme am Hit vorbeischrammt. So genial die Interaktion der beiden Protagonisten ist, so toll animiert und lebensecht Trico daherkommt, die meisten Spieler werden einfach frustriert aufgeben da die Steuerung überhaupt nicht funktioniert. Nach all den Jahren der Entwicklungszeit hätten die Entwickler doch noch einen Monat aufwenden können um diese groben Fehler zu korrigieren. Selbst für Fans von ICO ist es oft anstrengend weiterzumachen, obwohl es von Stil her sehr ähnlich und genauso faszinierend ist. Schade wie dieses Kunstwerk verstümmelt zum Kunden kommt.


Wertungsübersicht:

System: PS4
Grafik: ( 5 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 6 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Bilderstrecke

Collectors Edition Figur
 
 
 

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