The Witcher 3 - Wild Hunt

Getestetes System: PS4
Weitere Systeme: -
Kategorie: Rollenspiel
VÖ: 19. Mai 2015
Entwicklungsstudio: CD Project Red
Publisher: CD Project
Alterseinstufung: 18+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Rollenspiele sind wieder in der Gunst der Spieler, das beweisen die zahlreichen hochkarätigen und aufwendig produzierten Spiele der letzten Jahre.

The Witcher 3 schlägt in die gleiche Kerbe und erzählt die Geschichte der letzten beiden Teile um Geralt den Hexer weiter. Auf den Spieler wartet dazu eine riesige Fantasywelt, verwüstet durch einen brutalen Krieg und geplagt durch abscheuliche Monster.


Grafik ( 10 / 10 ):

Auch wenn sich wieder viele Leute über mangelhafte Texturen oder niedrige Frames pro Sekunde aufregen werden, grafisch ist The Witcher 3 eine wahre Augenweide. Auch wenn manche technischen Details nicht perfekt sind oder ab und zu ein leichtes Ruckeln zu bemerken ist, glänzt es doch durch seine besonders stimmungsvoll und lebendig wirkende Darstellung der Spielwelt.

So findet Gerald verlassene und eingefallene Hütten im Sumpf, alte Burganlagen und Städte. Gerade diese sind voller Menschen die ihrem Tagwerk nachgehen. Händler preisen ihre Waren an, Betrunkene torkeln durch die Straßen und Priester halten feurige Reden. Der normale Pöbel versucht möglichst unbehelligt von Wachen und Banditen sich durchs Leben zu schlagen.

All das zusammen zieht den Spieler unweigerlich in die Welt von Geralt, unterbrochen nur von seltenen Nachladpausen. In diesen verschwimmt das Bild für ein oder zwei kurze Sekunden. Länger lädt das Spiel nur nach, wenn man die Schnellreise zwischen Gebieten benutzt, das stört dann aber nicht.

Die Kämpfe sind für ein Rollenspiel erstaunlich blutig gehalten, so werden Gliedmaßen abgetrennt und der Gegner auch mal in zwei Hälften gespalten. Aber anscheinend erwarten heutzutage die Spieler eine gewisse Brutalität, natürlich alles unter dem Deckmäntelchen des Realismus. Persönlich fragt man sich da schon wozu so etwas nötig ist, da es weder die Stimmung fördert noch irgendeinen spielerischen Mehrwert bietet. Richtig bedrückende Stimmung bekommt man auch mit anderen Mitteln hin, aber der gewählte Weg ist wahrscheinlich der einfachere. Subtile Andeutungen werden wohl auch nicht mehr verstanden.


Sound & Musik ( 8 / 10 ):

Die Musik sorgt dagegen richtig gut für eine passende Stimmung. Mittelalterliche Gitarrenmusik klingt aus den Lautsprechern, auf dem Land hört man wie der Wind den Regen herumpeitscht. Das erste Unwetter im Freien ist ein wirklich beeindruckendes Erlebnis. In den Städten verschwinden die Hintergrundgeräusche fast im lauten Durcheinander von Stimmen. Würde noch ein unangenehmer Stadtgeruch aus dem Fernseher kommen, wäre die Stimmung perfekt.

Die Sprecher sind alle ziemlich gut, auch wenn Geralt am Anfang etwas gelangweilt und nicht bei der Sache zu sein scheint. Im Laufe des Spieles, wenn man ihn auch etwas besser kennengelernt hat, paßt das aber sehr zu seinem Charakter. Teilweise scheinen sich die Sprecher der Nebenrollen aber zu wiederholen.


Singleplayer ( 9 / 10 ):

Wichtig für jeden Rollenspieler ist es, sich mit der Spielfigur zu identifizieren. Da die meisten Aufgaben auf mehreren Wegen gelöst werden können, kann der Spieler seinem Charakter entsprechend handeln. Sei es durch rohe Gewalt, Überzeugungskraft oder teilweise auch einfach durch schnöde Münzen. Auch gibt es öfters moralisch unterschiedliche Entscheidungsmöglichkeiten, wobei diese manchmal nicht zum erhofften Ergebnis führen. Ist Geralt zu nett und gutgläubig kann er auch manches unerwartete Unheil anrichten.

Kritiker mögen jetzt anmeckern daß diese Entscheidungen kaum Auswirkungen auf das spätere Spiel haben, zumindest merkt der Spieler von diesen wenig. Das mag zwar stimmen, aber wichtiger ist ja die Möglichkeit seinen Charakter so zu spielen wie man es sich vorstellt. Es gibt nichts Schlimmeres wie einen bösen Hexer spielen zu wollen, und dann gibt der Auswahldialog nur gute Taten her. Auch nervt es wenn man als guter Spieler jemanden töten muß um im Spiel weiterzukommen. Bei Witcher 3 gibt es fast immer die freie Entscheidung wie man handelt, auch wenn dies dann mehr Leid für alle Beteiligten bringen mag. Manches muß auch unter Zeitdruck entschieden werden, bei diesen ist aber immer ziemlich offensichtlich was für Auswirkungen zu erwarten sind.

Echte Rollenspieler wird das jedenfalls freuen, Hack and Slay Liebhaber wird der langsame und erzählerische Spielablauf aber abschrecken. Auch gibt es sich um alltägliche Aufgaben zu kümmern. Gepflegte Waffen und Rüstungen bringen einen Vorteil im Kampf, Nahrung und Heiltränke sorgen für Gesundheit und Ausdauer. Wer regelmäßig zum Barbier geht, sieht gepflegter aus und hat zumindest ein gutes Gefühl.

All das machen die Bewohner der nördlichen Königreiche nicht für lau, bare Münze regiert auch diese Spielwelt. Um an das nötige Kleingeld heranzukommen erfüllt Geralt verschiedene Aufgaben, richtig viel bringt die Jagd gefährlicher Monster auf die ein Kopfgeld ausgesetzt wurde. Das ist auch die ehrenhafteste Methode an Geld zu kommen, die meisten Spieler werden jedoch einen großen Teil ihres Einkommens aus dem Plündern erledigter Gegner bestreitet.

Die für die Herstellung von Ausrüstung und Tränken nötigen Zutaten und Werkstoffe, kann man entweder kaufen oder selbst sammeln. Die für die Eigenversorgung aufgewendete Zeit ist gut angelegt, gerade am Anfang ist das Geld knapp und geht vor allem für Instandhaltung von Waffen und Rüstungen drauf.

Weiter Kosten ergeben sich durch den Aufkauf von Plänen für neue Ausrüstungsteile und alchemistische Rezepte. Diese lassen sich zwar auch finden, einen Teil bekommt Geralt aber nur von Händlern. Auch lassen sich Ausrüstungsteile nur von Schmieden herstellen, diese arbeiten auch nicht aus reiner Dankbarkeit.

Tränke kann Geralt alleine herstellen, wobei erforschen der bessere Ausdruck wäre. Ist ein Trank einmal hergestellt, kennt Geralt diesen und füllt Verbrauchtes automatisch bei der nächsten Rast auf. Dafür lassen sich alchemistische Produkte nicht verkaufen. Nur die gesammelten und überschüssigen Zutaten tragen zum Lebensunterhalt bei. Ein Hexer hat es halt nicht einfach.

Ein weiterer Kostenfaktor ist das Glückspiel, namentlich das Kartenspiel Gwent. Über die ganze Welt sind Spieler verteilt, die mit Geralt um die Meisterschaft konkurrieren. Da Gwent ein Sammelkartenspiel ist, kann sich wohl jeder vorstellen wieviel Zeit und virtuelles Geld da hineinfließt.

Wer durch diese Fülle von Information erschlagen wird, freut sich bestimmt über das integrierte Kompendium. In diesem kann man alle gesammelten Informationen zu Monstern, mit zahlreichen Hinweisen zu Kampf und Schwachstellen, nachlesen. Auch alle getroffenen Personen oder Charaktere werden dort aufgeführt.

All diese Inhalte sollten auch den Spieler nicht erschlagen, wichtig ist also eine gute und zugängliche Steuerung. Diese ist über den Controller recht gut gelungen, alle Aktionen gehen flott von der Hand. Auch Zaubern und Tränke einnehmen stellt kein Problem dar.

Einzig beim Tauchen ist es etwas sonderbar gelöst. Mit dem rechten Stick steuert man die Richtung, mit dem Linken läßt man Geralt losschwimmen. So weit, so gut. Soll der Hexer aber schneller schwimmen, muß gleichzeitig der X Button gedrückt werden. Spätestens dann bekommt man einen Knoten in den Fingern, und wie wir alle wissen, bedeutet ein Krampf beim Baden schneller das Ende als einem lieb sein kann.

Nervig sind auch zahlreiche kleine Bugs. Da werden teilweise Begegnungen nicht getriggert oder Quests lassen sich nicht abschließen. Glücklicherweise betrifft das meistens nur die Sammel- und Erkundungsquests, die Haupt- und Nebenstory funktioniert ohne Probleme. Zumindest wenn man auf den aktuellen Patch setzt sind die meisten Probleme mittlerweile beseitigt.

An Spielzeit bietet The Witcher 3 einiges. Schon die Hauptquests halten für mehrere Stunden. Mit allen Nebenquests soll es das Spiel auf 50 bis 100 Stunden bringen, was auch nicht übertrieben erscheint. Zahlreiche Erkundungsquest bieten weiteres Potential um sich zu beschäftigen, die Karte der Welt ist mit zahlreichen Fragezeichen übersäht.

An diesen Orten gibt es versteckte Schätze, oft sind es Pläne für besondere Ausrüstung, oder einfach nur fiese Gegner zu besiegen. Für die Story ist das irrelevant, allerdings bietet es weitere Möglichkeiten um sich auszurüsten und Erfahrung zu sammeln.

Und diese ist bei einem Rollenspiel eines der Kernelemente. Selbst die spannenden Abenteuer helfen nicht, wenn die Charakterentwicklung langweilig und schlecht ausgeglichen ist. Hier hält sich das Spiel dezent zurück.

Der Schwerpunkt liegt hier klar auf dem Verbessern der Ausrüstung, je höher der Level desto besser die Waffen und Rüstungen. Diese können noch etwas mit Runen aufgebessert und an die Vorlieben des Spielers angepaßt werden.

Mit Erfahrungspunkten lassen sich diverse Fähigkeiten lernen oder verbessern. Diese haben aber nur wenige Auswirkungen im Spiel. Je nach erreichter Stufe lassen sich ein oder mehrer dieser Punkte auf Angriffstärke oder Lebensenergie verteilen um diese um eine gewisse Prozentzahl zu steigern. Manche von ihnen bringen auch etwas handfestere Vorteile, zum Beispiel wird ein Gegner beim Treffer kurz betäubt.

Auch die magischen Fähigkeiten von Geralt lassen sich steigern. Hexer sind aber nur schwach magisch begabt, weswegen es nur fünf Fähigkeiten gibt. Gerade die Möglichkeit Gedanken zu beeinflussen ist in den zahlreichen Dialogen praktisch, eröffnet sie doch gewaltlose Wege um Probleme zu lösen.

Auch der magische Schild ist sehr praktisch, da Geralt viele Probleme mit reiner Waffengewalt löst. Viele magische Tränke unterstützen zusätzlich. Ganz ohne Kampf kommt auch der friedfertigste Hexer nicht aus. Das Schwert ist eben doch mächtiger als die Feder.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

The Witcher 3 ist ein Spiel, das einen für viele Tage oder Wochen in seinen Klauen hält, da kann auch ein Hexer nicht mehr helfen. Rollenspieler werden sowohl das Setting als auch die abwechslungsreich und interessant gehaltenen Nebenquests schätzen, von denen jede eine kleine Geschichte erzählt. Die zusätzlichen und zahlreichen Sammel- und Erkundungsaufgaben, werden aber nur Hardcorespieler komplettieren. Die kleinen Bugs nerven zwar, stören das Spielerlebnis aber nicht.


Addon: Hearts of Stone Expansion

Der erste kostenpflichtige DLC bietet eine neue Hauptquest und zahlreiche Nebenhandlungsstränge. Das neue Abenteuer beginnt relativ unscheinbar, wandelt sich aber bald zu einer spannenden und abwechslungsreichen Geschichte. Diese ist mindestens auf dem Niveau des Hauptspiels, eher sogar um einiges besser da sie auch straffer erzählt ist. Für einen relativ geringen Preis, bekommt der Witcher Fan einiges an Spielzeit und viel Spaß. Eine ganz klare Empfehlung.

Auch die Box mit dem Kartenspiel ist jeden Cent wert, die Qualität der Schachtel und der Spielkarten steht einem hochwertigen Gesellschaftsspiel in nichts nach. So stört auch nicht daß kein Datenträger in der Packung ist, sondern nur ein Downloadcode.


Addon: Blood and Wine Expansion

Das zweite und letzte DLC bringt ein komplett neues Gebiet mit sich. Geralt wird von Herzogin Anna Henrietta nach Toussant gerufen, da das Reich von zahlreichen Monstern geplagt wird. Zusätzlich wurden zwei bekannte und ehrenhafte Ritter ermordet und beide Tode auf grausame Weise inszeniert. Geralts Hauptaufgabe ist, die Hintergründe dieser Taten aufzuklären.

Toussant ist ein Reich das sich den alten Rittertugenden verschrieben hat. Neben ehrenhaften und tadellosen Verhalten, frönen die Bewohner Kunst, Kultur und den Freuden von Essen und Trinken. Nicht von ungefähr erinnert alles an Frankreich zu Zeiten der Ritterorden, oder wie man es sich in kitschigen Filmen vorgestellt hat. Die Landschaft ist malerisch und wirkt viel bunter als die kriegsversehrten Lande des Hauptspiels.

Vom Umfang wird der erste DLC bei weitem übertroffen, es gibt neben dem neuen Gebiet noch unzählige Nebenaufgaben zu erleben. An die wendungsreiche und spannende Geschichte des ersten Addons kommt es trotzdem nicht heran, zu unspektakulär entwickelt sich die Jagd nach dem unbekannten Gegner.

Auch wenn das Addon nicht ganz an die Qualität des Hauptspiels und des ersten Addons herankommt, lohnt sich der Kauf. Dem Spieler werden einige Stunden in einer interessanten und sehr abwechslungsreichen Gegend geboten. Die vielen Geschichten aus dem Leben der Edelleute sind oft witzig erzählt, die täglichen Sorgen der Menschen unterhalten den Spieler während er auf der Jagd nach dem Monster ist.

Wieder liegt nur ein Downloadcode bei, dafür findet sich aber ein weiteres Kartenspiel in der hochwertigen Packung.


Wertungsübersicht:

System: PS4
Grafik: ( 10 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 9 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Bilderstrecke

Expansion Pack Hearts of Stone
Expansion Pack Blood and Wine
 

Gameplay Video