They are Billions

Getestetes System: PC
Weitere Systeme: -
Kategorie: Strategiespiel
VÖ: 2019
Entwicklungsstudio: Numantian Games
Publisher: Numantian Games
Alterseinstufung: 18+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Deutsch


Beschreibung

Eine seltsame Erkrankung greift um sich, normale Menschen verwandeln sich in aggressive und blutrünstige Monster. Diese Epidemie verwandelt die Menschheit in ein Meer von Zombies und löscht die Gesellschaft aus.

Nur ein kleiner Rest kann sich retten und die letzte Hoffnung liegt in den schwerbewaffneten Händen des Spielers. Fast richtig, aber was wie die maue Story eines Ballerspieles klingt ist der Hintergrund eines Echtzeitstrategiespieles mit interessanter Mechanik.


Grafik ( 7 / 10 ):

Grafisch reißen die Zombies keine Gehirne aus, nett ist das ganze trotzdem. They are Billions setzt auf einen Comicstil im Celshading Look, der irgendwie zum Setting paßt. Nicht zu brutal, aber eben auch nicht zu unnatürlich.

Egal ob der Spieler nahe ans Geschehen zoomt oder lieber den Überblick behält, die Grafik sieht immer detailliert aus und stellt die eigentlich abgedroschene Zombiestory gut dar.

Die unterschiedlichen Einheiten sind klar unterscheidbar, die Gegnertypen sind abwechslungsreich. Die Gebäude ähneln sich zwar etwas, aber zumindest sieht nicht jedes Wohnhaus genau gleich aus. Für Abwechslung ist gesorgt. Trotzdem ist es klar ersichtlich, welche Gebäudetypen der Spieler vor sich hat.

Böse Zungen könnten den Grafikstil als nett, zweckmäßig und nichts Besonderes zusammenfassen. Damit wird dem Spiel aber unrecht getan.


Sound & Musik ( 7 / 10 ):

Gleiches könnte man auch über die Klangkulisse sagen. Aber von einem RTS wird auch nicht viel erwartet. Einheiten lassen kurze Sprüche los wenn man sie anklickt oder ihnen einen Befehl erteilt, Industriegebäude erklingen lautstark beim Auswählen und Einheiten ballern lautstark wenn sie auf Gegner treffen.

Allerdings gilt das nicht für alle, Bogenschützen sind deutlich leiser als die schwer gepanzerten und mit Maschinengewehren bewaffneten Soldaten. Das hört man nicht nur, es hat auch Auswirkungen im Spiel. Leisere Einheiten locken weniger Feinde an.


Singleplayer ( 8 / 10 ):

Die Grundmechaniken entsprechen dem Standardwerk der Echtzeitstrategie mit Aufbaumechaniken. Ressourcen abbauen, Gebäude errichten und Einheiten rekrutieren, das gibt es alles schon seit vielen Jahren. They are Billions setzt das ganze sehr solide um, erfindet aber das Rad nicht neu.

Ein vorgegebenes Hauptquartier steht in der Mitte des Spielfeldes, nur bewacht von wenigen Soldaten. Als Startkapital gibt es etwas Gold und Holz. Also gilt es zuerst eine Holzmühle zu bauen, später kann ein Steinbruch Eisen und Stein abbauen.

Dafür benötigt es jedoch Einwohner, welche zuerst in Zelten, später in Holzhütten und Steinhäusern angesiedelt werden. Diese brauchen aber wieder Nahrung, die aus Fischer- und Jagdhütten gewonnen werden kann.

Um das ganze im fortschreitenden Spielverlauf effektiver zu gestalten, können weitere Gebäude erforscht und gebaut werden. Farmen sorgen für bessere Versorgung mit Nahrung, Lagerhäuser erlauben mehr Ressourcen zu bunkern, am Marktplatz werden überzählige Ressourcen verkauft und bringen Geld. Zusätzlich senkt dieser den Nahrungsbedarf der Bevölkerung.

Wichtig ist auch das Haushalten mit Energie. Wind- und Holzkraftwerke sorgen für den nötigen Strom, sogenannte Teslasulen verteilen diesen zwischen den Gebäuden. Damit kommt noch eine Besonderheit hinzu. Es kann nur dort gebaut werden wo Energie verfügbar ist. Durch den Bau von Teslaspulen vergrößert sich der ausbaubare Bereich. Starcraft Spielern könnte die Mechanik von der Rasse der Zerg bekannt vorkommen. Diese konnte auch nur den Bereich bebauen der innerhalb eines bestimmten Radius der Kolonie lag.

Damit hätte der Spieler eigentlich schon alle Mittel an der Hand um seine Städte prosperieren zu lassen. Allerdings gibt es ja noch die namensgebenden Zombies. Diese bevölkern die Landstriche und greifen alle Gebäude in der Nähe an. Um sich davor zu schützen gibt es verschiedene Einheiten die sich mit steigendem Forschungsstand bauen lassen.

Zuerst gibt es einfache Jäger die mit Pfeil und Bogen bewaffnet sind. Zwar nicht sehr kampfstark, dafür aber lautlos. Lärm lockt Zombies an. Ein einzelner Kämpfer kann noch so stark sein, wenn er Krach macht wird er schnell von einer ganzen Menge and Gegner umringt und niedergemacht.

Das kann der zweiten verfügbaren Einheit schnell passieren. Der Soldat braucht neben Holz auch Eisen als Ressource, bietet dafür aber auch eine erhöhte Kampfkraft durch sein Gewehr und die bessere Rüstung. Dafür macht er auch mehr Krach und ist einzeln den Zombiemassen oft unterlegen.

Im weiteren Verlauf gibt es noch Scharfschützen als einfache Einheiten, danach geht es mit deutlich stärkeren und vor allem teureren Truppen weiter. Die Krönung ist der Titan, eine Art Battlemech mit Maschinengewehren.

Hilfreich sind auch Mauern und Türme, mit denen sich die eigene Siedlung absichern läßt. Während eine einfache Holzpallisade nicht lange hält, ist eine Steinmauer mit Geschütztürmen schon eine andere Sache.

Solche Verteidigungsmaßnahmen sind aber auch nötig, die Gegner sind gefährlich. Schon ein einzelner Zombie, der sich am unaufmerksamen Spieler vorbeigeschlichen hat, reicht um eine verheerende Kettenreaktion in Gang zu setzen.

Erreicht ein Gegner ein Gebäude, beginnt er es zu infizieren. Da jedes Gebäue, außer Verteidigungsanlagen auch Einwohner hat, verwandeln sich diese in kürzester Zeit in Zombies. Diese wiederum strömen aus und infizieren weitere Gebäude. Innerhalb weniger Sekunden werden so aus einem einzelnem eigentlich harmlosen Gegner, wahre Zombiehorden mit hunderten von Feinden.

Breitet sich solch eine Horde innerhalb der Siedlung aus, ist diese fast immer verloren. Selbst die stärksten Truppen werden von der Masse einfach überrannt. Doch damit nicht genug der Gemeinheiten.

Eine Besonderheit der Spielmechanik sind die Horden. Je nach Mission kommen nach einigen Runden Zombiehorden angestürmt. Sind es zuerst nur Gruppen von 20 bis 30 Zombies, werden es im Laufe der Zeit immer mehr. Nicht nur steigt die Anzahl, es kommen auch gefährlichere und stärkere Gegner hinzu.

Gegen Ende einer Mission kommen dann durchaus hunderte oder tausende Feindeinheiten angestürmt. Wer da nicht vorrausschauend seine Verteidigungsanlagen ausgebaut hat, muß hilflos zusehen wie die Wogen von Gegnern in seine Siedlung strömen und dort innerhalb kürzester Zeit die Bevölkerung verwandeln. Diese kämpfen dann natürlich auch noch auf Seiten der eh schon überlegenen Gegner.

Gerade in den ersten Runden sorgt das für viel Frust. Missionen dauern oft sehr lange. Da speichern nicht möglich ist, spielt man mehrere Stunden um dann irgendwann einen kleinen Fehler zu machen. So wird man dann gezwungen wieder von vorne anzufangen, nur weil man eventuell mal kurz abgelenkt war. Dazu reicht ein einziger übersehener Infizierter, da dieser exponentiell die Arbeiter in der Siedlung ansteckt. Die sich ausbreitende Infektion ist dann nicht mehr einzudämmen.

Da die Missionen auch nicht viele Erklärungen bieten, ist oft auch nicht klar was man machen muß. Dadurch kann es passieren daß Fehler erst in den letzten 10 Minuten zu tragen kommen, obwohl man vorher 3 Stunden gespielt hat. Das führt gerade am Anfang zu viel Trial and Error und dem Gefühl keine Chance zu haben.

Mit der Zeit lernt man aber die Mechanismen und baut die nötigen Gebäude auch effektiv um mit der Entwicklung der Gegner Schritt zu halten oder sogar einige Schritte voraus zu sein.

Um das Spielprinzip zu erlernen bietet sich die Kampagne an. Diese beschreibt die Rückeroberung eines Gebietes in vielen einzelnen Missionen. Der Vorteil dabei ist, daß man erst im Verlauf der Kampagne mit den zahlreichen Gebäuden und Truppen konfrontiert wird. In den ersten Missionen gibt es nur Basisgebäude und den Jäger.

Durch verdiente Punkte können zusätzliche Gebäude, Truppen und Boni in einem Fertigkeitsbaum freigeschaltet werden. Die Missionen werden auch immer anspruchsvoller, so daß die neuen Einheiten und Möglichkeiten auch genutzt werden müssen.

Die meisten Missionen entsprechen dem typischen RTS Schema. Es gilt Gebiete zu erobern, die Siedlung zu einer bestimmten Größe auszubauen oder eine bestimmte Anzahl von Gegnerhorden zu besiegen.

Kennt man die Missionen, geht viel Zeit für geduldigen Ausbauen und Optimieren drauf. Da die Horden meistens zum gleichen Zeitpunkt und aus der gleichen Richtung kommen, kann man sehr viel optimieren.

Zwei Missionstypen sind aber anders, sie sind genau genommen auch eine andere Art von Spiel.

Eine davon entspricht in Prinzip dem Tower Defense, dabei muß ein Turm in der Mitte gegen angreifende Zombiehorden abgesichert werden. Diese Missionen sind aber ziemlich langweilig. Besitzt man genug Einheiten kann man einfach zuschauen wie die Infizierten der Reihe nach abgeschossen werden. Das kann durchaus mehrere Minuten dauern. Taktik oder schnelle Reaktionen sind völlig unnötig. Wichtig ist nur die Missionen erst zu starten sobald genug Einheiten zu Verfügung stehen.

Diese verdient man sich in der dritten Missionsart. In einer isometrischen Ansicht steuert man einen Helden durch Gebäude und Außenlandschaften und bekämpft Gegner. Das ganze wirkt ein wenig wie Gauntlet oder Diablo. Eine wichtige Aufgabe ist es dabei versteckte Punkte einzusammeln um sich im Fertigkeitsbaum weiterzuentwickeln. Und um für die Tower Defense Missionen weiter Truppen rekrutieren zu können.

Beides verwässert etwas den RTS Charakter des Spieles, wobei die isometrischen Actionmissionen zumindest noch Spaß machen. Der Tower Defense Teil ist extrem schwach. Wer genug Truppen hat kann die Mission auch einfach laufen lassen während er sich ein Bier holt.

Ist die Kampagne geschafft, stehen höhere Schwierigkeitsgrade zur Auswahl. Da die gesamt verfügbaren Fertigkeitspunkte nur für 75% des Fertigkeitsbaumes reichen, bleibt auch die Motivation für ein weiteres Durchspielen erhalten. Eventuell bieten andere Truppen oder Gebäudespezialisierungen einen Vorteil, oder der höhere Schwierigkeitsgrad den nötigen Nervenkitzel.

Ist die Luft komplett heraus, gibt es noch den freien Spielmodus. Auf einer zufällig erzeugten Karte gilt es das Optimum herauszuholen und am Ende gegen eine riesige Horde zu bestehen. Zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten erlauben es den Schwierigkeitsgrad nach oben zu schieben.

Ist auch das zu langweilig geworden, hilft noch ein Editor für Abwechslung. Mit etwas Einarbeitung lassen sich eigene Karten erstellen oder welche anderer Spieler einbinden.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden


Fazit:

Auf den ersten Blick erscheint das Spiel extrem schwer und unfair. Kaum begonnen, schleicht der erste Zombie in die Siedlung und löst eine verheerende Kettenreaktion aus. Instant Death in wenigen Runden.

Ist diese Hürde genommen und die ersten Missionen geschlagen, kommt der zweite Dämpfer, Der Fertigkeitsbaum bietet viele Dinge die nur zum richtigen Zeitpunkt Sinn machen. Wer Punkte ausgibt um ein Gebäude verfügbar zu machen, sollte vorher schauen ob er die nötigen Ressourcen überhaupt lagern kann. Sonst fehlen die Punkte für wichtige Erweiterungen und man kommt dann einfach nicht weiter.

Wer die Mechaniken aber durchschaut, wird sehr viel Spaß haben und sicherlich den Schwierigkeitsgrad schnell höher stellen.


Wertungsübersicht:

System: PC
Grafik: ( 7 / 10 )
Sound: ( 7 / 10 )
Singleplayer: ( 8 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Gameplay Kampagnen Mission



Gameplay Helden Mission



Gameplay Horden Mission



Gameplay Freie Mission