Toki

Getestetes System: Switch
Weitere Systeme: C64
Kategorie: Arcade
VÖ: 2018
Entwicklungsstudio: TAD Corporation
Publisher: Anuman Interactive
Alterseinstufung: 6+
   
Test von: Hermann
Version: (EU)
Spracheinstellung: Deutsch


Beschreibung

Die gute alte Zeit der Arcadehallen ist lange vorbei, für die meisten höchstens aus alten Filmen oder Erzählungen bekannt. Selbst die älteren Semester hatten Dank Jugendschutz vermutlich nur wenig Kontakt mit diesen gefährlichen Orten gemacht, außer sie hatten das Glück nach Italien in den Urlaub zu können.

In Deutschland wurden die Automatenspiele leider in den Spielhallen versteckt, Zutritt unter 18 Jahren verboten. Eine Jugendkultur wie in anderen Ländern konnte sich so nie bilden.

Arcade bedeutete also oft nur Erfahrungen aus zweiter Hand und schlechte Umsetzungen für 8-Bit Computer und Konsolen. Vor allem die Grafik sah sehr viel schlechter aus, bei der Spielbarkeit mußte man glücklicherweise oft wenig Abstriche machen.

Eine wirklich gute davon, so viel sei hier schon verraten, ist jetzt auch für moderne Konsolen erschienen.


Grafik ( 8 / 10 ):

Die schönen Pixelgrafiken des Automaten wurden nicht nur übernommen oder verschönert, statt dessen erfreut sehr gelungene Zeichentrickgrafik das Auge. Diese ist sehr detailliert, paßt aber auch hervorragend zum Stil des Spiels. Dabei wurde sich wirklich Mühe gegeben.

Die einzelnen Spielabschnitte halten sich sehr eng an das Original und bieten viele abwechslungsreiche Welten. Einzig die Übersichtskarte der Spielwelt wurde modernisiert.

Beim C64 mußten natürlich deutliche Abstriche gemacht werden. So ist die Grafik deutlich einfacher, farbloser und vor allem ohne Details. Geschosse verschwinden auch einfach in der Luft da sie nur eine geringe Reichweite haben, im Automaten sowie der Switch Version fliegen diese bis zum Bildschirmrand. Dadurch ändert sich natürlich auch das Gameplay, da weit entfernte Gegner keine Gefahr mehr sind.


Sound & Musik ( 8 / 10 ):

Gleich vorweg, im Gegensatz zur gelungenen Switch Version ist die C64 Umsetzung enttäuschend. Im Intro klingt alles noch schön und gut, nette SID Musik erklingt aus dem Lautsprecher. Auch während dem Spiel ist diese zu hören, aber leider keinerlei Soundeffekte. Zu Spielbeginn muß man zwischen Musik und Effekten wählen, beides gleichzeitig ist nicht möglich.

Einen Grund dafür kann man sich nur schwerlich vorstellen, da die Soundeffekte eher nach PC Piepser anstatt nach C64 klingen. Technisch wäre sicher besseres möglich gewesen, auch die Grafik reizt das System ja nicht aus.

Die Switch Version hat da technikbedingt natürlich keinerlei Probleme, bleibt aber immer noch dem Original treu. Die Melodien sind sofort wiedererkennbar und wurden nicht geändert, bieten aber die gute Qualität moderner Instrumente statt dem typischen 16 Bit Sound der Automatenära.


Singleplayer ( 8 / 10 ):

Das Spielprinzip ist klassisch. Einerseits ist es ein typisches Jump & Run seiner Zeit, andererseits ist es oft unfair und erwartet vom Spieler daß er jeden Abschnitt auswendig lernt.

Toki muß mehrere Abschnitte absolvieren die zuerst nur von links nach rechts scrollen, bald aber schon in alle Richtungen gehen. Über Ranken kann er in höhere oder tiefere Bereiche klettern, Lifte befördern in nach oben und unten, oder über breite Abgründe voller Gefahren hinweg.

Gerade an diesen Stellen ist gutes Timing nötig um den gewagten Sprung auf einen sich schnell bewegenden Lift zu meistern. Am Anfang bewegen sich diese noch langsam, aber schon ab dem dritten Abschnitt braucht es einiges an Konzentration um nicht daneben zu springen.

Auf dem C64 nervt dabei die hakelige Steuerung. Drückt man den Feuerknopf und danach den Stick nach oben, schießt Toki in diese Richtung. Drückt man aus Versehen den Stick etwas zu früh, springt er statt dessen in die Luft und damit oft in seinen Tod. Hier stört einfach daß der C64 keine zwei Feuerköpfe hat. An der Switch steuert es sich dann auch deutlich präziser, aber auch hier muß man konzentriert bleiben.

Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei stetig an. Ist der erste Level noch ein reiner Spaziergang, wird es ab Level 3 schon richtig knifflig durch die Gebiete zu manövrieren.

Erschwerend kommen noch die zahlreichen Gegner dazu, die meistens aus dem Nichts auftauchen. Fliegende Geister materialisieren sich einfach aus der Luft, Zombies kommen aus dem Boden geklettert. Die Fiesen Wildschweine stürmen aus dem Bildschirmrand auf den überraschten Spieler zu und lassen wenig Zeit zur Reaktion.

Nur wer sich extrem vorsichtig vorankämpft kann solche Überraschungen vermeiden, zumindest zu Beginn. Schnell stellt sich das Gameplay aber darauf ein. Wer den ersten Feind zu langsam ausschaltet, wird von einem gleichzeitig auftauchenden Gegner ins Kreuzfeuer genommen.

Die einzige Lösung ist das Auswendiglernen der kompletten Abschnitte. Wo muß ich langsam und vorsichtig sein, wo beherzt angreifen und ins Ungewisse springen. Jeder neue Bereich wird schrittweise erlernt, jedes Scheitern bringt neues Wissen. Bis zum Endgegner des Spielabschnittes, der mit großer Sicherheit auch noch ein fieses As im Ärmel hat.

Wer dieses Prinzip nicht mag, wird wenig Freude an dem Spiel haben. Toki kann und will einfach seine Wurzeln nicht verbergen. Auf der positiven Seite ist das Spiel aber so entworfen daß der Spieler immer die sprichwörtliche Karotte vor der Nase hat. Man hat es ja fast geschafft, mit der nächsten Münze wird man sicherlich triumphieren. Bis zur nächsten unerwarteten Gemeinheit. Glücklicherweise spart man sich mittlerweile den Münzeinwurf, endloses Freispiel sozusagen.

Dazu paßt auch daß man nicht speichern kann, wer eine Pause machen will und das Gerät ausschaltet, muß von vorne beginnen. Nur die Switch Version bietet dank Standby eine Art Pausefunktion.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden.


Fazit:

Wer gerne mal ein typisches Arcadespiel erleben will, ist mit Toki goldrichtig. Sicherlich hat die alte 8-Bit Version nur noch nostalgische Zwecke, die Switch Fassung ist aber ein wirklich gutes Spiel. Wenn man den mit dem harten Schwierigkeitsgrad und dem etwas unfairen Spielprinzip klarkommt. Arcade bedeutet eben auch durch Scheitern zu lernen, nicht durch ausführliche Tutorials. So war das eben damals vorm Spielautomat.


Wertungsübersicht:

System: Switch
Grafik: ( 8 / 10 )
Sound: ( 8 / 10 )
Singleplayer: ( 8 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Intensiv
System: C64
Grafik: ( 6 / 10 )
Sound: ( 4 / 10 )
Singleplayer: ( 6 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Angespielt
 

Bilderstrecke

Switch Retrocollector Edition
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