Auch in diesem Serienableger wird alles grafisch sehr schön und detailliert dargestellt, Creative Assembly enttäuscht die Spieler nicht. Schön animiert fließt das Wasser des Nils an Sandbänken und Klippen vorbei. An seinem Verlauf finden sich Städte, kleiner Monumente und auch einige berühmte Tempel.
Die Ufer werden gesäumt von breiten grünen Streifen mit Palmen und Schilf. An einigen Stellen sind Nilpferde, Krokodile oder andere Tiere heimisch.
Das ändert sich, sobald der Spieler in die Wüste zieht. Dort sind die sandigen Weiten nur von Felsen unterbrochen. Selten gibt es zwischen den Städten kleine grüne Flecken zu sehen.
Sehr schön ist der Tag und Nachtwechsel bei Dynasties gelungen, die dunkle Wüste wird dann nur von den Lichtern in Städten und Oasen durchbrochen.
Die Übersichtskarte ist allerdings sehr unübersichtlich. Alle Fraktionen werden in den buntesten Farbtönen dargestellt. Aber die Farben repräsentieren keinerlei Information, es ist einfach nur bunt. Somit ist echt extrem schwer, die nötigen Infos beim Spielen herauszufinden. Da wäre weniger eindeutig mehr gewesen.
Wer am Nil unterwegs ist, hört zahlreiche Tiergeräusche welche das Rauschen des Wassers übertönen. Im Hintergrund spielen einzelne mystische Klänge, die sich unauffällig zu einer Hintergrundmusik zusammensetzen. Der Gesamteindruck wirkt manchmal schon fast wie in einer Naturdoku. In der sandigen Gegend der Wüste klingen die Tierstimmen ab, dafür tritt die Musik in den Vordergrund.
Die Phrasen der Generäle und Gegner sind nett, wiederholen sich aber recht oft. Aber nicht so, dass sie nerven würden. Sehr viel mehr gibt es nicht zu sagen, die klangliche Untermalung ist nett und hält sich angenehm im Hintergrund. Mehr braucht es für ein Strategiespiel nicht.
Das grundsätzliche Spielprinzip ist gleich geblieben. Als Vertreter eines der zahlreichen Völker, gilt es das Herrschaftsgebiet bestehend aus einer einzigen Stadt, aufzuweiten und am Ende als starker Pharao über Ägypten zu herrschen. Wie gewohnt teilt sich das Spiel dazu in zwei verschiedene Aspekte auf. Auf der Übersichtskarte werden Truppen über das Land gezogen, Städte erobert und Feinde angegriffen. Auch das Verwalten der eigenen Provinzen und Armeen erfolgt hier. Kämpfe können in einem Echtzeittaktiksystem mit Pausenfunktion ausgetragen werden.
Doch vor dem Kampf gilt es erst einmal das eigene Reich zu verwalten. Nötige Ressourcen können in den Städten durch den Bau entsprechender Gebäude produziert werden. Nahrung, Stein, Bronze und Gold werden für den Erhalt der Armeen und den Ausbau der Provinzen gebraucht. Je nach Gegend ist die Ausbeute unterschiedlich. Am Nil wird der Hauptteil der Nahrung produziert, während die Steinbrüche eher abseits in der Wüste liegen.
Weitere Gebäudetypen ermöglichen das Ausheben von Truppen oder bieten Vorteile im Verlauf der Kampagne. So kann die Produktivität erhöht, oder aber die Zufriedenheit der Bürger gesteigert werden. Je nach Spielweise und gesetzten Zielen können die Gebäude ausgewählt werden.
Wer auf Diplomatie setzt, kann mit Monumenten seinen Einfluss und seine Legitimation auf den Platz des Pharaos steigern. Auf dem Weg dahin lassen sich auch andere Posten in der Verwaltung besetzen. Diese geben nicht nur kleine Vorteile, wer lässt nicht gerne mal etwas Geld zum eigenen Vorteil verschwinden, sondern lassen sich auch für die politische Karriere verwenden. Durch Intrigen und das Unterstützen anderer, können die politischen Gegner geschwächt und der eigene Aufstieg vorangetrieben werden.
Im Spiel funktioniert das System relativ einfach. Jeder der fünf Posten kann eine bestimmte Intrige starten, z.B. Erpressung eines Gegners. Je mehr Unterstützer die Intrigen finden, desto erfolgreicher werden sie. Als Lohn winkt Gold, Legitimationspunkte und sogar eine freie Position in der Hierarchie. Diese kann dann selbst eingenommen werden.
Wer politisch stark genug wird, kann sogar einen Erbfolgekrieg vom Zaun brechen, an dessen Ende man hoffentlich selbst auf dem Thron sitzt. Das Risiko ist dabei allerdings groß, da im schlimmsten Fall alle anderen Anwärter zu Feinden werden.
Natürlich ist Krieg auch ein probates Mittel, um kleiner Ziele zu verfolgen. Nur durch Eroberung lässt sich das eigene Gebiet nennenswert erweitern. Das ganze System ist so weit schon aus den zahlreichen Vorgängern bekannt.
Leider ist das Bedienkonzept in der neuesten Auflage misslungen. Tritt ein Verbündeter in den Krieg mit einer anderen Fraktion ein, wird man vor die Entscheidung gestellt, ob man selbst teilnehmen will oder nicht. Der Auswahldialog bietet die Möglichkeit, über Mausklick zu den einzelnen Fraktionen zu scrollen, aber stellt sonst keine Informationen über Stärke oder Größe bereit. Somit kann der Spieler nur raten, ob es sinnvoll ist sich auf einen Krieg mit einem eventuell weit überlegenen Gegner einzulassen. Das ganze System mit Kriegen und Verbündeten ist somit sehr unattraktiv und wird dann schnell ignoriert.
Die Spielbalance ist auch sehr unausgewogen. Der Anfang ist relativ schwer, da die Gegner schnell wachsen und mächtig werden. Das eigene Volk dagegen kämpft mit Mangel an allen Ecken und Enden. Es ist nur schwer möglich, eine gut ausgerüstete Armee zu finanzieren, geschweige den eine zweite. Während das eigene Reich durch zahlreiche Angriffe zermürbt wird, gedeihen die gegnerischen Reiche.
In einem Spiel passierte es, dass kleinere Reiche vom Kartenrand völlig grundlos den Krieg erklärten, obwohl sie einem diplomatisch neutral gegenüberstehen. Das ist zwar keine riesige Bedrohung, aber die zahlreichen Nadelstiche mit den kleineren Armeen binden die Kräfte des eigenen Reiches. Ist diese Phase dann irgendwann durchgestanden, sind die Ressourcen im Überfluss vorhanden. Das Spiel bietet dann keinerlei Herausforderung mehr. Vielmehr ist es dann ein Abarbeiten der gegnerischen Städte.
Es gibt aber auch Fälle, wo das ganze Diplomatiesystem nur noch zufallsgesteuert wirkt. Ein winziger Staat erklärt grundlos den Krieg, vier seiner Verbündeten schließen sich an und gehen sofort zum Angriff über. In der folgenden Runde lässt sich der Aggressor dann zu einem Frieden handeln, seine Verbündeten führen den Krieg aber weiter.
Bei Dynasties kam es dann zu einer weiteren kuriosen Situation. Ein Nachkomme wurde recht früh zum neuen Pharao, da der Machthaber verstarb. In der nächsten Runde erklärten dann zahlreiche Völker den Bürgerkrieg und die eigenen fünf Städte standen dann vier Völkern mit 30 oder mehr Städten gegenüber. Der folgende Ansturm der Armeen war dann einfach nicht zu überleben.
Glücklicherweise lässt sich beim Kampagnenstart vieles davon einstellen, allerdings hinterlässt es irgendwie ein schales Gefühl, wenn man beim Spielstart die KI Aggressivität umstellen muss, um überhaupt ins Spiel zu finden.
Die Ingame Anleitung ist zwar eine gute Idee, hilft aber oft nicht weiter diese Systeme zu durchschauen. So gibt es schon recht früh im Verlauf des Spieles die Meldung, dass die Verwaltungsstufe sich erhöht hätte. Sucht man in der Enzyklopädie, findet sich der Begriff aber nicht. Ein typisches Beispiel von gut gedacht, aber schlecht umgesetzt, bzw. schlecht übersetzt.
Somit ist dieser Teil des Spiels eher enttäuschen geraten, aber es gibt ja noch den Echtzeitkampf. Auch bei diesem halten sich die Innovationen in Grenzen. Neu dazugekommen ist Wetter. Sandstürme oder starke Hitze, welche das Geschehen beeinflussen. Truppen sind bei hoher Temperatur schneller erschöpft. Beim Sandsturm verringert sich die sichtweit, Fernkampf ist nur noch eingeschränkt möglich und die Truppen bekommen sogar Schaden.
Zusätzlich hat die Landschaft einen stärkeren Einfluss. Flüsse oder Schlammfelder bremsen die Einheiten aus, Wälder verbergen wie schon in den Vorgängern die eigenen Kämpfer.
Das Besondere bei jedem neuen Teil sind die Truppen, und hier patzt Pharao leider. Da die Entwickler sich dazu entschieden haben, nur historisch korrekte Einheiten einzubauen und keine mystischen Monster dazuzunehmen, ist die Auswahl enttäuschend gering.
Grundsätzlich gibt es nur drei Kategorien. Fuß- und Fernkampftruppen und Streitwagen. Erstere teilen sich in verschiedene Waffentypen auf, teilweise mit Schild. Die spielbaren Unterschiede sind aber gering. Unterschiede gibt es nur in den Werten, also wie viel Schaden oder Rüstung vorhanden ist.
Bei den Fernwaffen gibt es Bögen, Schleudern und Speere. Das war es dann auch schon. Streitwagen unterscheiden sich auch nur in ihren Werten, alle sind mit Bögen bewaffnet. Auch die Generäle sind beliebig austauschbar, da sie alle Zugriff auf die gleichen Spezialfähigkeiten haben.
Es macht zwar immer noch Sinn, die Kämpfe selbst auszuführen, da man so oft ein besseres Ergebnis erzielt. Durch die standardisierten Truppen sind diese aber sehr öde und die Versuchung ist riesig einfach, den automatischen Kampf zu nutzen und das Ergebnis auswürfeln zu lassen.
Das macht es auch uninteressant die unterschiedlichen Völker auszuprobieren, da es völlig egal ist, ob man jetzt ägyptische oder libische Bogenschützen ins Gefecht schickt. Nur die Hordenmechaniken einzelner Völker bringen etwas Abwechslung, aber nur auf der Übersichtskarte.
Zudem versauen zahlreiche Fehler den Spielgenuss. Nach einigen Runden wird das Spiel immer langsamer und ruckeliger. Später kommt es zu regelrechtem Einfrieren für Sekunden, was unausweichlich nach einigen Runden zum Absturz führt. Beendet man das Spiel und startet es neu, ist wieder einige Runden Ruhe bevor das ganze von vorne losgeht. Nicht schlimm, aber wirklich nervig.
Ein weiteres Problem ist, das sich teilweise Spielstände nicht mehr laden lassen und man immer wieder im Startbildschirm landet. Manchmal ist die Lösung ein älterer Spielstand, manchmal geht es auf wundersame Weise am nächsten Tag wieder. Leider scheint auch kein Patch dieses Problem zu adressieren.
Total War: Pharao ist genauso zweischneidig wie die Landschaft Ägyptens. Auf der einen Seite liegen die fruchtbaren Täler und Oasen. Tolle Grafik, ein interessantes Setting und vor allem das spaßige Handelssystem können begeistern.
Auf der Gegenseite dann die Wüste mit ihren trostlosen Spielmechaniken. Umständliche Bedienung, die zu andauernden Fehleingaben führt und langweilige Einheiten. Letzteres ist ein großer Makel, da damit der Echtzeitkampf sehr langweilig wird und er schnell vom automatischen Kampf verdrängt wird.
Ein wahrer Spielspaßkiller sind die zahlreichen Bugs, die anscheinend auch nicht mehr korrigiert werden. Zahlreiche Abstürze nerven, durch die automatische Speicherfunktion sind sie aber nicht tragisch. Spielstände, die sich nicht mehr laden lassen, sind aber absolut unakzeptabel.