Wasteland 2

Getestetes System: PC
Weitere Systeme: -
Kategorie: Rollenspiel
VÖ: 2014
Entwicklungsstudio: InXile Entertainment
Publisher: Deep Silver
Alterseinstufung: 16+
   
Test von: Hermann
Version: (D)
Spracheinstellung: Englisch


Beschreibung

Klassische Rollenspiele zu 8-Bit Zeiten spielten meistens in Fantasywelten. Zwergenhafte Krieger kämpften Seite an Seite mit mächtigen Magieanwendern gegen Orks, Goblins und andere Monster. Vieles war geprägt von Dungeons Dragons und Herr der Ringe.

Wer aus diesem Allerlei ausbrechen wollte, hatte wenig Auswahl. Neben seltenen Science Fiction Rollenspielen gab es noch ein weiteres Thema, die Post Apokalypse im Mad Max Stil. Einer der bekanntesten Vertreter davon war sicher Wasteland.

Ähnlich wie in der Fantasy Reihe The Bards Tale, zog hier eine Gruppe von Helden durch die Lande und kämpfte sich hauptsächlich durch textbasierte Beschreibungen und Begegnungen. Viele Jahre später tritt der offizielle Nachfolger an um die Geschichte fotzusetzen, entwickelt von einem der ursprünglichen Designer und seinem aktuellen Entwicklungsstudio.


Grafik ( 6 / 10 ):

Natürlich hat sich auch technisch viel getan. Gab es früher nur einen kleinen Bildausschnitt mit einer Weltkarte, über die sich kleine Sprites bewegten, ist heute alles detaillierter dargestellt. Die Weltkarte über welche die Spieler reisen, streckt sich über den kompletten Bildschirm, die zahlreichen Textboxen mit Infos zur Party sind kleinen Symbolbildchen gewichen. Spartanisch bleibt das ganze aber trotzdem.

Erst wenn die Reisegruppe ein neues Gebiet erreicht, wechselt das Spiel in eine klassische Rollenspielansicht wie man es zum Beispiel von den Baldurs Gate Titeln kennt. Der Großteil des Bildschirm ist von der Spielwelt bedeckt, welche je nach gewähltem Ausschnitt eine schräge Draufsicht oder von oben dargestellt wird. Viele Spieler werden sich eine flexiblere Einstellmöglichkeit wünschen. Es ist zwar möglich den Winkel anzupassen, was eine bessere Übersicht im Kampf ermöglicht, der sichtbare Bereich bleibt aber immer gleich groß. Wer gerne mal den Überblick haben will, kann nur auf die Karte ausweichen.

Die Grafik wirkt auf den ersten Blick sehr verwaschen, gerade die Weltkarte ist ausgesprochen häßlich. Die Grafik in den einzelnen Gebieten ist deutlich besser, erinnert aber eher an alte SVGA Titel anstatt ein modernes Spiel. Nach etwas Eingewöhnung stört das aber nicht mehr und die Nostalgie überwiegt.


Sound & Musik ( 7 / 10 ):

Beim Sound bietet das Spiel deutlich mehr. Neben sehr guter und atmosphärischer Musikuntermalung, erfreuen besonders die guten englischen Sprecher. Viele Dialoge sind vertont, gerade die Funksprüche welche die Ranger auf ihrer Reise zu hören bekommen sind oft sehr witzig eingesprochen.

Im Kampf gibt es nichts Besonderes auf die Ohren, an die wenigen Geräusche hat man sich schnell gewöhnt und hört sofort ob ein Schuß getroffen hat oder nicht. Anstatt eine tolle Kampfatmosphäre aufzubauen, ist der Ton eher funktional.


Singleplayer ( 8 / 10 ):

Die gute Nachricht zuerst: Wasteland 2 macht seinem Namen alle Ehre. Es fühlt sich von der Bedienbarkeit, dem Setting und den erzählten Geschichten sofort wie ein Wasteland an. Viele kleine Andeutungen an den bekannten Vorgänger erfreuen das Spielerherz.

Schon der Bildschirm zeigt wo die Reise hingeht. Die Isometrische Grafik erinnert an Klassiker wie Baldurs Gate, die Heldengruppe wird am unteren Rand durch kleine Bildchen repräsentiert, umgeben von Aktionssymbolen. Durch Mausklick kann das Inventar und Charaktermenü ausgewählt werden. In der Aktionsleiste können die speziellen Fähigkeiten der Charaktere beliebig abgelegt werden, was z.B. schnelles Heilen ermöglicht. Weitere Symbole erlauben das Nachladen oder den Wechsel zu einem zweiten Waffenset.

Wer etwas Erfahrung mit klassischen Rollenspielen hat, wird sich sofort zurechtfinden. Auch im Charaktermenü ist alles selbsterklärend. Alle Charakterwerte oder Skills sind mit einer kurzen Beschreibung aufgelistet. Werte von 0 bis 10 beschreiben wie gut der Charakter ist. Beim Stufenanstieg, der ganz klassisch über Erfahrungspunkte aus Kämpfen und erledigten Aufträgen erfolgt, können Fähigkeiten gesteigert werden. Sehr hilfreich ist daß das Spiel auch die Werte anderer Charakter anzeigt, so sieht man sofort falls ein anderer Charakter diese Fähigkeit schon besser kann. Das erspart die Verschwendung von Punkten, da es sich z.B. nicht lohnt zwei Charaktere mit Schlösserknacken zu haben. Da investiert man lieber in eine andere Fähigkeit.

Im Laufe des Spieles finden sich auch Bücher die weitere Fähigkeiten steigern, über den maximalen Wert von 10 geht das aber nicht. Höhere Werte können nur durch Ausrüstung erreicht werden. Jeder Charakter hat einen Slot für so ein Item reserviert. Je nach Vorliebe oder Situation kann dieses auch getauscht werden. Gerade am Anfang kann das durchaus mal sinnvoll sein wenn ein Wert zu niedrig ist. Später im Spiel belässt man es meistens bei einem besonders guten oder passenden, da die Fähigkeiten der einzelnen Partymitglieder schon gut ausgebaut sind.

Je höher ein Fertigkeitswert ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit daß eine Aktion gelingt. Wer einen Stufe 1 Safe knacken will, hat schon bei einer Fähigkeit von 3 oder 4 eine 100% Chance. Ist der Fähigkeitswert niedriger, reduziert sich die Wahrscheinlichkeit bis auf 0%. Auch steigt das Risiko für einen katastrophalen Fehlschlag wenn der ausführende Charakter zu schlecht ist. Beim Schlösserknacken geht nur das Schloß kaputt und läßt sich nicht mehr öffnen, beim Entschärfen von Fallen ist ein Fehlschlag schon schmerzhafter.

Das System wird auch für das Waffenhandling benutzt, für jeden Typ gibt es eine extra Fähigkeit. Wer gut mit Pistolen umgehen kann, ist deswegen noch lange kein guter Scharfschütze. Nach kurzer Spielzeit hat man das System komplett durchschaut, auch wenn es am Anfang eher schlecht erklärt wird. Grade beim Erstellen der vier Hauptcharaktere sollten eher Spezialisten erstellt werden, Allrounder haben schlechte Karten.

Im Laufe des Abenteuers lassen sich weitere Begleiter aufsammeln. Bis zu drei zusätzliche Plätze sind vorhanden. Auch gibt es weitere Personen welche dem Spieler Gesellschaft leisten, aber nicht vom Spieler gesteuert werden können. Diese bleiben manchmal nur bis zur Erfüllung ihres Auftrages in der Party, manchmal bis zum Tode. Wiederbeleben kann man diese nämlich nicht, sterben sie im Kampf kann also auch eine Nebenmission scheitern.

Von diesen gibt es unterwegs ziemlich viele zu erledigen, in jedem neu entdeckten Ort gibt es Arbeit. Manche sind optional, andere nötig um die Geschichte voranzutreiben. Es gibt dabei fast immer mehrere Wege zum Ziel zu kommen. Ein benötigtes Item kann entweder auf einer Mission gefunden oder manchmal direkt von einem Händler gekauft werden. Oder dieser wird einfach über den Haufen geballert und der Gegenstand eingesackt. Ohne Konsequenzen bleibt so eine Aktion dann natürlich nicht. Oft ist es auch nicht so einfach ersichtlich was eine gute Vorgehensweise ist und was nicht, gerade wenn man sich zwischen der Unterstützung zweier Fraktionen unterscheiden muß.

Nicht immer ist das aber so gut gelöst. Manchmal wird man in Situationen geworfen wo nicht klar ist was zu tun ist. An einer Stelle soll man jemanden vor dem Ertrinken retten, kann ihn aber nicht erreichen. Da es auch keine Fähigkeit gibt, mit dem man schwimmen kann, ertrinkt die Person unweigerlich nach kurzer Zeit. Eine Erklärung dazu gibt es aber nicht. Schafft man aber nicht die Situation zu lösen, hat man deutliche Nachteile. Spätestens nachdem einem dies öfters passiert ist, ist die Versuchung groß im Internet zu spicken und sich das Spielerlebnis zu schmälern. Früher mag so bestrafendes Spieldesign noch üblich gewesen sein, heute ist es einfach nur störend.

Leider zieht sich das durch das ganze Spieldesign. Beim ersten Durchspielen und ohne im Internet nachzulesen, enden viele Missionen in einem schlechten Ende. Dabei sind dann so tolle Sachen wie das alle Einwohner einer Stadt tot sind, nur weil man zwischendrin mal kurz auf die Weltkarte gewechselt ist. Unter gewissen Umständen triggert das ohne jegliche Erklärung das Auslöschen der ganzen Stadt. Wer Pech hat merkt das erst Stunden später, weil manche Aufträge nicht mehr lösbar sind.

Vermutlich werden jetzt wieder einige Fanboys argumentieren daß es total super ist wenn man erst in Foren nachlesen muß wo man überall etwas falsch gemacht hat. Aber wenn eine ganze Questreihe, in welche man Stunden investiert hat, ohne jede Vorwarnung oder einen Hinweis scheitert, ist es einfach nur schlechtes Spieldesign.

Passiert so etwas durch eine Entscheidung in einem Handlungsstrang, ist es etwas anderes. Aber nur durch einen beilläufigen Mausklick, der nicht einmal mit einer Entscheidung des Spielers in Bezug steht, stundenlangen Fortschritt zu vernichten wird vielen Spielern die Lust versauen. Und das ist schade, da das Spiel so vieles zu bieten hat.

Es gibt aber auch Beispiele wo das gut gelungen ist, an manchen Orten muß der Spieler Farbe bekennen. Unterstützt er eine der Fraktionen, bleibt das nicht ohne Folgen bei deren Feinden. Ein richtig oder falsch gibt es dabei oft nicht, manchmal erfährt man nicht einmal daß man die Bösen unterstützt hat. Oft sind moralische Entscheidungen nicht einfach in Gut und Schlecht aufgeteilt, im Wasteland gibt es nur Grautöne. Wenn etwas als zu gut erscheint, birgt es meistens ein dunkles Geheimnis.

Wer nach den 50+ Stunden noch nicht genug hat, kann also durchaus einen weiteren Durchlauf starten und erlebt genug Neues um sich nicht zu langweilen.


Multiplayer ( - / 10 ):

Nicht vorhanden


Fazit:

Eigentlich ist Wasteland 2 ein tolles klassisches Rollenspiel. Es bietet viele Geschichten, viele Entscheidungsmöglichkeiten und viel Rollenspiel. Leider bietet es auch klassisches Spieldesign, was in diesem Fall Spieldesign aus der Steinzeit bedeutet. Spielerbestrafend, frustrieren und oftmals einfach nur unfair. Dafür entschädigen aber die interessante Story und die zahlreichen kleinen Missionen welche die Ranger erledigen können. Wer die Entscheidungsfreiheit schätzt und auch mit falschen Entscheidungen leben kann, wird sehr viel Spaß haben und sollte zugreifen.


Wertungsübersicht:

System: PC
Grafik: ( 6 / 10 )
Sound: ( 7 / 10 )
Singleplayer: ( 8 / 10 )
Multiplayer: ( - / 10 )
Spieldauer: Durchgespielt
 

Bilderstrecke

Wasteland 2 Ranger Edition
 
 
 

Gameplay Video